Donald Trump hat einen überragenden Sieg eingefahren, mit über fünf Millionen mehr Stimmen als Kamala Harris, bei einer sehr guten Wahlbeteiligung. Er hat klar zugelegt gegenüber den letzten Malen: leicht in den Vorstädten und Metropolregionen, gut auf dem Land und in Kleinstädten.
Und ihm sind Gewinne in den Großstädten gelungen, bisher unangefochtene Hochburgen der Demokraten. Trumps Bewegung und seine Vorhaben haben US-Bürger aller Schichten, aller Altersgruppen und ethnischen Hintergründe und offenbar auch politikferne Menschen an die Wahlurnen gebracht.
Donald Trump hat es geschafft, die Grand Old Party der konservativen Mittelschichtler, der Business- und Transatlantik-Republikaner in eine, in seine breite multiethnische Bewegung zu verwandeln, die dem heutigen Amerika näherkommt. Das hat ihm den Weg ins Weiße Haus gebahnt.
Dollars für Amerika, nicht für die Ukraine
Für Amerika heißt es nun: Buckle up for the ride! Schnallt euch an! Die Hälfte des Landes freut sich auf die Fahrt: "America First" und "Make America Great Again", das klingt in den Ohren vieler Trump-Wähler nach Dollars für die USA und nicht für die Ukraine, nach einem Präsidenten, der Freund und Feind dazu zwingt, in Amerika zu investieren und dafür sorgt, dass das Benzin billig bleibt.
Und vor allem sicherstellt, dass sie am Ende des Monats nicht mehr vor der Wahl stehen, den Kühlschrank zu füllen oder Rechnungen zu bezahlen. Wie das passieren soll, spielt keine Rolle: Hauptsache, der finanzielle Dauerdruck ist weg.
Der anderen Hälfte des Landes graut es vor vier Jahren unterwegs mit Donald Trump: Ein verurteilter Straftäter als Präsident, der seit Jahren mit allen Mitteln das Vertrauen der US-Bürger in die Demokratie und in ihren Staat untergräbt, der politischen Gegnern und persönlichen Widersachern mit Verfolgung droht, der Verschwörungstheoretikern wie Elon Musk und Robert Kennedy die maximale Beschneidung der US-Bundesbehörden und die Gesundheitspolitik überlassen will. Gewinnen die Republikaner auch das Repräsentantenhaus, steht dem alten und neuen Präsidenten bei der Umsetzung seiner Pläne nichts entgegen.
In seiner Siegesrede hat sich Donald Trump versöhnlich gegeben. Vielleicht führt die Genugtuung durch seinen klaren Sieg dazu, dass seine extremistischen Drohungen weniger werden. Aber wie groß ist die Chance, dass ein 78-Jähriger sich grundlegend ändert, zumal wenn sein Umfeld in vielem radikaler und zielstrebiger ist als er selbst?
Trump übernimmt eine florierende Wirtschaft
Der großen Masse von Trumps Wählerinnen und Wählern ist es egal, was er sagt und wem er droht. Sie wollen spüren, dass seine Politik ihr Leben besser macht. Die Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre hat dafür paradoxerweise die besten Voraussetzungen geschaffen. Wie schon 2016 übernimmt Donald Trump das Land zu besten Konditionen. Aber isolationisch-populistische Politik und erst recht Strafzölle könnten gerade Trumps ärmere Wähler teuer zu stehen kommen.
Mit "America First" und "Make America Great Again" hat Trump die republikanische Partei zu seiner Partei gemacht, zu einer Bewegung, die seine Präsidentschaft überdauern könnte. Unter einer Voraussetzung: Bei der nächsten Wahl müssen seine jetzigen Wähler wieder das Gefühl haben: Es geht mir besser unter Trump.