Nils Zurawski, ist Soziologe und Sozialanthropologe. Er lehrt und forscht am Institut für Kriminologische Sozialforschung der Universität Hamburg. Gemeinsam mit dem Sportwissenschaftler Marcel Scharf (Deutsche Sporthochschule Köln) hat er das Buch "Kritik des Anti-Doping" geschrieben.
Zurawski kritisiert die Datenbank und das Meldesystem ADAMS der Welt-Anti-Doping-Agentur - in dem Athletinnen und Athleten zum Beispiel Informationen darüber angeben müssen, wo sie sich aufhalten. Zurawski sagt:
"Damit ist eine relativ ausführliche Kontrolle von Athletinnen möglich. Und ich habe mich immer gefragt, ob das a) rechtens ist, b) ob das sein muss, und warum Athletinnen einer anderen, größeren Kontrolle unterliegen müssen, als der Normalbürger. Und ob für sie die normalen Bürgerrechte und Freiheitsrechte nicht auch gelten, warum sie diese besondere Rolle haben."
Der Sozialwissenschaftler nennt das "mit Kanonen auf Spatzen schießen", denn er hält das Anti-Dopping-System für ineffizient. Nur wenige der Doper würden überführt.
"Es ist eine Sportshow"
Zurawski fordert daher eine ehrliche statt einer "romantischen" Betrachtung des Sports: "Es ist eine Sportshow. Die Geld verdient, an der viele Menschen mitverdienen, viele Firmen, Individuen und so weiter. Sich so ehrlich zu machen und zu sagen ‚Es geht hier um viel Geld, deswegen machen wir das und deswegen ist Doping auch ein Teil davon', wäre schon mal ein erster Schritt."
Der Soziologe spricht sich gegen Doping aus, kritisiert aber, dass Sportler im Gegensatz zu Managern oder Studenten viel stärker angegangen würden, wenn sie zu Dopingmitteln griffen:
"Beim Sportler zählt das Ergebnis, aber nur, wenn es in so einer ganz komischen Reinheit erzielt wird. Und das ist a) nicht zeitgemäß und b) ist es überhaupt nicht das, was im Sport stattfindet."
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