Auf eine anonyme Umfrage im vergangenen Dezember der Universität Utrecht im Auftrag der Dopingautoriteit unter allen 740 niederländischen Kaderathleten, außer Berufsfußballspielern, reagierten 291 Sportler. Gefragt wurde nach Stoffen, die nach dem WADA-Code verboten sind. Nur die Auswertung der A- und B-Kader ergab, dass 4,2 Prozent bewusst Doping gebrauchen. Die Sportler gaben vor allem Blutmanipulationen zu. Steroide, Stimulanzien und die übrigen Dopingmittel werden ebenfalls gebraucht, oft in Kombinationen. Einmaliger Dopinggebrauch kommt nicht vor. Dazu Herman Ram, Vorsitzender der Dopingautoriteit:
"Es ist keine Überraschung. Ich hatte eigentlich erwartet, dass die Zahlen etwas höher lagen. Die Falschspieler sind hartnäckig. Einmal Doping, immer Doping. Von den Kontrollen, die wir durchführen, sind durchschnittlich ein bis zwei Prozent positiv. Die Lektion ist, dass wir nicht alles finden. Diese Untersuchung ist einmalig."
Ein Kadersportler in den Niederlanden wird durchschnittlich 2,5 Mal im Jahr kontrolliert, mit Blutkontrollen etwa. 14 Prozent der Sportler mit Whereabouts-Verpflichtung fühlen sich in ihrer Privatsphäre gestört. Drei Prozent plädieren für eine Dopingfreigabe. Durch geringere finanzielle Unterstützung kann die Dopingautoriteit jährlich nur noch 1.700 Kontrollen durchführen.
"Das heißt, wir müssen die Dopingkontrollen intensivieren. Ich bin sehr froh über diesen Kongress. Wir haben viele Ideen erhalten. Ein Aktionsplan muss schnell umgesetzt werden. Das Thema muss auf der Tagesordnung bleiben. Wir haben nicht das Geld, um bei den Top Ten im Kampf gegen Doping zu sein. Aber es geht nicht nur um Quantität auch um Qualität. Wir müssen mehr tun zur Vorbeugung und die Beziehungen zum Dachverband und zum Sportministerium verbessern."
Die Zahlen sprechen gegen den niederländischen Ehrgeiz, weltweit zu den zehn besten Sportnationen, auch in der Dopingbekämpfung, zu zählen. In dieser Weltrangliste steht das Land auf Platz 25. Konferenzteilnehmer beklagten sich über fehlende Kommunikation und Bewusstseinsbildung, besonders bei Nachwuchssportlern. Sportministerin Schippers nannte Doping einen Virus, der bekämpft werden muss und stellte 300.000 Euro für einen Aktionsplan zur Verfügung.
Ideen, wie das Geld eingesetzt werden könnte, hat Edwin Goedhart, Arzt des Fußballverbandes KNVB, der die Dopingpraktiken im Radsport mit untersuchte.
"4,2 Prozent Dopingbenutzer sind zu viel. Es ist ein Problem, dass in unterschiedlichem Maße Sportart abhängig gebraucht wird. Das hängt auch von der internationalen Situation einzelner Sportarten ab. Die internationalen Dopingnetzwerke sind besser organisiert als die internationalen Sportverbände. Es sollten deutliche Qualitätsanforderungen an alle medizinischen Betreuer gestellt werden. Mit Sanktionen verbunden, so dass ein Arzt, der gegen die Regeln verstößt, aus dem Sport ausgeschlossen wird. Nur der Radsportverband hat Regeln."
Bisher hat nur der niederländische Radsportverband KNWU auf die Dopingskandale konsequent reagiert. Er führt jährlich 100 Kontrollen mehr durch und hantiert ein Lizenzsystem für Ärzte, medizinische Betreuer, Trainer und Teamleiter mit Fortbildungsverpflichtung, das die übrigen 54 Sportarten problemlos übernehmen könnten. Ohne Lizenz lässt der Weltverband UCI bei seinen Wettkämpfen keinen Arzt mehr zu.
Als ersten Schritt wünschten die in Papendal anwesenden Sportärzte, dass die niederländischen Sportverbände nur noch Ärzte beschäftigen, die dem Verband für Sportmedizin VSG angehören. Der VSG hat für seine Mitglieder bindende Richtlinien entwickelt. Der nationale Dachverband will, dass sich die Verbände zur Dopingaufklärung verpflichten und das Modell des Radsportverbandes übernehmen.