Es würden noch viel mehr Beweise als bisher bekannt vorliegen, mehr als in der ARD-Dokumentation untergebracht werden konnte. Das sagte Kronzeugin Julia Stepanowa in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Die selbst wegen abnormer Blutwerte noch bis Januar gesperrte Läuferin zeigte sich in dem Interview enttäuscht, dass sich bisher weder der Leichtathletik-Weltverband IAAF noch die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA bei ihr gemeldet hätten. Niemand habe sie gebeten die Aufnahmen zur Verfügung zu stellen. Die WADA ist in den Augen Stepanowas daher ein „zahnloser Tiger", auch weil sie vor zwei Jahren habe sie in einem Brief an die WADA Doping zugegeben habe, daraufhin aber nichts geschehen sei.
Stepanowas Mann Witali, früherer Mitarbeiter der russischen Anti-Doping-Behörde RUSADA, äußerte sich zeitgleich in der „Süddeutschen Zeitung" und erneuerte seine Anschuldigungen, Doping-Kontrolleure in Russland würden auffällige Doping-Proben von prominenten Topsportlern vertuschen. Das Doping-System werde von höchster Stelle getragen. Wörtlich sagte Stepanow, Russland habe wieder zur Sportmacht werden wollen, nachdem Putin die Macht übernahm.
Er glaube, so Stepanow, das es auch in anderen Sportarten ähnlich laufe wie in der Leichtathletik. Und eine dopingfreie Leichtathletik aufzubauen, forderte seine Frau Julia drakonische Maßnahmen. Dazu zählen lebenslange Sperre von Trainern und Funktionären sowie ein zweijähriger Ausschluss des russischen Leichtathletik-Verbands von allen Wettkämpfen.