Es habe sich um eine so genannte Ausreisekontrolle gehandelt, die Anfang Juni 2014 von der kompletten russischen Fußball-Nationalmannschaft genommen wurde, erklärt Hajo Seppelt. Nach außen hin verkaufte der russische Verband diese Maßnahme damit, dass man die Gesundheit der Spieler überprüfen wollte. In Wirklichkeit sei es darum gegangen zu checken, ob die Fußballer sauber gewesen sind oder nicht.
"Warum macht Wada nicht mehr Druck?"
Noch spektulärer als die von der Wada beschlagnahmten 155 Urin-Proben der Spieler sei eine weitere Untersuchung der Russen, die von staatlicher Seite angeordnet worden sei. Diese Beweismittel lagerten in einem Moskauer Kontrolllabor und würden nicht herausgerückt. "Ich frage mich, warum die Wada nicht mehr Druck macht und von ihren Möglichkeiten Gebrauch macht", sagt Seppelt.
Wenn die Russen diese Beweismittel unter Verschluss hielten, müsse man mutmaßen, dass es weitere Gründe geben, die mit einer Vertuschung in Zusammenhang stünden. Einmal mehr zeige sich, dass die Wada wie ein zahnloser Tiger agiere, so Seppelt.
Witzfigur Vitaly Mutko
Auf die Frage, ob es es sich um so genannte "Fake News" handele, so wie vom russischen Verbandspräsidenten Vitaly Mutko behauptet, entgegnete Seppelt: "Vitaly Mutko entwickelt sich mehr und mehr zu einer Witzfigur ddes internationalen Sports." Es sei untragbar, dass Mutko nach wie vor in führender Position unterwegs sei.
Sollten sich die Verdächtigungen bewahrheiten, würden die Vorfälle um das russische Team jeden Fußball-Dopingskandal der Vergangenheit in den Schatten stellen, bilanziert Seppelt.
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