Russlands Leichtathleten können derzeit nicht mit einer Aufhebung ihrer Doping-Sperre durch den Weltverband rechnen. Ihnen droht somit weiterhin das Aus für Olympia 2016. Im Mai soll die endgültige Entscheidung fallen. Die deutsche Leichtathletin Christina Hering findet eine Sperre Russlands im Prinzip richtig, hat aber auch Bedenken. "Wenn man in der gleichen Lage wäre und Deutschland sollte gesperrt werden, und man selber wäre der saubere Athlet und hätte einfach keine Chance zu starten, nur weil das ganze Land gesperrt ist, dann ist das natürlich eine schwierige Sache", urteilt die 800-Meter-Läuferin.
Der Kolumnist Rainer Erlinger vom Magazin der Süddeutschen Zeitung spricht im DLF in diesem Zusammenhang von einem "Geburtsfehler der olympischen Idee – die Idee: die Jugend der Welt kommt zusammen." Mit Blick auf die Zeremonien bei der Preisverleihung sehe er aber nationale Mannschaften, Flaggen und Medaillenspiegel. "Wenn man das Ernst nimmt, kommen die Nationen der Welt zum Kräftemessen zusammen", sagt Erlinger, der auch Arzt und Jurist ist. Er spricht von einer "unschönen Struktur, die zu sehr auf die Nationen abstellt."
Meldonium und Doping
Der Dopingskandal in Russland hat seit dieser Woche eine weitere Dimension. Stichwort Meldonium. Es sind offenbar mittlerweile fast 100 Athleten die seit Beginn dieses Jahres positiv auf das Herzmedikament getestet worden. Die bekannteste ist die Tennisspielerin Maria Scharapowa. Die Russin hat gesagt, dass sie das Mittel vor zehn Jahren von ihrem Hausarzt verschrieben bekommen habe wegen diverser gesundheitlicher Probleme. Und sie machte noch einen anderen Punkt geltend:
"Es ist sehr, wichtig, dass Sie verstehen, dass dieses Medium zehn Jahre lang nicht auf der WADA-Verbotsliste stand und ich dieses Medikament zehn Jahre lang ganz legal genommen habe."
Handelt ein Spitzensportler noch nach dem Geist der Regeln und dem Fairplay, wenn er ohne medizinische Indikation ein Medikament wie Meldonium einnimmt, das nicht auf der Dopingliste steht? "Das ist es eigentlich nicht mehr", sagt der Mediziner und Kolumnist Rainer Erlinger vom Magazin der Süddeutschen Zeitung. Es gehe um die Intention des Sportlers. "Wenn er der Meinung ist, ich möchte in meinen Körper eingreifen auf eine Art und Weise, die nicht verboten ist, aber mir trotzdem einen Vorteil verschafft und ich bei der Gelegenheit die Dopingvorschriften umgehe, dann handelt er nicht mehr mit dem Fairplay."
Problematisch sieht Erdinger das Höhentraining im Sinne von Fairplay. "Das eine Land kann es sich leisten, das andere ist ein armer Sportverband und kann es sich nicht leisten. Ist das Fairplay?", fragt Erdinger im DLF.
Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 12. September 2016 nachhören.