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DOK Leipzig startet
Frauenquote trotz Promi-Männern

Rund 300 Filme stehen auf dem Programm des Dokumentarfilmfestivals DOK Leipzig. In der offiziellen Filmauswahl gilt bei der Regie erstmals eine Frauenquote von 40 Prozent. Bei der Eröffnung gehört aber doch den Männern die Bühne.

Von Mareike Wiemann |
    Regisseur Werner Herzog (links) und der Initiator von Glasnost und Perestroika, Michail Gorbatschow (Mitte), sitzen am Tisch
    Auf der DOK Leipzig gilt erstmals eine Frauenquote (DOK Leipzig/ Lena Herzog)
    Ein alter Mann nimmt Platz vor der Kamera. Bedächtig lässt er das Gewusel des Filmteams um sich herum geschehen. Man erkennt Michael Gorbatschow nicht sofort - das große Feuermal auf seiner Stirn ist verblasst. Der letzte Staatschef der Sowjetunion erinnert sich - und Regisseur Werner Herzog fragt nach. Sein Film "Gorbatschow - eine Begegnung" wird heute Abend DOK Leipzig eröffnen.
    Blick nach Litauen
    Herzogs Film ist nur einer von vielen Festivalbeiträgen bei "DOK Leipzig", die sich thematisch mit dem früheren Ostblock befassen. Im Länderfokus wird in diesem Jahr der Blick nach Litauen gelenkt: 100 Jahre nach Gründung der baltischen Staaten. Und auch die Länder des früheren Jugoslawiens sind immer wieder Thema, zum Beispiel in "Chris the Swiss" – ein Film über einen Journalisten aus der Schweiz, der in Kroatien der 90er-Jahre zwischen die Kriegsfronten geriet.
    Filmemacherin Anja Hoffmann geht auf Spurensuche, sie nutzt historisches Filmmaterial, interviewt Zeitzeugen und füllt die Lücken, von den kein Bildmaterial existiert, mit Animationen. "Chris the Swiss" ist ein Anima-Dok-Film - eine Mischung aus Animation und Dokumentarfilm. Diese Sparte hat in den letzten 20 Jahren eine rasante Entwicklung durchgemacht - und wirkt dennoch fast schon altbacken angesichts der filmischen Experimente, die sonst noch auf dem Festival zu sehen sind. Zum Beispiel bei "DOK Neuland", wo Virtual-Reality-Beiträge nach neuen Formen des Erzählens suchen. Aber auch insgesamt zeichne sich das diesjährige Programm durch große Spielfreude aus, erklärt die finnische Festivalchefin Leena Pasanen.
    Ticket nach Hollywood
    Insgesamt werden beim Festival in diesem Jahrhundert 60 Filme in den Wettbewerben gezeigt von den 50 Prozent von Frauen stammen. Das Festival hat damit die selbst gesetzte Quote, mindestens 40 Prozent Regisseurinnen nur im deutschen Wettbewerb, weit übertroffen. Am Samstag werden in Leipzig dann die Gewinner gekürt, in den deutschen und internationalen Wettbewerben gehen goldene Tauben an die jeweils besten Kurz- und Langfilme. Außerdem werden die Namen einiger Filmemacher nach Hollywood weitergeschickt: Mit dem Sieg in Leipzig qualifizieren sie sich automatisch fürs Rennen um die Oscars.