Grigorij Rodtschenkow, Kronzeuge der russischen Staatsdoping-Affäre, hat sich entschuldigt. Dafür, so sein Anwalt Jim Walden, dass er seinen Schweizer Kollegen Martial Saugy in der russischen Doping-Affäre in ein schiefes Licht gerückt habe. Saugy war der langjährige Chef des Doping-Kontroll-Labors in Lausanne, der zentrale Dopingfahndungsstelle des Weltsports.
Rodtschenkow äußert sich nicht mehr
2013 erhielt der Schweizer eine Beraterrolle in Russland, bei den Spielen von Sotschi selbst agierte er als Rodtschenkows rechte Hand im Labor. Das IOC bezeichnet Saugy als Spezialberater. Saugy betonte, kein Honorar erhalten zu haben. Zahlungen seien an die Universität Lausanne geflossen, über die Höhe sei Stillschweigen vereinbart worden.
Als Ende 2014 die ersten Enthüllungen der russischen Doping-Vertuschungs-Praktiken bekannt wurden, empfahl der damalige Laborchef in Sotschi, Rodtschenkow, Saugy. Dieser sei sehr "mit Russland verbunden", heißt es in einem Memo an seine Mitverschwörer von Januar 2015. Mehr ist nicht bekannt; Rodtschenkow äußert sich dazu nicht mehr.
Memo im McLaren-Bericht gestrichen
Das Memo war Teil des ersten Untersuchungsberichts des Wada-Sonderermittlers Richard McLaren, wurde aber bald entfernt. Auf Wunsch McLarens, wie die WADA dazu mitteilte. Die Übersetzung sei zu schlecht und der Inhalt nicht sachdienlich gewesen. Das verwundert: Was wäre brisanter in der Russland-Affäre als die Rolle, die die Aufpasser des Sports darin spielten? Zumal sie kolossal gescheitert sind.
Saugy gab Ende 2016 nach 14 Jahren die Laborleitung geräuschlos ab; für die Uni Lausanne arbeitet er weiter. Und Russland dürfte ihn auch bald wiedersehen: Er berät den Fußball-Weltverband Fifa bei der WM 2018. Und das, obwohl der Schweizer Biochemiker selbst schon öfter ins Zwielicht geraten war: unter anderem durch eine private Lehrstunde, in der er ausgerechnet Lance Armstrong erklärte, wie in Lausanne die Blutdoping-Analytik funktioniert.