"Wir sind nicht Opposition, wir bekämpfen Donald Trump nicht. Unsere Aufgabe ist es nicht, ihn dran zu kriegen", sagt Matthew Rosenberg, Journalist der "New York Times". Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident begleitete die US-Regisseurin Liz Garbus ein Jahr lang ihn und andere Redakteur*innen der renommierten Zeitung bei ihrer Berichterstattung über die Trump-Administration. Vom Amtseid, über die ersten Warnungen vor russischer Wahlkampfmanipulation, bis hin zu Trumps immer vehementeren Angriffen auf die angeblichen "Fake News"-Medien. Gleichzeitig erfuhr Garbus, wie sich die "New York Times" mit großen Einschnitten für das digitale Zeitalter fit macht.
Eine unglaubliche Zäsur
In drei Wochen zeigen Arte und der WDR als co-produzierender Sender die vierteilige Doku-Reihe "Mission Wahrheit" im Fernsehen. Gestern konnte man sie schon auf dem "Filmfestival Cologne" sehen.
Der Film zeige, dass der Wahlausgang für die "New York Times" eine unglaubliche Zäsur war, sagte Corso-Filmkritikerin Sigrid Fischer. "Denn wie soll man über eine Regierung berichten, die mit der politischen Kultur und mit allen Regeln bricht, die bisher gegolten haben - auch im Zusammenspiel zwischen Medien und Weißem Haus." Auf der einen Seite zeigten die Journalist*innen großen Ehrgeiz - "wow, ein Mal Watergate" -, und auf der anderen Seite: große Erschöpfung. "Es ist keine Zeitung mit 18-Uhr-Abgabetermin - es wird zum Beispiel rund um die Uhr auch getwittert."
"Die Menge an Leaks ist riesig"
Zudem werde viel mit anonymen Quellen gearbeitet. "New York Times"-Journalist Matthew Rosenberg klopfe auf der Suche nach Informationen manchmal auch nach dem Abendessen noch bei seinen Quellen an, wie er bei der Vorführung der Doku-Reihe gesagt habe.
Matthew Rosenberg: "Unter Obama war das Weiße Haus sehr diszipliniert. Wenn etwas nach draußen drang, dann war es genehmigt. Über das Weiße Trump-Haus berichtet man wie über eine kriminelle Familie. Die Menge an Leaks ist riesig. Es ist etwas besser geworden, aber vor allem in den ersten sechs Monaten hat da jeder gegen jeden gearbeitet. Wieviel Mist da übereinander geredet wurde, das war ungeheuerlich."
Die Doku-Reihe sei sehr kurzweilig und spannend geschnitten, sagte Filmkritikerin Fischer. Man müsse dabei an andere Filme denken, wie "Die Verlegerin" von Steven Spielberg oder "Die Unbestechlichen" on Alan J. Pakula zum Watergate-Skandal. "Es ist alles vertreten: Wir sehen Hände auf Tastauren, wir sehen, wie sie twittern, wir sehen sie unterwegs auf Pressekonferenzen." Begleitet werden diese Bilder von einem leicht treibenden Rhythmus, und die Kamera sei immer etwas in Bewegung. "Das zeigt ganz viel Dynamik. Es ist der Versuch von Storytelling."
Zur Haltung der Regisseurin Liz Garbus sagte Fischer: "Ich hätte mir mehr kritische Distanz gewünscht. Die vielen Menschen, die bei der 'New York Times' entlassen wurden, mit denen hätte man sprechen können." Stattdessen werde dies in zwei Minuten abgehandelt. Teil drei und vier träten ein bisschen auf der Stelle. Unterm Strich zeigten die vier Teile aber, "wie wichtig es ist, dass es diesen unanhängigen Journalismus im Dienst der Menschen gibt. Er ist unglaublich zeitaufwändig, kostenaufwändig und energieaufwändig - und das leisten sich nur noch ganz Wenige."
Die vierteilige Doku-Reihe "Mission Wahrheit - Die 'New York Times' und Donald Trump" läuft am 6.11. ab 20:15 Uhr auf Arte, am Tag darauf auch im WDR.