Am 27. Januar 1945, befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz. Allein dort wurden weit über eine Million Menschen ermordet, die meisten waren Juden.
Als die Soldaten Auschwitz und in den Monaten danach andere Lager erreichten, boten sich ihnen unvorstellbare Szenen, die mitreisende Kameraleute dokumentierten. "Sie haben versucht das Fürchterlichste, das besonders Grauenhafte festzuhalten, um ja nicht weiterhin dazu beizutragen, dass die Verbrechen unterschätzt werden", sagte die Gießener Medienhistorikerin Ulrike Weckel im Dlf.
"Die Filme sollen für alles herhalten"
Die Professorin hat über die filmische Dokumentation der Befreiung der Lager geforscht, unter anderem zum britischen Film "German Concentration Camps Factual Survey", ein "Tatsachenbericht über deutsche Konzentrationslager", der ab 1985 unter dem Titel "Memory of the Camps" öffentlich gezeigt wurde.
Bis heute gebe es die naive Vorstellung, "nach diesem Film wird alles anders" und jeder solle den Film sehen, so Weckel: "Es zeigt sich immer wieder, dass wir diese Wunschvorstellung haben, es gebe ein Allheilmittel gegen Antisemitismus. Die Filme sollen für alles herhalten und das können sie natürlich nicht. Aber sie machen viel nachdenklicher als viele nachträglich glauben wollen."
"Die Alliierten waren damals schlauer als manche Ratgeber heute"
Verpflichtende Film-Vorführungen oder verpflichtende KZ-Besuche stünden einem Gespräch, das unbedingt notwendig sei aber im Wege, um mit diesem überwältigenden Material umzugehen.
"Die Alliierten waren damals schlauer als manche Ratgeber heute und haben es bewusst nicht verpflichtend gemacht. Und zumal so ein überwältigendes Bildmaterial kann man nicht einfach auf Leute loslassen und dann denken, dann bewirkt es Wunder."
Die Erinnerungskultur wandle sich zudem zunehmend: "Erinnern tut sich von uns niemand. Es geht um Wissen und darüber nachdenken und natürlich immer wieder um gleiche Fragen: Wie konnte das geschehen? Warum in Deutschland? Wie geht man heute damit um?"