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Doping
Sörgel kritisiert Aufbewahrungspolitik der WADA

Kaum wurde ruchbar, dass russische Forscher einen neuen, hochwirksamen Dopingstoff in Umlauf bringen, den Muskel-Wachstumsfaktor Full Size MGF, reagiert die Weltantidoping-Agentur WADA: Die im WADA-Code ab 2015 verfügte Verlängerung der Aufbewahrungsfrist für Dopingproben von acht auf zehn Jahre gilt nun schon für die Sotschi-Spiele.

Von Thomas Kistner |
    Experten wie Fritz Sörgel halten das für unseriös, für eine Irreführung des Publikums. Der Nürnberger Pharmakologe sagt, dass moderne Dopingwirkstoffe nach zehn Jahren längst abgebaut sind. Zwar seien einfache Stoffe wie Anabolika oder Stimulanzien viele Jahre lang messbar - nicht aber empfindliche Hormone, Eiweiße und Peptide; die seien sehr komplex und oftmals schon nach Monaten stark abgebaut.
    Kernproblem sei, dass die WADA ihre Proben seit Beginn der Aufbewahrungspolitik bei Temperaturen von minus 20 bis 30 Grad aufbewahre. Doch minus 80 Grad oder darunter wären das mindeste für den Erhalt von Eiweißen, sagt Sörgel. Jedoch sei eine solche Tiefkühllagerung enorm aufwändig, wegen der Energiekosten und der hohen Anzahl von Kühlschränken für zigtausende Proben. Für besonders raffinierte Stoffe wäre sogar eine Lagerung in flüssigem Stickstoff bei bei minus 196 Grad erforderlich. Das ginge in die Millionen.
    Sörgel bemängelt auch, dass die WADA die neue Generation von Dopingproduzenten als einfältig darstelle. Tatsächlich seien das aber clevere Chemiker, die auf viel Geld aus und "vom Typus her so zielstrebig und rücksichtlos wie Investmentbanker" seien. Die Dopingmittel der Zukunft seien hochwirksame, schwer nachweisbare Eiweiße, deren Spuren im Körper rasch völlig abgebaut werden – und die dennoch lange wirken.