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DNA-Codes
Wie Olivenöl fälschungssicher wird

Man kann viel Geld ausgeben für Olivenöl. Ein hoher Preis ist aber kein Garant für ein gutes Produkt, wie aufgedeckte Panschereien immer wieder belegen. Wissenschaftlern der ETH Zürich ist es nun gelungen, Olivenöl mit DNA-Codes in Nanogröße so zu markieren, dass es fälschungssicher wird. Und das ist nicht nur bei Öl möglich.

Von Thomas Wagner |
    Olivenöle und verschiedene Konserven in einem italienischem Supermarkt.
    Studien zufolge sind 30 Prozent der Öle, die als kalt gepresst verkauft werden, mit anderen Ölen gepanscht. (picture alliance / dpa/ Lars Halbauer)
    "Olivenöl haben wir als Beispiel genommen, weil es eines der am meisten gefälschten Produkte ist."
    Dies ist die Geschichte eines Wissenschaftlers, der auszog, um den Etikettenschwindlern und Lebensmittel-Panschern das Handwerk zu legen: Robert Grass forscht am Department Chemie und angewandte Biowissenschaften der ETH-Zürich, speist zudem gerne auch mal italienisch. Und da stoßen ihm solche Meldungen besonders auf:
    "Es gibt Studien, die zeigen, dass 30 Prozent von den Ölen, die als kalt gepresst verkauft werden, nicht solche sind, sondern gepanscht sind mit anderen, billigeren Ölen."
    Ebenso ist es häufig keineswegs ausgemacht, dass italienisches Olivenöl auch tatsächlich aus italienischen Pflanzenölen entstanden ist. All dies ließ Robert Grass und sein Forscherteam über die Frage grübeln: Wie können Lebensmittel absolut fälschungssicher so gekennzeichnet werden, dass ihre Herkunft unzweideutig erkennbar ist?
    Für jedes Produkt ein unverwechselbarer DNA-Code
    Die Antwort fanden die Experten unterm hochauflösenden Elektronenmikroskop:
    "Also Nano ist eigentlich zehn hoch minus neun Meter, also extrem klein."
    Beschreibt Chemikerin Daniela Paunescu von der ETH-Zürich jene Nanopartikel, die sie und ihr Kollege Robert Grass in winzigen Konzentrationen dem Olivenöl beigemischt haben. Sie enthalten einen unverwechselbaren Code, sogenannte künstliche DNA, also künstlich hergestelltes Erbgut. Für jedes Produkt können die Experten einen unverwechselbaren DNA-Code schreiben, wie eine E-Mail am Computer. In diesem Fall ist die Tastatur aber nicht mit einem simplen Rechner verbunden, sondern mit einer Art "Brutofen" für künstliche DNA in Nanogröße.
    "Das sind Syntheseroboter. Da kann man sozusagen den Code vorgeben, den man haben möchte."
    Da steht dann beispielsweise in einer Art DNA-Sprache geschrieben, woher ein bestimmtes Olivenöl stammt und wie es gepresst wurde. Dann wird das Öl mit diesem künstlichen, codierten Erbgut versetzt. Damit finden sich im Öl selbst alle wesentlichen Informationen über das Produkt – und das auch noch so, dass niemand die Informationen des Herstellers nachmachen oder fälschen kann.
    "Im Grunde ist das wie beim Onlinebanking so ein Verschlüsselungssystem. Und das ist bei DNA auch möglich."
    DNA-Codes in Nanogröße als fälschungssicheres Label – das funktioniert, so Robert Grass, nicht nur bei Olivenöl.
    Herkunft von Käse, Joghurt und Co. zurückverfolgen
    "Etwas, was gerade sehr aktuell ist bei uns: Milchprodukte. Die haben ja sehr verschiedene Verarbeitungsprozesse hinter sich. Ob ich Joghurt mache oder Käse – da ist es interessant, zurückzuverfolgen, beispielsweise wenn ich ein Stück Käse habe, aus welcher Region kommt das, vielleicht sogar von welchen Bauern oder Kühen."
    Geht es nach den Experten der ETH-Zürich, dann werden zukünftig alle gängigen Produkte mit unverwechselbaren DNA-Codes gekennzeichnet. Sie sind damit einwandfrei identifizierbar, in der Regel nicht vom Verbraucher direkt, aber beispielsweise bei Stichprobenkontrollen in Lebensmittelllabors, die über die entsprechenden Analysengeräte verfügen. Allerdings hat die Sache einen Haken: Um die Haltbarkeit zu erhöhen, werden die DNA-Codes in winzig kleinen Silikonbällchen verpackt.
    "Die nicht toxisch sind, also die sind nicht gefährlich. Silika an sich ist auch in vielen Lebensmitteln drin."
    So Daniela Paunescu. Sie weiß aber auch: Viele Verbraucher könnte ein Unbehagen überkommen, wenn sie wissen: Im Qualitätsolivenöl und im Biokäse, den sie gerne essen, hat der Hersteller winzige Nanopartikelchen eingebaut.
    "Man hat natürlich Angst in diesem Bereich. Man nimmt Silika zu sich, Nanopartikel. Aber beides ist nicht toxisch."
    Verbraucher sind skeptisch gegenüber Nanoteilchen im Essen
    Bleibt dennoch die Frage, ob sich damit die Skepsis vieler Verbraucher gegenüber den Nanoteilchen langfristig überwinden lässt, zugunsten eines fälschungssicheren Herkunftsnachweises. Der funktioniert allerdings nicht nur in Lebensmittel, sondern in vielen Produkten des täglichen Bedarfs.
    "Das ist extrem ansprechend für den heutigen Verbraucher, der sich zum Beispiel über Nachhaltigkeit Gedanken macht oder die Arbeitsbedingungen vor Ort: Es ist ein Unterschied, ob ich weiß, dass meine Schuhe nach einem gewissen Standard hergestellt wurden oder ob sie durch Kinder in Dritte-Welt-Ländern hergestellt worden sind."
    Auch darüber könnten die in die Produkte eingearbeiteten fälschungssicheren DNA-Label Auskunft geben. Bis in fünf Jahren, glauben die Züricher, werden die DNA-Codes in den ersten Produkten Standard sein und damit auch zu einer Stärkung des Verbraucherschutzes beitragen.