Es sei im System IAAF tatsächlich möglich gewesen, dass der ehemalige Präsident Lamine Diack seine beiden Söhne als IAAF-Mitarbeiter einschleusen konnte. "Dass dann Verwandte oder sogar der eigene Sohn dann in der Firma solche herausragende Tätigkeiten hatten, das geht aus unserer Sicht nicht", sagte Günter Younger im Deutschlandfunk.
Der Münchner Kriminalbeamte übte im Gespräch vor allem scharfe Kritik am IAAF-Council. "Das Council hat die Aufgabe, eine gewissen Kontrollfunktion zu übernehmen, wenn ich aber nicht weiß, was in der Organisation passiert, dann funktioniert das System so nicht."
"Keine Hinweise, dass Coe involviert war"
Younger bezweifelte dabei, dass das IAAF-Council überhaupt nichts von den windigen Geschäften seines ehemaligen senegalesischen Präsidenten mitbekommen habe. Das Mitglied der WADA-Untersuchungskommission nahm dabei auch den angeschlagen IAAF-Präsidenten Sebastian Coe in Schutz. "Wir haben keine Erkenntnisse, das Herr Sebastian Coe in irgendeiner Weise involviert war. Man hätte vielleicht mehr nachfragen können, es ist aber hinterher immer einfach zu kritisieren." Man müsse Sebastian Coe jetzt auch eine Chance geben. Der Brite werde seit Monaten attackiert und hätte aktuell noch überhaupt keine Chance gehabt, Veränderungen vorzunehmen.
Auch den Leiter der WADA-Kommission, Richard Pound, verteidigte Younger im Deutschlandfunk. "Richard Pound lasst sich nicht beeinflussen. Er hat mich auch gefragt: Gibt es Hinweise, dass Sebastian Coe involviert ist? Und ich habe gesagt: 'Nein, wir haben keinen Hinweis'".
"Athleten wurden erpresst und das geht gar nicht"
Der deutsche Kriminalbeamte und Mitglied des dreiköpfigen Pound-Stabs äußerte sich auch über seine Einblicke in die Welt des Sports, die für ihn als Außenstehenden komplettes Neuland waren. "Es war ein faszinierender Einblick für mich. Von der Atmosphäre ist es eine sehr positive Umgebung. Aber es geht auch um sehr viel Geld und wenn es keine Kontrollmechanismen gibt, und im Sport gibt es kaum welche."
Enttäuschend sei bei dem Skandal im IAAF, dass es "zu Lasten der Sportler geht" und dies sei auch der entscheidende Unterschied zum Fußballweltverband FIFA, wo "nur Gelder hin- und hergeschoben worden sind. Hier wurden auch "Athleten erpresst und das geht gar nicht", sagte Younger.
Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 16. Juli nachhören.