Ganz am Ende da transzendiert Vincent Bussard sein strenges (Regie-)Raumkonzept, indem er den Komtur durchs Publikum laufen lässt. Dumm nur, dass Giovannis würdiger Höllenrufer in unwürdigem Seide-Plastik-Kleid herumwatschelt, und dass die extrem weit ausgeschnittenen Ärmel beim ein oder anderen Zuschauer hängen bleiben. Dies zumindest bleibt von der Innsbrucker "Don Giovanni"-Premiere hängen, den szenischen 'Rest' hingegen kann und sollte man rasch wieder vergessen. Schuld daran ist vor allem der französische Mode-Zar Christian Lacroix, sein mit Streifenanzügen, unschicken Business-Suits oder weißen Hochzeitskleidchen sowie schwarzen Trauerkleidern ausstaffiertes Mozart-Personal würde so angezogen locker von jedem ernstzunehmenden Laufsteg verjagt. Besonders grauenhaft wirkt Don Giovanni, Lacroix schneiderte ihm ein beißend-buntes Anzug-Etwas auf den schmalen Leib, das gegen Ende immer weiter zu verblassen scheint.
Immerhin führt Regisseur Vincent Bussard die schlecht gekleidete Herz- und Schmerzgesellschaft präzise und klug durchs Lieben und Sterben und sorgt für fein austarierte Emotionen. Bussard hat sich eine ovale Bühne bauen lassen, in die eine große Tür sowie zwei Fenster eingestanzt sind, von ganz oben scheint eine Mondsichel herab. Sehr eng wirkt dieser Spielort, also ideal für die kammerspielhaften Momente der Oper. Vor der Bühne kommt häufig ein durchsichtiger roter Vorhang zum Einsatz, der einzelne Szenen wie Charaktere trennt und zahlreiche Möglichkeiten für Versteckspiele bietet - letztere realisieren sich etwa durch heftiges Einrollen in die Vorhangsfalten.
Zum Ereignis wird der Innsbrucker Don Giovanni wegen René Jacobs und seinem Freiburger Barockorchester, wie Jacobs die Oper mittels historischer Aufführungspraxis neu deutet, ist schlichtweg sensationell. Schon in der Ouvertüre macht sich eine gewisse orchestrale Kratzbürstigkeit bemerkbar, ekstatische Blechausbrüche kommunizieren mit nervösen Streichern, die einzelnen Stimmen scheinen wie in einem Gespräch aufeinander bezogen und miteinander verwoben. Es ist ein unruhig-dunkles Gespräch, das die sich anbahnende Handlung vorwegnimmt, sie aber auch - zum Teil - beinahe humorvoll zu kommentieren scheint. Jacobs legt den Giovanni als rauhes Nachtstück an, voll von traurig-schönen Momenten und bitterer Ironie. Eine veritable Aufwertung erfahren die Rezitative, kein müde plapperndes Cembalo mozartet vor sich hin, sondern ein Hammerklavier peitscht hinweg über Arien-Brücken, zitiert Vorangegangenes oder verweist auf künftige ariose Highlights. Gelegentlich fällt es aber auch regelrecht ins Glucksen und lacht munter vor sich hin. Hinsichtlich der Tempi beweist Jacobs übrigens, dass die historische Aufführungspraxis keineswegs mit Langsamkeit oder gar Schwerfälligkeit einhergehen muss - dass Mozart auch jenseits von Harnoncourt'schen Höransichten historisch interpretierbar bleibt.
Die bemerkenswerte Präzision und Dynamik aus dem Orchestergraben übertrug sich am Premierenabend auf die Sänger, Johannes Weisser gab einen prägnanten Giovanni mit wunderbar ausgeformten Bögen und sicherer Höhe, Alexandrina Pendatchanska war eine phänomenale Donna Elvira, Alessandro Guerzoni ein prächtig-mächtiger Komtur. Etwas blasser Marcos Fink als Leporello sowie Svetlana Doneva als leicht verhuschte Donna Anna.
Eine Entdeckung Sunhae Im als quirliges, dennoch intonationssicheres Bauernmädel Zerlina.
Immerhin führt Regisseur Vincent Bussard die schlecht gekleidete Herz- und Schmerzgesellschaft präzise und klug durchs Lieben und Sterben und sorgt für fein austarierte Emotionen. Bussard hat sich eine ovale Bühne bauen lassen, in die eine große Tür sowie zwei Fenster eingestanzt sind, von ganz oben scheint eine Mondsichel herab. Sehr eng wirkt dieser Spielort, also ideal für die kammerspielhaften Momente der Oper. Vor der Bühne kommt häufig ein durchsichtiger roter Vorhang zum Einsatz, der einzelne Szenen wie Charaktere trennt und zahlreiche Möglichkeiten für Versteckspiele bietet - letztere realisieren sich etwa durch heftiges Einrollen in die Vorhangsfalten.
Zum Ereignis wird der Innsbrucker Don Giovanni wegen René Jacobs und seinem Freiburger Barockorchester, wie Jacobs die Oper mittels historischer Aufführungspraxis neu deutet, ist schlichtweg sensationell. Schon in der Ouvertüre macht sich eine gewisse orchestrale Kratzbürstigkeit bemerkbar, ekstatische Blechausbrüche kommunizieren mit nervösen Streichern, die einzelnen Stimmen scheinen wie in einem Gespräch aufeinander bezogen und miteinander verwoben. Es ist ein unruhig-dunkles Gespräch, das die sich anbahnende Handlung vorwegnimmt, sie aber auch - zum Teil - beinahe humorvoll zu kommentieren scheint. Jacobs legt den Giovanni als rauhes Nachtstück an, voll von traurig-schönen Momenten und bitterer Ironie. Eine veritable Aufwertung erfahren die Rezitative, kein müde plapperndes Cembalo mozartet vor sich hin, sondern ein Hammerklavier peitscht hinweg über Arien-Brücken, zitiert Vorangegangenes oder verweist auf künftige ariose Highlights. Gelegentlich fällt es aber auch regelrecht ins Glucksen und lacht munter vor sich hin. Hinsichtlich der Tempi beweist Jacobs übrigens, dass die historische Aufführungspraxis keineswegs mit Langsamkeit oder gar Schwerfälligkeit einhergehen muss - dass Mozart auch jenseits von Harnoncourt'schen Höransichten historisch interpretierbar bleibt.
Die bemerkenswerte Präzision und Dynamik aus dem Orchestergraben übertrug sich am Premierenabend auf die Sänger, Johannes Weisser gab einen prägnanten Giovanni mit wunderbar ausgeformten Bögen und sicherer Höhe, Alexandrina Pendatchanska war eine phänomenale Donna Elvira, Alessandro Guerzoni ein prächtig-mächtiger Komtur. Etwas blasser Marcos Fink als Leporello sowie Svetlana Doneva als leicht verhuschte Donna Anna.
Eine Entdeckung Sunhae Im als quirliges, dennoch intonationssicheres Bauernmädel Zerlina.