Die Documenta wolle immer am weitesten weg sein vom Kunstmarkt, von Auktionspreisrekorden und vom Medienrummel, der gemacht werde, wenn es um Kunst gehe, sagte der Kunsthistoriker Wulf Herzogenrath im Deutschlandfunk. Fast immer habe sie das auch geschafft. Deswegen sei die Schau immer sehr spannend und ganz besonders dieses Mal. "Da ist die Frage der sozialen Bedeutung, der gesellschaftlichen Bedeutung der Kunst."
Es entscheide nie der Künstler selbst, sondern der Kontext, ob die Kunst, Kunst nur um der Kunst Willen sei oder gesellschaftspolitisch. Herzogenrath glaubt, das sei eine wichtige Erkenntnis. "Deswegen geht es auch sehr um Wiederentdeckungen." Noch nie habe es so viele Werke verstorbener Künstler auf einer Documenta gegeben. "Weil sie in den 60er, 70er-Jahren Bedeutendes, sozusagen Anti-Kunst, Performance-Dinge gemacht haben, die damals politisch gedeutet werden konnten und im heutigen Kontext so erscheinen."
Es sei fabelhaft, dass das Interesse an Kunst immer weiter wachse und zu sehen, dass die großen Klassiker große Menschenmengen anzögen, und vor allem, dass die Documenta jedes Mal ein noch breiteres Publikum habe. "Die Neugierde der Menschheit ist ja doch zum Glück da, sich zu beschäftigen mit Dingen, die sie noch nicht kennen und das macht doch das Menschsein aus, dass wir nicht wissen, was ist." Wenn die Kunst dazu beitragen könne, Fragen zu stellen und an den Menschen heranzukommen, dann seien jede Mark und Million für gute Ausstellungen gut angelegt.
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