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Doping
Russland vor der IOC Entscheidung

Russland ist derzeit maximal im Fokus der internationalen Sportwelt. Am Dienstag steht die Entscheidung über Russlands mögliche Olympiasperre des IOC an, Mitte nächsten Jahres die Fußball-WM. "In erster Linie ist die Weltmeisterschaft ja eine Bühne für Vladimir Putin", sagt die Journalistin und Olga Sviridenko im Dlf-Interview.

Olga Sviridenko im Gespräch mit Astrid Rawohl |
    "Er nutzt sie ja gerne, um Russlands angeschlagenen Ruf zum Einen wieder herzustellen und auch als Möglichkeit, sich selber zu präsentieren." Und der Sport böte ihm eine geeignete Möglichkeit dazu, sagt die Journalistin und Autorin im Dlf-Interview.
    Als Hauptprofiteure der Fußball-Weltmeisterschaft benennt Sviridenko putinnahe Oligarchen, denn "die bauen die meisten Stadien und sind an der Infrastruktur beteiligt."
    Für die russische Bevölkerung seien die Spiele dennoch ein großes Fest. Die Misstöne rund um die WM wie die explodierenden Kosten und die Korruption komme zwar in der Bevölkerung an, "nur ist es so, dass man da mit Korruption nicht wirklich jemanden überraschen kann", so Sviridenko.
    Propaganda des Westens
    In Russland verstünde man die Dopingvorwürfe als Propaganda und Inszenierung des Westens und der USA und "insofern wird da der russische Whistleblower Grigori Rodschenkow als Landesverräter gesehen." Insgesamt ginge man da sehr in die Offensive.
    Im russischen Fernsehen lief ein Beitrag, in dem sich Rodschenkow reumütig zu seinen Veröffentlichungen äußerte. Allerdings zweifelt Sviridenko die Glaubwürdigkeit dieses Gesprächs an, weil der Kontext unklar bliebe: "Man weiß aber nicht aus welcher Quelle das Material kommt, mit wem er da spricht, in welchem Zusammenhang und worüber. Da gibt es einige Ausschnitte und Gesprächsfetzen, man versucht ihn in erster Linie natürlich unglaubwürdig aussehen zu lassen."
    Sviridenko vermutet weiter im Dlf-Interview, dass der Einfluss Russlands auf den Weltsport gestiegen sei, denn: "Es gibt viele Russen in den Weltverbänden, und die haben wichtige Ämter inne."
    Entscheidung am Dienstag
    Am Dienstag steht die Entscheidung des IOC bezüglich einer Sperre der russischen Athleten bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang an. Obwohl die Beweislast zum staatlich gelenkten russischen Doping rund um die Winterspiele von Sotschi 2014 immer erdrückender wird, bestreitet Russland die Vorwürfe vehement: "Fakt ist, dass sie sich eben überall präsentieren und leugnen, dass überhaupt an den Vorwürfen was dran ist, daher erwarten sie natürlich auch, dass sie nicht gesperrt werden." Die Russen verstünden die Vorwürfen eher als einen Propagandaakt des Westens in einem Informationskrieg. "Im Prinzip ist das so eine aufgeheizte Debatte, dass da alles möglich ist."
    Beispielsweise sei eine Strafzahlung möglich. Die selbstgewählte Opferrolle der Russen könne somit aufrechterhalten werden und man könne sich in die Spiele einkaufen. Beide Seiten, Russland und das IOC, könnten somit ihr Gesicht waren.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.