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Doping in Westdeutschland
"Macht euch doch bitte endlich ehrlich"

Über die Plattform "Dopingalarm" hat Claudia Lepping Kontakt zu jungen Athleten und weiß, dass sich im deutschen Sport wenig geändert hat in den letzten Jahrzehnten. Deshalb plädiert sie für Veränderungen und ruft ehemalige Athletinnen dazu auf sich zu ihrer Dopingvergangenheit zu bekennen, um junge Sportler aufzuklären.

Claudia Lepping im Gespräch mit Marina Schweizer |
    Claudia Lepping bei einem Leichtathletik-Wettkampf 1986.
    Claudia Lepping bei einem Leichtathletik-Wettkampf 1986. (imago)
    Seit dem Tod Birgit Dressels hat sich in der Betreuung von Athletinnen nach Meinung von Claudia Lepping, Ex-Athletin und Anti-Doping-Kämpferin, wenig geändert: "Es ist nach wie vor so, dass Trainer unter ihren eigenen Möglichkeiten bleiben, weil sie eben allzu schnell mit ihren Trainingsschablonen hantieren, zu denen eben auch unterstützende Mittel, Dopingmittel gehören."
    Deshalb mahnt Lepping grundlegende Verbesserungen an: "Ich würde dringend appellieren, dass die Trainerausbildung kreativer und viel ernster genommen wird als dies bisher der Fall ist." Die Haltung in Westdeutschland habe sich in den letzten Jahrzehnten nicht verändert. Es gelte bisher das 11.Gebot "Lasst euch nicht erwischen!" Es bleibe gängige Praxis, dass dem Erfolg alles untergeordnet werde.
    Junge Menschen kämen schon sehr früh in ein Umfeld, das vermittle, dass der Einsatz von Substanzen in einem ärztlich betreuten Umfeld normal und ungefährlich sei. "Das Unrechtsbewusstsein wird leider sehr sehr früh abtrainiert," so Lepping. Man müsse viel mehr aufklären, um Sportler zu einer kritischen Auseinandersetzung zum Thema Doping zu bewegen.
    Ex-Athletinnen sollen sich bekennen
    Zwischen Trainer und Athlet bestehe ein sehr spezielles Abhängigkeitsverhältnis, weshalb während der Karriere Sportler oft auf eine allzu kritische Haltung, vor allem in der Öffentlichkeit verzichten würden, so Lepping. Dass jetzt bei Befragungen Frauen noch immer nicht den Mut aufbringen können, sich zu ihrer Dopingvergangenheit zu bekennen, könne dazu darin begründet sein, dass die Dopingmittel zu Veränderungen des Körpers geführt haben, die nicht öffentlich gemacht werden sollen.
    Lepping appelliert deshalb an ehemalige Athletinnen über ihre Vergangenheit zu sprechen: "Ich möchte an die ganzen Generationen - Renate Stecher, Heide Rosendahl, die Generation Katrin Krabbe und Heike Drechsler - die möchte ich auffordern: Macht euch doch bitte endlich ehrlich! Wenn ihr es nicht um euer Selbst Willen macht, dann macht es bitte für die heutige Generation. Wir müssen den jungen Leuten sagen in welche Gefahren sie da laufen, dass sie sehr robust sein müssen und wir müssen ihnen eine ehrliche Alternative bieten. Und das geht eben nur, wenn die Sportler selbst stark genug sind, um zu sagen unter welchen Bedingungen sie Sport treiben wollen."