Die Mühlen der amerikanischen Justiz mahlen langsam, besonders dort, wo Anwälte mit zahllosen Eingaben schon im Vorverfahren Sand ins Getriebe streuen. Deshalb dauerte es sechs Jahre, ehe am Montag der zuständige Richter in Washington mit einer 37 Seiten langen Begründung verkündete: Der mit Spannung erwartete Schadenersatzprozess gegen Lance Armstrong – er findet statt.
Angeschoben hatte ihn sein ehemaliger Teamgefährte Floyd Landis, nachdem er die zahllosen Dopingpraktiken bis ins Detail enthüllt hatte. Wenig später stieg auch die amerikanische Post ein, der ehemalige Sponsor und Hauptgeschädigte, und als quasi-staatliches Unternehmen gesetzlich besonders geschützt, wenn es um Betrug geht. Theoretisch kann man eine Behörde das Dreifache des erlittenen Verlusts einklagen. Im Fall von Armstrong sind das fast 100 Millionen Dollar.
Werbeeffekt größer als Schaden?
Nun müssen die Geschworenen entscheiden, ob er bezahlen muss. Oder ob am Ende nicht sein Gegenargument sticht: Der US Postal Service habe gar keinen Schaden erlitten, sondern sogar noch vom Image des Sportlers und seiner Erfolge profitiert. Ein von Armstrong verpflichteter Gutachter geht davon aus, dass sich der Werbeeffekt auf einen Ertrag für die Post von rund 140 Millionen Dollar beläuft.
Der Texaner kann den Prozess allerdings noch immer vermeiden, sollte er sich mit der Gegenseite außergerichtlich auf eine Entschädigungssumme einigen. Ein Beitrag, von dem auch Floyd Landis profitieren würde. Als sogenanntem Whistleblower stehen ihm bis zu einem Drittel des Betrages zu.
Landis gab sich unlängst in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk allerdings realistisch. Armstrong habe "immer gerne zur Schau gestellt, dass er Geld hat, aber keiner weiß wie viel. Er gibt nicht gerne auf, das ist eine seiner Qualitäten, aber auch sein Problem. Man kann nicht abschätzen, was er tun wird. Aber vielleicht kämpft er, bis nichts mehr da ist."