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Donizetti-Uraufführung
Revolution auf der Bühne

Gaetano Donizettis Oper "La fille du Régiment" gehörte einst zu den beliebtesten Werken des Komponisten. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie regelmäßig am 14. Juli zum Gedenken an den Sturm auf die Bastille aufgeführt. Heute vor 175 Jahren erklang sie zum ersten Mal.

Von Sabine Fringes |
    Porträt des italienischen Opernkomponisten Gaetano Donizetti
    Der italienische Opernkomponist Gaetano Donizetti (picture alliance / dpa)
    "Wie denn? Zwei große Werke für die Opera, zwei weitere für das Renaissance, zwei weitere für die Opera-Comique, und noch ein weiteres für das Theatre Italien? Es scheint, dass Monsieur Donizetti uns wie ein erobertes Land behandelt, es ist eine wahre Invasion. Man kann nicht länger von den Opernhäusern von Paris sprechen, sondern nur noch von den Opernhäusern des Monsieurs Donizetti."
    So Hector Berlioz im Jahr 1840 über den unerhörten Erfolg seines Kollegen aus Italien.
    Zwei Jahre zuvor erst war Gaetano Donizetti wegen eines Zensurverbots aus Neapel in die französische Metropole gekommen - und schon spielten alle großen Pariser Opernhäuser seine Werke. Ein Erfolg, der auch die Neider auf den Plan rief und die Uraufführung seiner Oper "La fille du régiment", zu deutsch "Die Regimentstochter", am 11. Februar 1840 an der Opéra Comique, beinahe in ein Fiasko getrieben hätte.
    Doch die Oper um das Findelkind Marie, das bei einer napoleonischen Truppe aufwächst, traf mit ihrem militärischen Sujet genau den Geschmack der Zeit und huldigte einem romantischen Patriotismus, dem das französische Publikum nicht widerstehen konnte.
    Eine Art Französische Nationalhymne
    Der Geschwindschritt dominiert, Beine werden zu Märschen aller Art geworfen. Besonderen Beifall erhielt das "Salut à la France", mit dem Marie in einer Arie Frankreich hochleben lässt. Während des Zweiten Kaiserreichs galt es den Franzosen sogar als eine Art Nationalhymne.
    "Wenn das Sujet gefällt, dann spricht das Herz, fliegen die Gedanken und schreibt die Hand."
    Schwärmte Donizetti. Das Libretto von Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges und Jean-Francois Bayard inspirierte den Komponisten zu einer seiner fröhlichsten Opern, in der er mit leichter Feder beliebte Topoi des damaligen Theaters bedient und bisweilen auch einen skurrilen, humorvollen Ton entfaltet: Im Laufe der Handlung wird Marie nicht nur ihrem geliebten Tonio, einem Tiroler Bauernburschen, in die Arme fallen, sondern auch der Marquise de Berkenfield, die, wie sich herausstellt, ihre Mutter ist. In einer Gesangsstunde versucht die Marquise, Marie ihre Militärmanieren abzugewöhnen und ihr höfischen Gesang nahezubringen - doch vergebens: Mit der Regimentstochter gehen immer wieder die Pferde durch.
    Sängerische Höchstleistungen verlangt die Oper nicht nur dem koloraturenreichen Part der Marie ab, sondern auch dem Tenor des Tonio: Seine Arie "Ah, mes amis" mündet in eine Cabaletta mit einer rekordverdächtigen Zahl von Spitzentönen: Neun "hohe Cs" warten auf ihren Meister.
    Mit Witz, Charme und Bravournummern wie diesen trat "Die Regimentstochter" mit über 40 Aufführungen noch während der ersten Spielzeit ihren Siegeszug an und gehörte Jahrzehnte lang zu den beliebtesten Werken Donizettis, auch außerhalb Frankreichs.
    Der englische Kritiker Hennry Chorley schrieb über sie:
    "Die Musik ist von einer sorglosen Fröhlichkeit, die an Ausgelassenheit grenzt, von einer echt militärischen, aber nie ordinären Freimütigkeit. Sie ist leichtgewichtig und eingängig, sie ist alles, was die Pedanten gerne verurteilen."