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documenta-Kunst im NSU-Untersuchungsausschuss
Rekonstruktion der letzten halben Stunde im Leben Halit Yozgats

Die documenta hat sich in den vergangenen Wochen viel Kritik eingehandelt. Nun gibt es positive Nachrichten von einem ungewohnten Ort. Am Freitag wurde der d14-Beitrag der Gruppe Forensic Architecture im NSU-Untersuchungsausschuss im Hessischen Landtag gezeigt. Matthias Dell spricht von einem hoffnungsvollen Moment.

Matthias Dell im Gespräch mit Änne Seidel |
    Ein Teilnehmer trägt am 06.04.2016 bei der Gedenkfeier zehn Jahre nach der Ermordung von Halit Yozgat in Kassel einen Button mit der Aufschrift "Halit war mein Kollege". Halit war 2006 mutmaßlich das letzte Opfer der NSU-Morde gegen Migranten in Deutschland.
    Der Wiesbadener NSU-Untersuchungsausschuss lässt sich ein d14-Kunstwerk zeigen: "Ein hoffnungsvoller Moment". (picture alliance / dpa / Swen Pförtner)
    Die Künstlergruppe Forensic Architecture hat einen Film gedreht, in dem der Mord an Halit Yozgat rekonstruiert wird, dem neunten Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds. Die hessische SPD hat es geschafft, dass Ausschnitte des documenta-Werks in dem Ausschuss gezeigt wurden.
    In dem Kunstwerk, entstanden im Auftrag des NSU-Tribunals in Köln, geht es vor allem darum, die Plausibilität der Aussagen von Andreas Temme, zum Tatzeitpunkt Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes, zu prüfen. Temme saß zum Zeitpunkt des Mordes im Café, meldete sich danach nicht bei der Polizei und musste anschließend ermittelt werden.
    Das Potenzial der Kunst
    In dem Kunstwerk wird die letzte halbe Stunde im Leben Yozgats, des jungen Besitzers eines Internet-Cafés in Kassel, auf drei Ebenen visualisiert. Es gibt eine graphische Aufbereitung, eine Zeitleiste, wann sich welcher Kunde an einem Rechner eingeloggt hat und ähnliches; es gibt ein "Re-Enactment" mit einem von der Künstlergruppe nachgebauten Internetcafé; und es gibt dokumentarisches Material, ein Polizeivideo.
    Es war ein hoffnungsvoller Moment für die gesamte NSU-Untersuchung, weil gezeigt wurde, dass die Kunst letzten Endes mit dazu beitragen könnte, die NSU-Morde aufzuklären, so Dlf-Reporter Matthias Dell.