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Dopinganalyse in der Pandemie
"Unser Kontrollsystem läuft wieder in Volllast"

Als "allerbestes Alibi zum Betrügen" hat Kugelstoßer David Storl eine Quarantäne bezeichnet, denn dann werden Athleten nicht getestet. Andrea Gotzmann, Chefin der Nationalen Anti-Doping Agentur NADA verteidigt die Regel im Dlf und erklärt, wie die Agentur aktuell kontrolliert.

Andrea Gotzmann im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Die Vorstandsvorsitzende der NADA, Andrea Gotzmann, äußert sich am 01.06.2016 in Berlin vor Journalisten. Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) stellt im Otto Bock Science-Center in Berlin ihre Bilanz für das Jahr 2015 vor
Die Vorstandsvorsitzende der NADA, Andrea Gotzmann (picture alliance / dpa Alexander Heinl)
"Ja, es ist richtig, dass bei einer behördlich angeordneten Quarantäne keine Dopingkontrollen durch die NADA stattfinden", sagt Andrea Gotzmann. "Das ist aber etwas, was wir natürlich überprüfen und auch bestätigen lassen. Aber ich glaube, das ist eine Maßnahme, da müssen dann auch Dopingkontrollen und Dopingkontrolleure und -kontrolleurinnen hinten anstehen."
Die Anordnung der Quarantäne hätten sich die Kontrolleure in den bisher seltenen Fällen von den zuständigen Behörden bestätigen lassen, erklärt Gotzmann. In das internationale Kontroll-Management-System Adams könnten Quarantäne-Anordnungen nicht eingegeben werden, deswegen fragt die NADA in solchen Fällen explizit bei den Behörden nach. Kontrollen gebe es während einer Quarantäne nicht, um alle Beteiligten zu schützen.
NADA Dopingkontrolle nach dem Spiel in der 2. Bundesliga
Nationale Anti-Doping-Agentur - "Das klassische Doping-Kontrollsystem lag brach"
Trotz Lücken in der Regelungs- und Sanktionskette haben alle deutschen Sportverbände eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA bekommen. Lars Mortsiefer, Chefjustiziar der NADA, begündet das mit Umstrukturierungen im Prüfsystem. Zudem sei 2020 ein schwieriges Jahr im Anti-Doping-Kampf gewesen.

Storl und Andere im "Blutstropfen-Programm"

Generell laufe das System aber wieder voll. Vor allem mit Trainingskontrollen, die sogar verstärkt worden seien, weil durch viele abgesagte Wettbewerbe auch Kapazitäten frei wurden. In der Pandemie gab es aber auch Versuche, ohne persönlichen Kontakt Kontrollen durchzuführen.
"Wir haben im letzten Jahr ein entsprechendes Projekt gestartet, der sogenannte getrocknete Blutstropfen. Und dort haben wir auf freiwilliger Basis - das war im April bis Mai - mit hundert Athletinnen und Athleten, die auch der Longlist für Olympia angehörten, ein solches Videotelefonat mit einer kleinen Blutstropfen-Abnahme durchgeführt." Zu dem Programm gehöre auch David Storl, mit dem die NADA nun auch in Kontakt getreten sei.
Bei der Leichtathletik Hallen-WM hat der Kugelstoßer David Storl Silber gewonnen.
Kugelstoßer David Storl (dpa / Sven Hoppe)

"Nicht ganz glücklich" über das Warten auf neue Regelwerke

Anhand der Blutstropfen ließen sich sehr, sehr viele Informationen gewinnen. Deshalb ist Gotzmann auch "nicht ganz glücklich", dass die Diagnose der getrockneten Blutstropfen international noch nicht offiziell benutzt werden kann. Das soll erst bei den Winterspielen in Peking 2022 möglich sein, das entsprechende Regelwerk der Welt-Anti-Dopingagentur WADA ist noch nicht fertig.
Dennoch glaubt Andrea Gotzmann an die Chancengleichheit bei den Olympischen Spielen in Tokio im Sommer. Die unterschiedlichen Bedingungen in der Pandemie in verschiedenen Ländern sieht sie zwar als Problem. Doch auch die internationalen Verbände kontrollierten ihre Athleten. Dazu nennt Gotzmann die Aufbewahrung und Nachanalyse aller Proben von den Olympischen Spielen, um Doping mit später entwickelten Methoden nachzuweisen.