Die Lage hat sich drastisch verändert - für die Betrüger. Medaillengewinner der Winterspiele von Sotschi müssen mittlerweile um ihr Edelmetall fürchten, wenn sie MGF genommen haben. Denn die Einnahme der verbotenen Substanz kann jetzt rückwirkend nachgewiesen werden, sagt Professor Mario Thevis vom Kölner Zentrum für Präventive Dopingforschung:
"Wie jetzt jüngere Analysen und Tests gezeigt haben, sind die Analyseverfahren, die vor Ort vorgelegen haben und auch hier in Köln vorliegen, in der Lage, dieses MGF zu erfassen und tatsächlich nachweisbar zu machen."
In der Praxis sieht das so aus: Die Daten der Dopingproben bei den Olympischen Spielen werden erneut ausgewertet.
"Man kann den Datensatz, den man erhoben hat, auf die Substanz MGF durchforsten, und dadurch auch Hinweise bekommen, ob die Substanz missbraucht wurde oder nicht."
Im Kölner Dopingkontroll-Labor ist dieses Vorgehen mittlerweile gängige Praxis. Bei den klassischen Analyseverfahren werden so viele Datensätze wie möglich erhoben. Die Analyse umfasst nicht nur die verbotenen Substanzen, sondern komplette Substanzklassen. Dabei werden auch bislang unbekannte Strukturen erfasst.
"Wenn wir aber Hinweise haben, das weitere Substanzen vorgelegen haben können, dann kann man an den Datensatz herangehen und diese Massen, diese Molekülgewichte, erneut in diesem Datensatz suchen."
Im Falle von MGF handelt es sich um eine Kombination aus dem lange bekannten Wachstumsfaktor IGF1 und einem weiteren Peptid. Die Datensätze werden bei der Überprüfung auf das Vorhandensein dieses zusätzlichen Peptids untersucht.
"Und wenn sie auftauchen, dann hat man ein Verdachtsmoment, was weitere Schritte zulässt."
Das heißt: Dann werden die Urin- oder Blutproben der betroffenen Sportler aufgetaut. Anschließend machen die Analytiker eine Bestätigungsanalyse. Verfälschte Ergebnisse sind auf Grund der Lagerung nicht zu befürchten, ist Professor Thevis überzeugt:
"Es gibt sehr viele Erfahrungswerte insbesondere hinsichtlich der Substanzen, die in der Dopinganalytik relevant sind. Und es hat sich gezeigt, dass alle Peptidhormone im wesentlichen wozu EPO, Wachstumshormon, auch MGF gehören, unter Standard-Lagerungsbedingungen nicht abgebaut werden. Es gibt sicherlich andere Substanzen, auf die zutrifft, dass eine Langzeitlagerung nachteilige Effekte hat. Aber in unserem Falle, also IGf 1, MGF, trifft das nicht zu."
Für die neue Wunderdroge MGF heißt das, Betrüger können sich nicht sicher fühlen. Nach Aussage von Professor Thevis kann MGF in Analysen des Kölner Dopingkontroll-Labors 12 bis 18 Monate rückwirkend nachgewiesen werden.