Dass im Fall von rechtsextremer Gewalt der Fokus oft mehr auf den Tätern als auf den Opfern liegt, wird oft beklagt. Auch bei der Berichterstattung über den Prozess um die NSU-Morde. Die Dokumentarfilmerin Aysun Bademsoy hat die Verhandlung zum Teil im Gerichtssaal verfolgt und beobachtet, wie angeschlagen die Familien waren, auch weil sie jahrelang kriminalisiert und verdächtigt und stigmatisiert wurden. "Das habe ich nicht gewusst", sagte Aysun Bademsoy im Dlf. Deshalb falle es den Angehörigen auch schwer, zu verzeihen. Erst als die Unschuld der Opfer feststand, hätten sie um ihre Ehemänner, Väter oder Brüder trauern können.
Wie kann man damit leben?
An die Familien heranzukommen, sei schwierig gewesen, weil ihre Anwälte sie sehr gut beschützt hätten. "Die haben einen guten Job gemacht", so Bademsoy. Sie habe sich dem Thema nähern wollen wegen ihrer eigenen Betroffenheit darüber, dass in Deutschland, wo man jahrelang das Gefühl gehabt habe, es sei "Heimat", so etwas passieren könne. In den Verhandlungen wollte sie sehen, wie die Perspektive der Opferfamilien zu Wort komme; was von ihnen als Erinnerung bleibe.
Wir haben noch länger mit Aysun Bademsoy gesprochen -
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Über den aktuellen Rechtsruck in Deutschland habe sie mit den Protagonisten des Fims nicht gesprochen, denn das sei nicht das Thema ihres Films, so Bademsoy. Das sei zwar präsent für die Familien, und sie seien auch gut drüber informiert, aber wichtiger sei es gewesen, das Augenmerk darauf zu richten, wie sie mit dem, was ihnen passiert ist, leben können. Außerdem spüre man ja, dass sie immer noch Angst haben, sie würden ja alle sagen: "Es hört nicht auf."
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