Der Fund von mehreren Tonnen Steroiden, Stimulanzien, Präparaten und Arzneimitteln zur Herstellung von Doping hat den Sportwissenschaftler Perikles Simon nicht überrascht. "Der deutsche Zoll hatte schon zuvor relativ viel beschlagnahmt, so dass man auf dem europäischen Markt von solchen Mengen ausgehen konnte", so Simon.
Im Breitensport sei Doping sehr verbreitet: "Erschreckend ist, dass der Schwarzmarkt nur ein Teillieferant in das System Breitensport ist. Vor 15 Jahren kamen die Dopingmittel zu Zweidritteln aus dem Gesundheitssystem. Ich glaube nicht, dass sich die Quote seitdem arg verschoben hat."
Deutschland sei bei der Prävention "schwach auf der Brust"
Welche Gesundheitsprobleme sich aus dem Doping im Breitensport ergeben, könne man nicht gut abschätzen, so Simon: "Wir gehen davon aus, wenn jemand in einem Umfang dopt, dass er mehrere Kuren pro Jahr an Steroiden benötigt, dass es zu Herz-Kreislauf-Langzeitschäden kommt. Das Risiko für Bluthochdruck steigt ebenfalls bedenklich." Simon weist auf den Kostendruck hin, der entstehen kann, wenn Menschen durch Erkrankungen schon früher nicht mehr arbeiten können.
In Sachen Doping-Prävention sei Deutschland "schwach auf der Brust", so Simon. In den Benelux-Ländern oder in Skandinavien würde sie aggressiver betrieben. In Dänemark gebe es zum Beispiel das Siegel "Dopingfreies Fitnessstudio". Simon ist für Kontrollen im Breitensport, weil Substanzen, die Breitensportler nehmen, meist besser nachweisbar seien: "Es gibt die Möglichkeit, dass in Fitnessstudios auch mal unangemeldete Kontrollen stattfinden, zumindest, was in dem Studio selber betrieben wird, ob es zum Beispiel hinter dem Tresen Steroide gibt."
Strafen für Ärzte
Eltern hätten die Garantie, dass ihre Kinder in Fitnessstudios wie in Dänemark sicher aufgehoben sind. "Es gehen immer mehr Jugendliche ab 14 in Fitnessstudios. Und wir wissen, dass jeder fünfte Mann dort mit Steroiden dopt. Das ist kein guter Zustand." Der Dopingexperte fordert ein Umdenken in der Politik: "Die Politik muss sich die Ärzte zur Brust nehmen. Denn es kann nicht sein, dass so laissez-fair mit dem Thema Hobbydoping umgegangen wird." Es müsse Fortbildungen geben oder irgendwann auch Strafen für Ärzte, die Dopingmittel verschreiben.
Simon findet, dass Menschen geschützt werden müssen, die ihre Leistung sauber erbringen. "Die zu unterstützen, ist auch Angelegenheit der Politik."
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