Im Mittelpunkt steht heute eine Neueinspielung von Gaetano Donizettis Oper 'Lucia di Lammermoor' mit der Sopranistin Diana Damrau, dem Tenor Joseph Calleja sowie dem Münchner Operchor und Orchester unter der Leitung von Jesús López-Cobos, die beim Label Erato/Warner Classics erschienen ist. Am Mikrofon begrüßt Sie Klaus Gehrke.
Mit wallendem weißen Brautkleid, wehenden Haaren und einem Blick zwischen Verzweiflung und Wahnsinn posiert Diana Damrau auf dem Cover der CD – und weist damit schon auf ihre Bravour- und Schlüsselszene in Donizettis Drama um Liebe, Intrigen, Anklage, Mord und Wahnsinn hin.
Als Gaetano Donizetti 1835 Walter Scotts Roman 'The bride of Lammermoor' als Libretto für eine neue Oper auswählte, griff er auf einen damals sehr populären Stoff zurück: seit der Veröffentlichung 1819 hatten schon mehrere Komponisten das Drama durchaus mit Erfolg vertont. Donizettis zusammen mit dem Librettisten Salvatore Cammarano erstellte Fassung jedoch stellte alle anderen Versionen in den Schatten: bis heute gehört seine 'Lucia' zu den populärsten Werken der Belcanto-Epoche. Dem entsprechend gibt es von dieser Oper etliche Einspielungen mit hochkarätigen Interpretinnen wie beispielsweise Maria Callas, Joan Sutherland oder Edita Gruberova. Doch auch diese Live-Aufnahme, die im Juli 2013 in der Münchner Philharmonie im Gasteig entstand, wartet mit einem stimmlich brillanten Ensemble auf. Allen voran Diana Damrau als Lucia und Joseph Calleja als Edgardo.
Musik: Donizetti, Lucia, 1. Akt, Duett Lucia-Edgardo
Das war ein Ausschnitt aus dem Duett Lucia-Edgardo im ersten Akt der Oper 'Lucia di Lammermoor' von Gaetano Donizetti mit Diana Damrau und Joseph Calleja; das Münchner Opernorchester wurde geleitet von Jesús López-Cobos. Als Donizetti im Juni 1835 seine 'Lucia' für das Teatro San Carlo in Neapel vollendete, ahnte er noch nicht, dass gerade dieses Werk seinen Weltruhm begründen würde. Vielmehr plagten den Komponisten ganz andere Sorgen: das Haus war dem Bankrott nahe, Musiker und Sänger erschienen nicht, weil sie kein Geld bekommen hatten, und dazu musste er sich mit der Stardiva des Hauses herumärgern. Die wollte im Finale des dritten Aktes nach der Arie des Tenors unbedingt noch einmal singen, was den Ablauf der Handlung komplett über den Haufen geworfen hätte. Lucias Liebesverhältnis zu Edgardo sieht Enrico, ihr Bruder, nicht gerne: Der elterliche Besitz ist finanziell angeschlagen und kann nur durch eine Heirat mit einem reichen Ehemann saniert werden. Um Lucia, die sich weigert, einen anderen zu heiraten, gefügig zu machen, behauptet Enrico, dass Edgardo untreu sei und übergibt ihr einen gefälschten Brief.
Musik: Donizetti, Lucia, 2. Akt, 1. Szene
Begleitet vom Münchner Opernorchester unter Jesús López-Cobos sangen Diana Damrau und Ludovic Tézier als Enrico einen Ausschnitt aus der ersten Szene des zweiten Aktes aus Donizettis 'Lucia di Lammermoor'. Als Edgardo von der bevorstehenden Hochzeit Lucias mit Lord Bucklaw erfährt, fühlt er sich von der Geliebten hintergangen. Wütend platzt er in die Feierlichkeiten, bezichtigt Lucia des Verrats und wirft ihr den Treuering vor die Füße. Das Finale des zweiten Aktes ist eine der typischen dramatischen Ensembleszenen, für die Donizetti einhellig bewundert, hin und wieder aber auch ein wenig verspottet wurde. Für die Ausführenden, allen voran die Solisten, stellen sie durchaus hohe Anforderungen, die allerdings in diesem CD-Mitschnitt von dem hochkarätigen Ensemble sowie dem Münchner Opernchor hervorragend bewältigt werden.
Musik: Donizetti, Lucia, 2. Akt, Finale
Nicht nur Diana Damrau, Joseph Calleja, Ludovic Tézier, Nicolas Testé, Marie McLaughlin, Andrew Lepri Meyer und David Lee als brillante Solisten sowie der Münchner Opernchor und das Münchner Opernorchester machen diese Aufnahme von Donizettis 'Lucia di Lammermoor' unbedingt hörenswert, sondern auch der Rückgriff des versierten Operndirigenten Jesús López-Cobos auf ein Instrument, das der Komponist für die Uraufführung am Teatro San Carlo eingeplant hatte: die Glasharmonika. Ihre sphärisch geisterhaften Töne wurden schon Ende des 18. Jahrhunderts mit Übersinnlichkeit und Wahnsinn in Verbindung gebracht. Die berühmte 'Wahnsinnsszene' der Lucia im zweiten Bild des dritten Aktes war ursprünglich als Duett zwischen Sopran und Glasharmonika vorgesehen; doch der Instrumentalist quittierte wegen der erwähnten Finanzmisere des Teatro San Carlo vorzeitig seinen Dienst und Donizetti musste seinen Part für eine weitere Querflöte umschreiben. In dieser Aufnahme erklingt die 'Wahnsinns-Szene' in der ursprünglichen Besetzung: Diana Damrau wird begleitet von Sascha Reckert an der Glasharmonika und dem Münchner Opernorchester unter Jesús López-Cobos.
Musik: Donizetti, Lucia, 3. Akt, 2. Szene
Die Geschichte mit der Glasharmonika findet sich ebenso im Booklet der CD wie sehr detaillierte Angaben rund um die Oper, ihre Entstehung und erfolgreiche Verbreitung. Wer allerdings den Text des Librettos mitlesen möchte, muss mit einer eher knapp gehaltenen Inhaltsangabe Vorlieb nehmen. Den großen impulsiven musikdramatischen Reiz dieser Aufnahme und die sehr hohe sängerische Qualität aller Beteiligten schmälert das aber keineswegs. Diese Neuaufnahme von Donizettis Lucia mit Diana Damrau und Joseph Calleja bietet Belcanto vom Feinsten.
Musik: Donizetti, Lucia, 3. Akt Finale
Das war ein Ausschnitt aus dem Finale von Donizettis 'Lucia di Lammermoor' mit Joseph Calleja, Nicolas Testé sowie dem Münchner Opernchor und dem Münchner Opernorchester. Es dirigierte Jesús López-Cobos. Die Neueinspielung dieser Oper, die beim Label Erato/Warner Classics erschienen ist, stand im Mittelpunkt der heutigen 'Neuen Platte'.
Die Neue Platte:
Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor
Diana Damrau (Sopran), Joseph Calleja (Tenor), Münchner Opernorchester, Leitung: Jesús López-Cobos
Label: Erato/Warner Classics, EAN: 0825646219018
Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor
Diana Damrau (Sopran), Joseph Calleja (Tenor), Münchner Opernorchester, Leitung: Jesús López-Cobos
Label: Erato/Warner Classics, EAN: 0825646219018