"Wie kann es eigentlich sein, dass ein Labor das so unter Beschuss steht, ein Teil seiner Zulassung zurück erhält", fragte Hajo Seppel ungläubig im Deutschlandfunk.
"Man kann mit Blutanalysene möglicherweise viel schwieriger manipulieren als mit Urinproben. Aber das ist mehr als ein Geschmäckle und vor allem ist es eine Bankrotterklärung für das System", analysierte der Dopingexperte der ARD. Er könne nicht nachvollziehen, wie Mitarbeiter, die zumindest teilweise im Verruf stehen über Jahre hinweg an korrupten Machenschaften beteiligt gewesen zu seinen. "Und diese Mitarbeiter sollen jetzt schon wieder für die WADA arbeiten."
Kritik an WADA-Präsident Craig Reedie
"Warum kann man die Proben nicht nach Köln, Barcelona, Lausanne oder Paris fliegen", fragte Seppelt. Diese Dopingkontrolllabore seien nur zwei bis drei Flugstunden entfernt.
Seppelt sparte auch nicht mit Kritik am WADA-Präsidenten Craig Reedie, der im Verdacht stehe, viel zu nah an den Russen dran zu sein, sagte er. So habe der in einer brischen Radiosendung gesagt, die meisten russischen Athleten seien sauber, erzählte Seppelt. "Wie kommt er zu dieser Einschätzung. Ich glaube nicht, dass er einer der Dopingkontrolleure ist."
Athleten sollen vor Kontrolleuren geflüchtet sein
Seppelt berichtete dabei auch von den Erfahrungen ausländischer Kontrolleure, die versucht hätten russische Sportler zu kontrollieren. "Dabei soll es Kontrolleuren passiert sein, dass Athleten geflüchtet sind oder ihnen sei der Zutrifft verwährt worden und gedroht worden, außer Landes verwiesen zu werden."
Politisch gesehen, sei die Entscheidung im Hinblick auf die Diskussion eines potentiellen Olympia-Starts russischer Sportler, nicht gerade sehr klug. "Die Russen werden jedes Argument nutzen, ja wir haben ein Recht darauf in Rio zu starten." Dies könnte mit der Teilzulassung des Moskauer Anti-Doping-Labors passieren.
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