"Ich bin Olga, ich bin im 4. Semester und studiere Produkt-Design an der Kunsthochschule Kassel. Die documenta ist ziemlich präsent bei den Studenten. Viele Projekte drehen sich eben um die documenta."
Olga Turiel Dorofeeva bringt sich ein bei der Performance des deutsch-irakischen Künstlers Hiwa K. Der hat ein Flüchtlingscamp nachgebaut, wie er es im griechischen Hafen von Patras gesehen hat. Dort lebten Geflüchtete wochenlang in aufgestapelten großen Abwasserröhren. Die Kasseler Studentin Olga Turiel-Donafeva überwacht für den in Berlin lebenden Künstler den Aufbau der Groß-Skulptur: "Viele Studenten arbeiten bei der documenta, entweder als Aufbauhilfe oder im Pressezentrum, da gibt es ganz viele Möglichkeiten, sich da einzubringen."
"Ich bin Dounia Biedermann, ich bin 21. Jahre alt und wohne in Kassel. Ich studiere in Witzenhausen ökologische Agrarwissenschaften, jetzt im vierten Semester. Und arbeite nebenher bei der documenta 14."
Jobs in vielen Bereichen
Dounia Biedermann arbeitet schon seit Januar in der Kommunikationsabteilung der Weltkunstmesse. Die angehende Agraringenieurin spricht mehrere Sprachen fließend. Dass man durch die Mitarbeit bei der documenta Geld verdienen kann, ist praktisch – aber längst nicht alles, sagt sie. Dounia Biedermann reizt das Thema des sozialen und ökologischen Nord-Süd-Konflikts, das im Zentrum der diesjährigen documenta steht.
"Ich bewege mich in so ein paar Welten. Es gibt einmal diese Ökowelt, in der sich viel um Landwirtschaft dreht und in der viel Weltverbesserung stattfindet. Aber diese Kunstwelt ist auch eine Welt für sich, wenn ich das so sagen kann, in der sich auch mit den gleichen Themen beschäftigt wird und in der versucht wird, einen Anstoß zu geben. Ja, ich versuche das so ein bisschen zu vermischen, das man aus dem Anstoß heraus auch handelt."
So geht ihr documenta-Engagement inzwischen weit über den bezahlten Job hinaus. Mit einigen anderen Studierenden wird Dounia Biedermann ab dem 10. Juni - dem Beginn der documenta in Kassel – direkt am Uni-Campus in Absprache mit dem documenta-Team einen Informationskiosk mit einem angrenzenden Gemeinschaftsgarten für Studierende und Nachbarn betreiben – ehrenamtlich:
"Also es werden lokale Akteure präsentiert, die es irgendwie geschafft haben oder es versuchen, unabhängig von der Weltwirtschaft zu handeln, mit eigenen Wirtschaftskreisläufen. Zum Beispiel die solidarische Landwirtschaft, die dort präsentiert wird, die ein eigenes Bezahlsystem haben. Oder auch Mitgliederläden. Aber alles als Medium für eine Message. Wir bekommen zum Beispiel einen Tag altes Brot von einer Bäckerei, mit dem man dann auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen kann."
Studenten bringen sich in der documenta ein
Solch ehrenamtliches Polit-Engagement ist allerdings keine Voraussetzung dafür, sich um einen Job bei der documenta zu bewerben. Das betont Caroline Kim, Kommunikationskoordinatorin der documenta 14. Allerdings entstehen viele Studierendenjobs aus langfristig angelegten gemeinsamen Projekten der Kunstmesse mit der Uni Kassel:
"Im letzten Sommersemester gab es schon von unserer Vermittlungsabteilung eine Veranstaltung, die hieß, die Fourteen Sessions, wo verschiedene Bereiche der documenta sich vorgestellt haben und verschiedene Bereiche der Ausstellung und die Studierenden sich angenähert haben."
Daraus entstand etwa die enge Kooperation mit der Uni-Germanistik, die weltweit 70.000 verbotene Bücher auflistete, die jetzt in die Großinstallation "Parthenon der Bücher" eingebaut werden – dem Wahrzeichen der diesjährigen documenta.
Dieser ganze inhaltliche Unterbau dieser großen Installation auf dem Friedrichsplatz ist eigentlich sehr stark abhängig gewesen von der Kooperation mit der Universität.
Gibt es jetzt, wenige Wochen vor Beginn der documenta, noch Jobs für Studierende? Caroline Kim macht Mut, sich noch kurzfristig zu bewerben:
"Desto näher man der Eröffnung rückt, gibt es auch mehr zu tun und da werden auch immer noch Leute eingestellt."