documenta-echo: Cecilia Vicuña
Die Geschichte des roten Fadens

Sprache wandert. Worte ziehen von Mund zu Mund, von Sprache zu Sprache, von Kultur zu Kultur. Die chilenische Künstlerin Cecilia Vicuña erinnert auf der documenta 14 an das, was alle Menschen verbindet.

Von Veronika Bock |
    Cecilia Vicuña steht zwischen armdicken, verfilzten Wollfäden, inmitten ihres Kunstwerks "Quipu Womb" auf der documenta 14 in Athen
    Die chilenische Dichterin, Künstlerin und Filmemacherin Cecilia Vicuña inmitten ihres documenta 14-Kunstwerks "Quipu Womb" (Deutschlandradio / Änne Seidel)
    Cecilia Vicuña, geboren 1948, ist eine chilenische Dichterin, Künstlerin und Filmemacherin, die ihre Kunst als feministisch beschreibt. 1973, nach dem Tod von Präsident Salvador Allende, ging sie ins Exil nach London, heute lebt sie in New York City.
    "Quipu Womb"
    Unter anderem komponiert Vicuña "dreidimensionale Gedichte" - eine Mischung aus Installation und Lyrik. Diese Arbeiten nennt sie "quipoems", eine Wortneuschöpfung aus dem englischen Wort für Gedicht ("poem") und dem Begriff "Quipu". Letzterer bezeichnet ein Gebilde aus Fäden und Knoten, das im alten Peru der Kommunikation diente, also eine Art Knotensprache. Auf der documenta 14 in Athen zeigt Vicuña ihre Installation "Quipu Womb" und erzählt eine Geschichte über Migration, Sprache und das Leben aller.
    Dicke, verfilzte rote Wollfäden hängen von einem Rad, das an der Decke befestigt ist.
    Cecilia Vicuñas documenta 14-Kunstwerk "Quipu Womb" (Deutschlandradio / Änne Seidel)
    Cecilia Vicuña:"Quipu Womb (The Story of the Red Thread, Athens)" (2017), documenta 14, Nationales Museum für Zeitgenössische Kunst, Athen
    Videoporträts zum documenta-echo
    Das documenta-echo ist nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar: Im Rahmen einer Kooperation mit der Kunsthochschule Kassel entstehen experimentelle Videoporträts, die auf dem documenta-Portal des Deutschlandfunks veröffentlicht werden. Genau wie die Audios sind auch die Videos eigenständige kleine Kunstwerke – erstellt von Studierenden der Klasse Film und bewegtes Bild der Kunsthochschule Kassel.

    Dieses filmische Porträt ist eine Arbeit von Karl Brunnengräber. Es zeigt eine Auswahl von Szenen aus Cecilia Vicuñas Performance "Breaking the Heart of Creation". In dieser reagiert die Künstlerin auf die Stimmung des Raumes – ohne nachzudenken, sondern allein mit ihrer Gabe, räumliche Gedichte zu komponieren. Die Künstlerin schafft so einen Moment der Zusammengehörigkeit, der Berührung, des Schweigens. Das Porträt Cecilia Vicuñas entstand während des öffentlichen Programms der documenta 14 im Kasseler Museum Fridericianum am 29. April 2017.