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Trotz DDR-Vergleichs
Döpfner bleibt BDZV-Präsident

Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger hält an Mathias Döpfner als Präsident fest. Der Springer-Chef hatte Journalisten in Deutschland in einer privaten Nachricht als "Propaganda-Assistenten" bezeichnet. "Inakzeptabel", findet auch der Verband. Döpfners Arbeit der vergangenen Jahre stelle man dennoch nicht in Frage.

Von Michael Borgers | 24.11.2021
Mathias Döpfner, BDZV-Präsident und Vorstandsvorsitzender Axel Springer SE
Mathias Döpfner, BDZV-Präsident und Vorstandsvorsitzender Axel Springer SE (picture alliance/dpa)

Drei Fragen, drei Antworten

Was hat der BDZV entschieden?
Was war geschehen?
Wie fielen die Reaktionen aus?

Was hat der BDZV entschieden?
In seiner Sitzung habe sich das Präsidium des BDZV unter anderem mit der privaten Textnachricht seines Präsidenten Mathias Döpfner befasst, teilte der Verband in einer Pressemitteilung mit. Döpfner habe zu Beginn der Sitzung das Zustandekommen und den Kontext seiner privaten Äußerung noch einmal dargestellt und seine inhaltliche Distanzierung und ausdrückliche Entschuldigung bekräftigt. Nach eingehender Diskussion hätten die Präsidiumsmitglieder „Döpfners Erläuterungen und Argumente mit großer Mehrheit für stimmig befunden und seine Bitte um Entschuldigung akzeptiert“.
Die Formulierungen in der privaten Textnachricht seien „selbstverständlich inakzeptabel“, heißt es weiter. Das Präsidium habe sich einmütig zu unabhängigem Journalismus, Presse- und Meinungsfreiheit bekannt. Nach der konstruktiven Diskussion stelle dies aber keinen Grund dar, die sehr erfolgreiche Arbeit des Präsidiums in den vergangenen Jahren in Frage zu stellen.
Was war geschehen?
Döpfner hatte in einer Kurznachricht Julian Reichelt als „letzten und einzigen Journalisten in Deutschland“ bezeichnet, der noch mutig gegen den „neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ aufbegehre. Fast alle anderen seien zu „Propaganda-Assistenten“ geworden.
Reichelt war zu diesem Zeitpunkt noch Chefredakteur der „Bild“, allerdings liefen da bereits hausinterne Untersuchungen gegen ihn. Springer hatte eine externe Kanzlei beauftragt, Vorwürfe gegen Reichelt zu untersuchen. Strafrechtlich Relevantes kam dabei dem Verlag zufolge allerdings nicht zutage, bei „Bild“ blieb alles beim Alten.
Julian Reichelt bei einer Podiumsdiskussion. Im Hintergrund ist das Logo der Bild-Zeitung zu sehen.
Julian Reichelt, seit Oktober nicht mehr Chefredakteur von "Bild" (imago/ Jörg Schüler)
Mehr als ein halbes Jahr später wurden dann allerdings neue Recherchen öffentlich: Parallel hatten die Investigativ-Redaktion im Ippen-Verlag und die „New York Times“ (NYT) den Fall noch einmal aufgerollt. Bei Ippen stoppte allerdings Verleger Dirk Ippen eine Veröffentlichung. Es hieß, man habe nicht den Anschein erwecken wollen, einem Konkurrenten wirtschaftlich schaden zu wollen. Der NYT-Artikel dagegen erschien. Und mit ihm neue Vorwürfe gegen Reichelt, seine Macht als Chefredakteur vor allem gegenüber Mitarbeiterinnen missbraucht zu haben. Außerdem wurde nun auch Döpfners DDR-Zitat öffentlich.
Wie fielen die Reaktionen aus?
Einige Verlage kritisierten Döpfner. Dessen Aussagen seien für Journalistinnen und Journalisten „eine unangemessene und verfehlte Herabsetzung“, erklärte etwa Thomas Düffert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Madsack Mediengruppe – und BDZV-Vizepräsident. Bei der Funke-Mediengruppe war von einer „unpassenden Formulierung“ die Rede.
Carsten Lohmann, Geschäftsführer des Bruns-Verlags ("Mindener Tageblatt"), forderte Döpfner auf, seinen Posten abzugeben: „Ich finde, dass jemand, der oberster Repräsentant der Tageszeitungen in Deutschland ist, mit so einer Aussage nicht mehr haltbar ist“, sagte Lohmann im Deutschlandfunk.
Döpfner kritisierte die Veröffentlichung als aus dem Kontext gerissen. Er erklärte, bei der privaten Nachricht habe es sich um Ironie gehandelt. In einem Schreiben an die BDZV-Mitglieder drückte er sein Bedauern aus. Als Springer-Chef setzte er zudem Reichelt als Chefredakteur der „Bild“ ab.