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Doping
"Bankrotterklärung für das System"

Das Moskauer Anti-Doping-Labor hat einen Teil seiner Zulassung zurückerhalten. Nach dem Entzug der Akkreditierung vor gut einem Monat erlaubt die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA dem Institut nun zumindest wieder, Blutproben zu analysieren. Dies bestätigte WADA-Präsident Craig Reedie. ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt sprach im Deutschlandfunk von einer sehr unklugen Entscheidung, die Russen könnten versuchen dies als Argument für einen Rio-Start ihrer Sportler einzusetzen.

Hajo Seppelt im Gespräch mit Bastian Rudde |
    Eine Frau hält eine kleine Glasflasche des Mittels Mildronat in der Hand.
    Das Thema Doping und Russland kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen. (imago/sportfoto/ITAR-TASS)
    "Wie kann es eigentlich sein, dass ein Labor das so unter Beschuss steht, ein Teil seiner Zulassung zurück erhält", fragte Hajo Seppel ungläubig im Deutschlandfunk.
    "Man kann mit Blutanalysene möglicherweise viel schwieriger manipulieren als mit Urinproben. Aber das ist mehr als ein Geschmäckle und vor allem ist es eine Bankrotterklärung für das System", analysierte der Dopingexperte der ARD. Er könne nicht nachvollziehen, wie Mitarbeiter, die zumindest teilweise im Verruf stehen über Jahre hinweg an korrupten Machenschaften beteiligt gewesen zu seinen. "Und diese Mitarbeiter sollen jetzt schon wieder für die WADA arbeiten."
    Kritik an WADA-Präsident Craig Reedie
    "Warum kann man die Proben nicht nach Köln, Barcelona, Lausanne oder Paris fliegen", fragte Seppelt. Diese Dopingkontrolllabore seien nur zwei bis drei Flugstunden entfernt.
    Der ARD-Journalist und Doping-Experte Hajo Seppelt.
    Der ARD-Journalist und Doping-Experte Hajo Seppelt. (picture alliance/dpa - Jens Wolf)
    Seppelt sparte auch nicht mit Kritik am WADA-Präsidenten Craig Reedie, der im Verdacht stehe, viel zu nah an den Russen dran zu sein, sagte er. So habe der in einer brischen Radiosendung gesagt, die meisten russischen Athleten seien sauber, erzählte Seppelt. "Wie kommt er zu dieser Einschätzung. Ich glaube nicht, dass er einer der Dopingkontrolleure ist."
    Athleten sollen vor Kontrolleuren geflüchtet sein
    Seppelt berichtete dabei auch von den Erfahrungen ausländischer Kontrolleure, die versucht hätten russische Sportler zu kontrollieren. "Dabei soll es Kontrolleuren passiert sein, dass Athleten geflüchtet sind oder ihnen sei der Zutrifft verwährt worden und gedroht worden, außer Landes verwiesen zu werden."
    Politisch gesehen, sei die Entscheidung im Hinblick auf die Diskussion eines potentiellen Olympia-Starts russischer Sportler, nicht gerade sehr klug. "Die Russen werden jedes Argument nutzen, ja wir haben ein Recht darauf in Rio zu starten." Dies könnte mit der Teilzulassung des Moskauer Anti-Doping-Labors passieren.
    Das gesamte Gespräch können Sie nach der Sendung mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.