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DLR-Studie zum Schlafmangel
Wie Übermüdung die Leistung sinken lässt

Wir können uns nicht mehr konzentrieren, fühlen uns im Extremfall wie betrunken: Schlafmangel wirkt sich spürbar auf den Körper aus. Welche medizinischen Ursachen dahinter stehen, versuchen Forscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR herauszufinden.

Von Marleen Halbach |
    Ein müder Student gähnt
    Die meisten Menschen brauchen acht Stunden Schlaf. (picture alliance / dpa)
    Johanna hat es für die Wissenschaft getan, elf Tage und Nächte lang: "Ich habe geschlafen wie ein Baby, weil es auch extrem dunkel war und keine Geräusche gab. Und das kennt man von zu Hause eher weniger."
    Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR besucht die Probandin noch einmal das Labor, wo sie im Dezember an einer Schlafstudie teilgenommen hat. Der Ort mutet an wie ein Krankenhauszimmer: komplett in weiß gehalten, einem Rollbett mit Trethebeln. Das Licht kann gedimmt werden.
    In der Forschungseinrichtung envihab wurde das Verhalten der Studienteilnehmer streng überwacht, um festzustellen, welche Risiken bestehen bei zu wenig Schlaf bis hin zu chronischem Schlafmangel.
    "Also ich musste am Computer immer meine Leistungstests machen. Ansonsten habe ich hier gar nicht so viel Zeit hier drin verbracht, weil wir zwischen den einzelnen Untersuchungen und den Tests nicht in den Zimmern sein sollten, damit immer gewährleistet ist, dass wir nicht zwischendurch einschlafen."
    Bis zu 38 Stunden ohne Schlaf
    Unter ständiger Beobachtung, ohne Tageslicht, mit mehreren medizinischen Tests am Tag und verkabelt in der Nacht: am Ende der Studie sollen die 36 Probanden je elf Tage lang gewohnt und geschlafen haben. Mithilfe ihrer Daten soll erforscht werden, wie Schlafmangel die Leistungsfähigkeit beeinflusst.
    Die eine Hälfte der Teilnehmer darf pro Nacht acht Stunden schlafen, die andere in fünf der Nächte nur jeweils fünf Stunden. Damit sind sie chronischem Schlafmangel ausgesetzt. Nach einer Erholungsnacht steht dann allen Probanden der ermüdendste Teil der Studie bevor:
    "Der anstrengendste Tag war auf jeden Fall der mit den 38 Stunden Schlafentzug. Also die Nacht durchzuhalten war gar nicht so schlimm. Aber dann gegen morgens früh habe ich bei diesem kognitiven Leistungstest gemerkt, dass es echt super schwierig war wachzubleiben, das war wirklich hart."
    Adenosin macht schläfrig
    Dabei hatte Johanna sogar alle Nächte acht Stunden geschlafen. Doktorandin Denise Lange begleitet die Studie am Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin. Ziel ist es, Johannas Gruppe mit den Probanden mit chronischem Schlafmangel zu vergleichen.
    "Wir haben drei Schlüsselpunkte: das ist einmal nach der chronischen Phase. Da wollen wir gucken, wie ist das Verhältnis zwischen der Experimental- zur Kontrollgruppe? Reichen diese acht Stunden in der Experimentalgruppe, damit die Probanden wieder auf das Level der Kontrollgruppe kommen? Dann der akute Schlafentzug: Kommt der Proband, der in der Experimentalgruppe war, genauso gut damit zurecht, obwohl er die Historie mit dem chronischen Schlafentzug hinter sich hat, wie der Proband, der in der Kontrollgruppe war und die ganze Zeit acht Stunden schlafen durfte?"
    Um die Gruppen zu vergleichen, bestimmen die Wissenschaftler mit vielen Tests und Messungen, wie müde und leistungsfähig die Probanden sind. Das Molekül Adenosin interessiert sie dabei besonders. Es wird im Gehirn mit der Selbstregulation des Schlafs - der sogenannten Homöostase - in Verbindung gebracht:
    "Beim homöostatischen Prozess geht man davon aus, dass Adenosin eine wichtige Rolle dabei spielt: Es akkumuliert über den Tag im Gehirn, dockt an die Rezeptoren und lässt uns müde werden. Koffein ist genau der Gegenspieler davon. Akut wissen wir schon sehr viel darüber. Wo das Modell nicht mehr ganz funktioniert, ist bei chronischem Schlafentzug. Und das ist genau das, was wir hier untersuchen."
    Wieviel Schlaf ist genug?
    Um sichtbar zu machen, wie viele Rezeptoren im Gehirn mit Adenosin besetzt sind - also wie müde die Probanden sind - werden Aufnahmen im Positronen-Emissions-Tomographen gemacht. Diese bunt eingefärbten Bilder des Gehirns sollen wie alle anderen Messergebnisse verstehen helfen, wie chronischer Schlafentzug auf den Menschen wirkt.
    Ergebnisse gibt es noch nicht, denn die Studie am DLR läuft noch bis Mitte Februar. Johanna hat aber allein durch die Teilnahme am Experiment schon ihr eigenes Fazit ziehen können:
    "Ich habe festgestellt, dass es wirklich extrem wichtig ist, genug zu schlafen. Ich habe das vorher schon oft versucht. Aber durch alles was ich mitbekommen habe, ist mir klar geworden, dass man nicht so leistungsfähig ist, wie man es wäre, wenn man komplett ausgeschlafen ist. Und ich versuche halt wirklich drauf zu achten, acht Stunden eigentlich schon zu schlafen, weil man produktiver ist."