Christian Seipenbusch ist Ermittlungsbeamter beim Zollfahndungsamt in Essen im Bereich des Arzneimittelschmuggels und -Handels, aber auch im Bereich Dopingmittel.
Vor einem Jahr wurden bei der Operation Viribus mehrere Tonnen Steroide, Stimulanzien und Arzneimittel in 33 Ländern sichergestellt. Dazu wurden mehr als 200 Menschen verhaftet. "Ein Schlag gegen die Doping-Mafia" schrieben manche Zeitungen damals, denn die sichergestellten Präparate sind nicht für den Leistungssport, sondern Doping-Mittel für den Amateursport und werden vor allem von Menschen genutzt, denen der Muskelaufbau im Fitnesscenter nicht schnell genug geht.
Dopingmittel oft in der Post
Die Ermittlungen von Christian Seipenbusch und seinem Team finden sehr oft ihren Ursprung in Sicherstellungen im internationalen Postverkehr. Der Flughafen Köln Bonn stelle immer mehr Dopingmittel in Postsendungen aus osteuropäischen Ländern, aber auch aus China und Hongkong fest. Und diese Feststellung führe dann zu Ermittlungen. Im Jahr 2018 seien 20 Kilo reine Wirkstoffe festgestellt worden, im Jahr 2019 bereits fast 100 Kilogramm.
Wenn der Zoll feststelle, dass die Empfänger sich in Deutschland befinden, nimmt er diese ins Visier, erläutert Christian Seipenbusch. Häufig stößt er dann gerade bei Paketen, in denen sich nicht fertige Dopingmittel, sondern Dopingmittel-Wirkstoffe befinden, auf sogenannte Untergrundlabore.
"Begriff Labor eigentlich nicht verdient"
Diese hätten den Begriff Labor eigentlich gar nicht verdient, so Seipenbusch. Die Räume seien nicht steril, erzählt der Ermittler: "Wir finden diese Dopingmittel-Labore regelmäßig unter Dachböden, in Kellerräumen oder in sonstigen zweckentfremdeten Räumlichkeiten." Da sei dann alles vorhanden, was man für die Herstellung von Dopingmitteln benötigt, also Kocher, Glaskolben, Abfüllanlagen, teilweise sogar Tablettenpressen. Doch die hygienischen Bedingungen, unter denen diese Mittel hergestellt werden, seien verheerend. Glaskolben seien angerußt, teilweise lägen tote Fliegen auf der Fensterbank, die Arbeitsflächen seien völlig verdreckt. "Die Mittel, die dort hergestellt werden, gelangen dann irgendwann in den menschlichen Körper. Das ist als bedenklich zu betrachten", sagt der Fahnder.
Was in den Laboren aber regelmäßig nicht vorhanden sei, seien Geräte zur Analyse der dort hergestellten Dopingmittel. Die Laborbetreiber verließen sich offensichtlich in Bezug auf Art und Wirkstoffmenge auf die Angaben ihrer Lieferanten. Allerdings stelle der Zoll später bei wissenschaftlichen Analysen dieser Dopingmittel fest, dass häufig die Wirkstoffmengen in den Tabletten oder Ampullen nicht mit dem übereinstimmen, was auf der Verpackung angegeben sei.
Mittel werden in geschlossenen Internetforen vertrieben
Die Mittel würden in Fitnessstudios vertrieben, viel häufiger allerdings in geschlossenen Internetforen. Der Absatz erfolge in der Regel über persönliche Kontakte: "Man bezahlt und kriegt dann in der Regel per Post auch wiederum seine Dopingmittel zugestellt." In den Foren sei dann auch nachzulesen, wenn ein Labor enttarnt wurde. Häufig hätten die Nutzer dann Angst vor Strafverfolgung. An einem Kilo Testosteron aus China für 1000 Euro ließen sich 3000 Euro Umsatz, also 2000 Euro Gewinn, erzielen.
Seipenbusch bezeichnete das Anti-Doping-Gesetz als wirksames Mittel, um Ermittlungen durchzuführen. Man könne die Abnehmer verfolgen, häufig Menschen aus der Bodybuilder-Szene. Viel wichtiger sei es aber, diejenigen zu verfolgen, die Untergrundlabore betreiben, damit sehr viel Geld verdienen und das Risiko in Kauf nähmen, dass die Gesundheit anderer Menschen geschädigt werde.