Über mangelnde Nachfrage kann sich Edwin Fritsch, Geschäftsführer der Firma Woolrec, nicht beklagen. Denn je kälter es wird, je mehr die Energiepreise steigen, umso besser für die Firma. Ihr Wärmedämmstoff Woolit – eine Mischung aus gebrauchter Dämmwolle, Ton und Bindemitteln - findet sich im Baustoffgroßhandel genauso wie in immer mehr Endverbrauchermärkten.
"Wir haben hier einmal die Baustoffe wie Steine. Das ist ein gebrannter Stein bei einer sehr hohen Temperatur. In diesem Stein wird Woolit eingesetzt, und unser Woolit sorgt dafür, dass der Stein positive Eigenschaften bekommt durch den Zusatz. Das Granulat kann eingesetzt werden in der Dachbegrünung, weil es sehr viel Wasser aufnimmt, und zum anderen kann es auch wasserabweisend eingesetzt werden, und dann kann man es wunderbar einsetzen zum Beispiel im Straßenbau als Unterbaumöglichkeit zum Verdichten. Da gibt es viele Möglichkeiten."
Denkt Fritsch an die Anfänge im Jahr 2004 zurück, läuft es ihm allerdings heute noch kalt den Rücken herunter. Denn begonnen hatte die Erfolgsgeschichte in einer riesigen Halle, die Fritsch vermietet hatte. Die Mieter hatten sie bis zur Decke vollgepackt mit Glas-, Mineral- und Steinwolle und wollten das Material recyceln - ohne Erfolg - und hatten sich dann aus dem Staub gemacht.
"Die haben es probiert, sind aber über die Vorstufe nicht hinausgekommen, hatten mir eine Halle mit Sondermüll hinterlassen und mir so die Chance gegeben, das Woolit zu kreieren."
Um neben den Mietschulden nicht auch noch auf Entsorgungskosten in Höhe von über 200.000 Euro sitzen zu bleiben, besorgte sich Fritsch Backzutaten aus dem Supermarkt und tüftelte ein Verwertungsverfahren für die Fasern aus, das er sofort patentieren ließ und gemeinsam mit dem Fachbereich für Abfall und- Ressourcenmanagement an der Uni Gießen zur Marktreife weiterentwickelte. Gleichwohl waren die Vorbehalte gegen Woolit bei potentiellen Abnehmern wie der Baustoffindustrie zunächst groß. Doch Fritsch bewies, dass ausgedientes Dämmmaterial tatsächlich so recycelt werden kann, dass daraus Produkte entstehen, die nicht nur völlig ungefährlich sind, sondern die Qualität von Baustoffen sogar verbessern, wertvolle Ressourcen und Energie sparen und zu allem auch noch billig sind:
"Zum Beispiel haben wir die Auszeichnung bekommen 'Gründerchampion', dann haben wir eine Urkunde bekommen 'Innovationskreis Limburg-Walburg', und wir können auf 14 Europapatente stolz sein."
Künstliche Mineralfasern, die in Rollen, Blöcken oder Platten zur Wärmedämmung von Wänden, Decken und Heizungsanlagen eingesetzt werden, können bei unsachgemäßem Gebrauch oder bei der Entsorgung gesundheitsschädlich sein. Altmaterial muss daher als gefährlicher Abfall deklariert und entsprechend gelagert oder verbrannt werden, betont Bernd Heinstein von der Entsorgungsfachstelle HIM, die im Auftrag der hessischen Landesregierung die Beseitigung und Verwertung von Abfällen überwacht und auch mit dem Unternehmen Woolrec zusammenarbeitet:
"Die Vorteile des Verfahrens sind, dass eindeutig die stoffliche Verwertung im Vordergrund steht. Es wird ja im neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz die stoffliche Verwertung einen Vorrang haben vor allen anderen Verwertungsmethoden. Und wir sind natürlich aufgefordert, diese Verfahren zu prüfen, das haben wir in diesem Fall getan und finden, das ist ein gutes Verfahren und alle künstlichen Mineralfasern, die wir entsorgen werden, werden zukünftig über die Firma Woolrec verwertet."
Denn den kommunalen Deponiebetreibern bleiben durch das Faserrecycling bei Woolrec Entsorgungskosten in Millionenhöhe erspart. Auch das Risiko, dass alte Dämmstoffe mit Bauschutt vermischt auf gewöhnlichen Hausmülldeponien landen, wird durch das Recycling verhindert. Derzeit verarbeitet das Unternehmen pro Jahr etwa 150.000 Tonnen gebrauchter Dämmstoffe:
"Wir befinden uns hier im sogenannten Input-Bereich, das heißt, hier wird angeliefert und nach sehr engen Maßstäben angeliefert. Eine der Annahmebedingungen, die wichtigste, ist die Staubfreiheit. Störstoffe sind ausgeschlossen, wie Metalle oder giftige Sachen, die nehmen wir selbstverständlich nicht an."
