Der Sportpsychologe von der Universität Potsdam hat mit Kollegen nahezu 1000 Amateursportler in fünf europäischen Ländern zu ihren Erfahrungen mit Dopingmitteln befragt. Mitfinanziert wurde das Projekt von der EU, in Deutschland ist die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada der Partner.
Es sei sinnvoller sich Menschen frühzeitig zuzuwenden, sagte Ralf Brand im Gespräch mit dem Deutschlandfunk, bevor sie überhaupt auf den Gedanken kommen würden, ob sie zu verbotenen Substanzen greifen sollen oder nicht.
Es sei auch notwendig Menschen in jungen Jahren für das Thema zu sensibilisieren. So sei es ja jetzt schon ein Problem, dass Studierende zu Mitteln greifen, die ihnen dabei helfen länger konzentriert zu bleiben.
Selbstoptimierung und Körperformung als schnelles Ziel
Hauptgrund für die Einnahme von illegalen Substanzen sei dabei die Selbstoptimierung und Körperformung. "Es gibt viele Menschen, die ihren Körper verändern wollen. Männer wollen muskulöser werden und Frauen abnehmen. Die Menschen wollen das einfach schneller erreichen", sagte Brand.
Die Menschen würden heute nicht mehr akzeptieren, dass solche Ziele viel Zeit und Training erfordern würden. Deswegen sei die Verlockung zu illegalen Substanzen zu greifen sehr hoch.
Doping im Breitensport nicht sonderlich problematisch
Subjektiv würden Menschen Doping im Breitensport als nicht sonderlich problematisch empfinden, denn es gebe ja keine Kontrollen und keine Wettkämpfe, gaben die Teilnehmer der Studie an. "So entkoppelt man sich etwas von dem Fairness-Gedanken", analysierte der Sportpsychologe.
Die Menschen würden dazu tendieren, die Gefahren auszublenden, sagte Brand. Oft würden Interessenten auf sogenannte Meinungsführer herantreten, um sich zu informieren, mit welchen Mitteln diese ihrem Ziel näher kommen könnten.
Verbote oder Sanktionen würden bei der Prävention nur wenig helfen, sagte Brand. Es sei eher eine Frage der Reihenfolge der Argumente.
Plakate und TV-Spots bringen nichts
Eine Kampagne, wie "Keine Macht den Drogen", aus den Neunziger Jahren, die über Plakate oder TV-Spots beworben wurde, seien nicht zielführend gewesen.
Es müssten Ansprechpartner geschaffen werden. So sei es ganz entscheidend, dass die Trainer in Fitness-Studios aktiv auf die Trainierende zugehen und gut informiert sind, sagte Brand.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.