Ein Abschlussbericht noch in diesem Jahr – dass sich alle Beteiligten dazu durchgerungen haben, damit hat Dagmar Freitag nicht gerechnet. Die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses zeigt sich am Tag eins nach diesem "Freiburger Frieden" begeistert und hofft, dass Chef-Aufklärerin und Mafia-Expertin Letizia Paoli endlich freie Hand bekommt.
"Ich habe da wesentlich weniger Hoffnung in diesen sogenannten Friedensgipfel gesetzt. Ich wünsche Frau Paoli jetzt, dass sie ungehinderten Zugang zu allen Unterlagen bekommt, die sie braucht, um das Kapitel‚ Doping in Westdeutschland' auch wirklich vernünftig beurteilen zu können."
Ein substanzielles Ergebnis, das keine Zweifel mehr offen lässt, mit welchen Mitteln und Machenschaften der Spitzensport in der Bundesrepublik sich Plätze auf den Siegertreppchen organisiert hat – das wäre zweifellos der Idealfall. Doch egal wie fundiert der Bericht am Ende auch sein wird: Schon jetzt wird er knapp zwei Millionen Euro gekostet haben. Aus Sicht der SPD-Politikerin Freitag durchaus gut angelegtes Geld.
"Einmal sind wir das denen in Westdeutschland schuldig, die auch körperliche Schäden haben. Wir haben auch Tote in Westdeutschland. Und zweitens ist diese Aufarbeitung Mahnung und Warnung für junge Athleten der Zukunft zugleich."
Erleichterung in Berlin
Der Streit zwischen den Aufklärern und der Uni-Leitung, dazu die jüngsten Schlichtungen – all das hat die Kosten in die Höhe getrieben. Deshalb sollte jetzt aber niemand den Druck auf die Kommission erhöhen, findet auch der sportpolitische Sprecher der Grünen Özcan Mutlu. Er hofft auf Gerechtigkeit für Doping-Opfer und, dass aus der Akte "Freiburg" ein Mahnmal wird.
"Wenn strafrechtliche Maßnahmen ergriffen werden und diejenigen, die dort beteiligt waren – wenn sie denn noch in Deutschland sind – auch belangt werden, dann denke ich, sollten man nicht auf die Kosten gucken. Wichtig ist tatsächlich, dass wir verhindern, dass in der Zukunft so etwas passiert und deshalb müssen wir die Vergangenheit aufarbeiten."
Ob der Bericht der Kommission das hergibt, wird sich zeigen. In Berlin ist die Sportpolitik aber erst mal geschlossen erleichtert, dass die Recherchen weitergehen. Auch André Hahn von den Linken, der immer wieder gefordert hat, nicht nur die einstige DDR für kriminelle Leistungssteigerungen zu prügeln. Für den avisierten Bericht zum Doping im Westen fordert er deshalb:
"... dass die Ergebnisse öffentlich präsentiert werden und nicht wieder alles unter der Decke gehalten wird, unter dem Vorwand des Datenschutzes und ähnlichen Dingen die Sachen nicht veröffentlicht werden. Die Arbeit ist ganz notwendig. Man hat die Vorsitzende dort ja teilweise schon gemobbt, muss man sagen. Von daher freue ich mich, dass sie jetzt ihre Arbeit fortsetzen kann und bin gespannt auf die Ergebnisse."