Und damit schon die Anlieferung möglichst umweltschonend abläuft, hat das Unternehmen eigens einen sogenannten Dämmstoffverdichter entwickelt. Woolrec-Projektleiter David Kreth:
"Der Zweck dieses Dämmstoffverdichters ist ganz einfach, das Material, das sehr viel Volumen hat und sehr wenig Gewicht, zu verdichten, um somit die Transportkapazitäten auszunutzen."
Beim Verarbeiten der Dämmstoffe, so Fritsch, verschmelzen die Fasern dann bei 850 Grad zu einer untrennbaren und harmlosen Masse und werden anschließend mit natürlichen Zuschlagstoffen angereichert:
"Sehen Sie, das sieht aus wie Erde, und wenn ich es zusammendrücke, bleibt es zusammen. Das kommt durch die Bindefähigkeit und die Feuchtigkeit."
Die Anlieferung des Altmaterials und die Produktion stehen zudem unter regelmäßiger Qualitätskontrolle der hessischen Landesbehörden und unabhängiger Institute. Betont Claudia Werner, Entsorgungsexpertin bei Woolrec:
"Die Kontrollen finden ohne Anmeldung statt vom Regierungspräsidium Gießen, mehrmals im Jahr, ohne Beanstandungen, dass alles in Ordnung ist, dass die Gutachten vorliegen - läuft alles nach Plan."
Über Umsatz wie auch die genauen Details zum Produktionsverfahren schweigt sich Geschäftsführer Fritsch aus, denn seine GmbH ist das einzige Unternehmen weltweit, das aus Altfasern neue Produkte recycelt - und das soll auch so bleiben. Derzeit beschäftigt Fritsch am Stammsitz im hessischen Braunfels-Tiefenbach 20 Mitarbeiter. Vier weitere Produktionsstätten sowie ein Netz von Sammelstellen für Altfaserdämmstoffe im gesamten Bundesgebiet sind bereits geplant. Denn verkauft wird Woolit längst nicht mehr nur in Europa, sondern unter anderem auch in Asien und den USA. Der neuste Coup des gelernten Kaufmanns: preisgünstige Wärmedämmfliesen und Klinkersteine aus Woolit für den Innen- und Außenbereich:
"Es ist ja auch ein keramischer Baustoff, die Fliesen werden bei 1100 Grad gebrannt und haben eine sehr hohe Festigkeit. Es wird vermarktet über die Baumärkte. Es wird einen Karton geben, einen Quadratmeter, Zahnspachtel, Kleber und Fugenmasse, sodass sich das jeder mit nach Hause nehmen kann und sich die Gestaltung machen kann, so wie er das gerne hätte."
"Wir haben hier einmal die Baustoffe wie Steine. Das ist ein gebrannter Stein bei einer sehr hohen Temperatur. In diesem Stein wird Woolit eingesetzt, und unser Woolit sorgt dafür, dass der Stein positive Eigenschaften bekommt durch den Zusatz. Das Granulat kann eingesetzt werden in der Dachbegrünung, weil es sehr viel Wasser aufnimmt, und zum anderen kann es auch wasserabweisend eingesetzt werden, und dann kann man es wunderbar einsetzen zum Beispiel im Straßenbau als Unterbaumöglichkeit zum Verdichten. Da gibt es viele Möglichkeiten."
Denkt Fritsch an die Anfänge im Jahr 2004 zurück, läuft es ihm allerdings heute noch kalt den Rücken herunter. Denn begonnen hatte die Erfolgsgeschichte in einer riesigen Halle, die Fritsch vermietet hatte. Die Mieter hatten sie bis zur Decke vollgepackt mit Glas-, Mineral- und Steinwolle und wollten das Material recyceln - ohne Erfolg - und hatten sich dann aus dem Staub gemacht.
"Die haben es probiert, sind aber über die Vorstufe nicht hinausgekommen, hatten mir eine Halle mit Sondermüll hinterlassen und mir so die Chance gegeben, das Woolit zu kreieren."
Um neben den Mietschulden nicht auch noch auf Entsorgungskosten in Höhe von über 200.000 Euro sitzen zu bleiben, besorgte sich Fritsch Backzutaten aus dem Supermarkt und tüftelte ein Verwertungsverfahren für die Fasern aus, das er sofort patentieren ließ und gemeinsam mit dem Fachbereich für Abfall und- Ressourcenmanagement an der Uni Gießen zur Marktreife weiterentwickelte. Gleichwohl waren die Vorbehalte gegen Woolit bei potentiellen Abnehmern wie der Baustoffindustrie zunächst groß. Doch Fritsch bewies, dass ausgedientes Dämmmaterial tatsächlich so recycelt werden kann, dass daraus Produkte entstehen, die nicht nur völlig ungefährlich sind, sondern die Qualität von Baustoffen sogar verbessern, wertvolle Ressourcen und Energie sparen und zu allem auch noch billig sind:
"Zum Beispiel haben wir die Auszeichnung bekommen 'Gründerchampion', dann haben wir eine Urkunde bekommen 'Innovationskreis Limburg-Walburg', und wir können auf 14 Europapatente stolz sein."
