In den 'Informationen am Morgen' stellt der Deutschlandfunk eine Live-Telefonschaltung zwischen dem in Hamburg lebenden Wolf Biermann und der
Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley in Ost-Berlin her. Hier ein Auszug:
Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley in Ost-Berlin her. Hier ein Auszug:
Bärbel Bohley: "Du, eigentlich geht's mir wirklich ganz schön viel anders. Ich habe natürlich genau in dieselben Leute, in die du das Misstrauen hast, da hab ich das auch. Aber weißt du, wenn Leute auf die Straße gehen, in die habe ich ein ganz großes Vertrauen, dass die sich nicht tot reden lassen, dass die eigentlich ganz genau wissen, was Dialog ist. Und was da zur Selbstkritik gehört. Und dass dazu gehört, dass du auf unserer Demo am Vierten singen kannst."
Wolf Biermann: "Na, du hast ja tolle Pläne!"
Bärbel Bohley: "Wenn Selbstkritik da sein sollte, dann muss das möglich sein, dass du hier für uns singst."
Wolf Biermann: "Ich möchte so gerne bei euch sein und singen oder Handstand machen, das ist mir egal. Auf jeden Fall bei euch sein!"
Bärbel Bohley: "Am Vierten, Wolf!"
Ein Telefongespräch im Deutschlandfunk, das manch einen in der DDR ordentlich provozierte. "Der Spiegel" schrieb Anfang Dezember 1989:
"Vor fünf Wochen, Egon Krenz war längst Parteichef in Ost-Berlin, gab das Parteiorgan Neues Deutschland dem bis heute prominentesten Republik-Vertriebenen noch einmal Saures. Wolf Biermanns Telefongespräch mit Bärbel Bohley, vom Deutschlandfunk aufgezeichnet und gesendet, erboste einen Namenlosen aus der ND-Redaktion: "Wenn einer ständig von ,Kultur des Dialogs' redet", hieß es da an Biermanns Adresse, "und wider Sitte und Anstand darunter das Schmeißen mit solchem Dreck versteht, ist er bei uns völlig fehl am Platze."
Als Biermann am 4. November 1989 der Einladung via DLF nachkommen wollte, da wurde ihm die Einreise noch einmal verweigert. Ein letztes Mal.
Zu diesem „Dokument der Woche" haben wir 25 Jahre danach folgendes Interview mit dem Moderator des Gesprächs, Wolfgang Labuhn, geführt.