Jonas Plass, Lockenkopf, Typ Sonnyboy, gehörte lange zu den besten deutschen 400-Meter-Läufern. Und natürlich, hat auch ihn das Thema "Dopingkontrollen" tag täglich begleitet. Wie jeder andere Top-Sportler musste er ständig über das sogenannte ADAMS-System im Internet angeben, wo er sich befindet: "Mein größtes Problem beim Umgang mit ADAMS war für mich natürlich das Updaten meiner Aufenthaltsorte. Ich habe zwar initital immer erst mal quartalsweise meine voraussichtlichen Aufenthaltsorte angegeben, die ich dann immer wieder überarbeiten musste."
Jetzt will Jonas Plass persönlich dafür sorgen, dass sich daran endlich etwas ändert. Er hat seine Karriere inzwischen beendet und forscht an einem neuen Doping-Kontrollsystem: Einfacher, effizienter, weniger aufwendig für die Athleten. Anstatt ständig ihre Aufenthaltsorte anzugeben, tragen sie einfach einen GPS-Sender. Ein kleines Kästchen, das in die Jackentasche passt, und über das die Sportler von den Dopingkontrolleuren geortet werden können.
"Die Athleten, die sich für unser Modul entscheiden, müssen nicht mehr so viel Daten von sich preisgeben wie bislang, das heißt es müssen nur noch ganz grob zukünftige Aufenthaltsorte angegeben werden und im Fall einer Dopingkontrolle kann der eine Dopingkontrolleur, der mit der Kontrolle beauftragt wurde, die aktuelle Position des Athleten abfragen", so Plass.
Besserer Datenschutz dank GPS-Sender?
Für Plass, neben einer großen Erleichterung für die Athleten also auch mehr Datenschutz. Weil von den Sportlern nicht ständig wie bisher, sondern nur dann Daten erhoben würden, wenn sie auch tatsächlich gebraucht werden: Wenn eine Kontrolle ansteht. Erst dann nutzt der Dopingkontrolleur das GPS-System, um den Sportler zu finden. Die Reaktionen auf die neue Idee fallen unterschiedlich aus. Leichtathletin Cindy Roleder finde es gut: "Ich würde das Ortungssystem nehmen, weil es deutlich einfacher ist. Und, wir sind auch nur Menschen, wir vergessen auch mal, was einzutragen."
Auch Bobpilot Francesco Friedrich sieht die Entwicklung positiv: "Ich finde, das ist eine gute Lösung, eine vernünftige Lösung, die uns viel Arbeit ersparen würde."
Der Säbelfechter und deutsche Athletensprecher Max Hartung ist dagegen skeptisch. Er findet generell, das ein Dopingkontrollsystem seine Grenzen haben muss: "Also es darf nicht sein, dass meine Privatsphäre und die eigenen Schutzrechte über einen gewissen Punkt hinaus strapaziert werden. Also das muss verhältnismäßig bleiben.
Mit dem GPS-System würde es verhältnismäßig bleiben, sagt Initiator Jonas Plass. Bereiche besonderer Privatsphäre seien damit sowieso nicht sichtbar: "Besondere schützenswerte Bereiche wie Kirchen, Friedhöfe, Krankenhäuser sind schon von vornherein ausgenommen. Der Athlet hat aber darüber hinaus die Möglichkeit, selbst Geofences anzulegen, Privacy Areas, in denen er dann nicht aufgefunden werden kann."
Entwicklungsphase mit Hürden
Und was, wenn sich Athleten dann häufig an privaten Orten aufhalten? Wäre das ihr gutes Recht? Oder machen sie sich dann verdächtig, weil sie sich verstecken könnten? Es bleiben Fragen offen. Und entscheiden, ob das System irgendwann zur Anwendung kommt, müssen sowieso andere: Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA bzw. die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA in Deutschland. Die NADA unterstützt das Projekt, Justiziar Lars Mortsiefer sieht aber einige Hürden: "Es müsste letztlich so laufen, um es international verbindlich zu gestalten, es von der WADA vorgegeben werde müsste. Das ist, angesichts der Tatsache, dass sie ja mit ADAMS ein zentrales System haben, eher unrealistisch, aber es kann als Ergänzung hinzugefügt werden. So wie Alternativsysteme in anderen Ländern auch schon zur Geltung bringen. Von daher sollte das Ziel sein, eine alternative Lösung zu entwickeln und dann über einen längeren Zeitraum eines Praxistests auch dazu zu kommen, eine echte Alternative zu werden und ggf. das ADAMS-System abzulösen. Aber da stehen wir jetzt noch lange nicht, das ist ein langer Prozess von mehreren Jahren, den man dann erstmal gehen muss."
Und: das System müsste es erstmal zur Marktreife schaffen – das entscheidet sich 2018. Das Forschungsprojekt mit dem Namen Paradise läuft seit etwa einem Jahr, in Kooperation unter anderem mit dem Fraunhofer-Institut und der TU Berlin, und gefördert vom Bundesforschungsministerium.