ITIA unter Druck
Doping im Tennis: Alte Probleme, neue Skandale

Der Tennissport kämpft um seine Glaubwürdigkeit. Das Anti-Doping-System steht in der Kritik. Zuletzt traf es mit Jannik Sinner und Iga Swiatek zwei prominte Namen. Doch das Problem reicht weit zurück, sagt der Journalist Jannik Schneider.

Jannik Schneider im Gespräch mit Benedikt Kaninski |
Die Nummer eins der Welt, Jannik Sinner hält den Tennisschläger vor dem Gesicht.
Der Doping-Fall von Jannik Simmer sorgt für Diskussion (IMAGO / ZUMA Press Wire / IMAGO / Lorenzo Carnero)
Nach Angaben des Journalisten Jannik Schneider hatte der Sport bereits sehr lange vor dem Fall von Simona Halep, Jannik Sinner und Iga Swiatek ein Dopingproblem:
"Bereits 1999 hat Jim Courier, ehemaliger Grandslam-Champion bei den Australian Open, öffentlich über Blutdoping im Tennis geredet und sich Sorgen gemacht. Es war ein Jahr nach dem Festina-Skandal im Radsport. 1998 gab es den Nandrolon-Fall des ehemaligen Wimbledonsiegers Petr Korda und in den Zweitausendern einige Südamerikaner, die positiv getestet wurden. Zum Beispiel Rafael Nadals erster Finalgegner bei den French Open, der Argentinier Mariano Puerta. Der wurde nach seinem zweiten Vergehen sogar acht Jahre gesperrt", sagt Jannik Schneider, der als freie Journalist über Tennis und Doping berichtet und den Podcast "Advantege" hostet.

Der Doping-Fall Maria Scharapowa

Auch danach habe es immer wieder Fälle geben, obwohl der Weltverband ITF selbst testete. Nach Angaben von Schneider allerdings nicht stringent und vor allem nur auf Urin. Der bekannteste Fall sei der von Maria Scharapowa, die 2016 positiv auf das Herzmittel Meldonium getestet wurden. "Sie hatte übrigens denselben Manager zu der Zeit, den heute Iga Swiatek hat", merkt Schneider an.
Die polnische Weltranglisten-Zweite war bei ihrer positiven Dopingprobe auf die verbotene Substanz Trimetazidin getestet. "Das ist nicht nur ein Mittel, das zu Herzkrankheiten und zur Verbesserung, der Lebensfähigkeit bei Menschen mit Herzkranken eingesetzt wird . Es ist auch dasselbe Mittel, auf dass die 23 chinesischen Schwimmer vor den Olympischen Spielen 2020 in Tokio positiv getestet wurden", sagt Scheider.
Italiens Tennisstar Sinner wurde im März zweimal positiv auf das anabole Steroid Clostebol getestet. Sinner wurde von der International Tennis Integrity Agency (ItTIA) freigesprochen, weil ihm laut der Untersuchungskommission kein vorsätzliches Verschulden nachgewiesen werden konnte. Swiatek akzeptierte eine Sperre von einem Monat.

Unterschiedlichen Bestrafung schwer nachvollziebar

Die ITIA wurde 2021 von den Grand Slams, der ATP, der WTA und dem Weltverband ITF gegründet und sollte sich unabhängig um Doping und Matchfixing kümmern. Die unterschiedliche Handhabung und Bestrafung der Dopingfälle ist laut Schneider auch für die Profispieler schwer nachvollziehbar. Spieler wie Nick Kyrgios würden derzeit öffentlich Druck machen und kritisierten die Intransparenz. Auch für die Öffentlichkeit sei es schwer nachvollziehbar, ob es sich um Kontaminierung oder wirkliches Doping handle.
Aber, so Schneider: "Fakt ist trotz der technischen Komponente im Tennissport, wie im Fußball übrigens auch, ist es ein sehr physischer Sport, gerade bei den Grand Slams, wenn es um Best of Five geht, wenn es um Ausdauer, Kraft, aber auch Erholung in der zweiten Woche eines Turniers geht. Und Doping würde auf jeden Fall was bringen."
Durch die Prominenten-Fälle von Halep, Sinner und Swiatek wird Doping im Tennis auch wieder mehr in der Öffentlichkeit thematisiert. Das gefalle weder den Spielern noch den Verbänden und den Managern. Schneider weist darauf hin, dass die jüngsten Fälle alle bei Wettkämpfen entdeckt worden sind. "Würde man noch stärker außerhalb dieser Wettkämpfe und auch in der Off-Season noch stringenter, noch mehr und auch auf Blut testen, dann würde es sehr wahrscheinlich noch viel mehr positive Dopingtests geben", ist sich Schneider sicher und fügt an: "Die Frage ist, ob man das möchte."