Künstliche Mineralfasern, die in Rollen, Blöcken oder Platten zur Wärmedämmung von Wänden, Decken und Heizungsanlagen eingesetzt werden, können bei unsachgemäßem Gebrauch oder bei der Entsorgung gesundheitsschädlich sein. Altmaterial muss daher als gefährlicher Abfall deklariert und entsprechend gelagert oder verbrannt werden, betont Bernd Heinstein von der Entsorgungsfachstelle HIM, die im Auftrag der hessischen Landesregierung die Beseitigung und Verwertung von Abfällen überwacht und auch mit dem Unternehmen Woolrec zusammenarbeitet:
"Die Vorteile des Verfahrens sind, dass eindeutig die stoffliche Verwertung im Vordergrund steht. Es wird ja im neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz die stoffliche Verwertung einen Vorrang haben vor allen anderen Verwertungsmethoden. Und wir sind natürlich aufgefordert, diese Verfahren zu prüfen, das haben wir in diesem Fall getan und finden, das ist ein gutes Verfahren und alle künstlichen Mineralfasern, die wir entsorgen werden, werden zukünftig über die Firma Woolrec verwertet."
Denn den kommunalen Deponiebetreibern bleiben durch das Faserrecycling bei Woolrec Entsorgungskosten in Millionenhöhe erspart. Auch das Risiko, dass alte Dämmstoffe mit Bauschutt vermischt auf gewöhnlichen Hausmülldeponien landen, wird durch das Recycling verhindert. Derzeit verarbeitet das Unternehmen pro Jahr etwa 150.000 Tonnen gebrauchter Dämmstoffe:
"Wir befinden uns hier im sogenannten Input-Bereich, das heißt, hier wird angeliefert und nach sehr engen Maßstäben angeliefert. Eine der Annahmebedingungen, die wichtigste, ist die Staubfreiheit. Störstoffe sind ausgeschlossen, wie Metalle oder giftige Sachen, die nehmen wir selbstverständlich nicht an."
Und damit schon die Anlieferung möglichst umweltschonend abläuft, hat das Unternehmen eigens einen sogenannten Dämmstoffverdichter entwickelt. Woolrec-Projektleiter David Kreth:
"Der Zweck dieses Dämmstoffverdichters ist ganz einfach, das Material, das sehr viel Volumen hat und sehr wenig Gewicht, zu verdichten, um somit die Transportkapazitäten auszunutzen."
Beim Verarbeiten der Dämmstoffe, so Fritsch, verschmelzen die Fasern dann bei 850 Grad zu einer untrennbaren und harmlosen Masse und werden anschließend mit natürlichen Zuschlagstoffen angereichert:
"Sehen Sie, das sieht aus wie Erde, und wenn ich es zusammendrücke, bleibt es zusammen. Das kommt durch die Bindefähigkeit und die Feuchtigkeit."
Die Anlieferung des Altmaterials und die Produktion stehen zudem unter regelmäßiger Qualitätskontrolle der hessischen Landesbehörden und unabhängiger Institute. Betont Claudia Werner, Entsorgungsexpertin bei Woolrec:
"Die Kontrollen finden ohne Anmeldung statt vom Regierungspräsidium Gießen, mehrmals im Jahr, ohne Beanstandungen, dass alles in Ordnung ist, dass die Gutachten vorliegen - läuft alles nach Plan."
Über Umsatz wie auch die genauen Details zum Produktionsverfahren schweigt sich Geschäftsführer Fritsch aus, denn seine GmbH ist das einzige Unternehmen weltweit, das aus Altfasern neue Produkte recycelt - und das soll auch so bleiben. Derzeit beschäftigt Fritsch am Stammsitz im hessischen Braunfels-Tiefenbach 20 Mitarbeiter. Vier weitere Produktionsstätten sowie ein Netz von Sammelstellen für Altfaserdämmstoffe im gesamten Bundesgebiet sind bereits geplant. Denn verkauft wird Woolit längst nicht mehr nur in Europa, sondern unter anderem auch in Asien und den USA. Der neuste Coup des gelernten Kaufmanns: preisgünstige Wärmedämmfliesen und Klinkersteine aus Woolit für den Innen- und Außenbereich:
"Es ist ja auch ein keramischer Baustoff, die Fliesen werden bei 1100 Grad gebrannt und haben eine sehr hohe Festigkeit. Es wird vermarktet über die Baumärkte. Es wird einen Karton geben, einen Quadratmeter, Zahnspachtel, Kleber und Fugenmasse, sodass sich das jeder mit nach Hause nehmen kann und sich die Gestaltung machen kann, so wie er das gerne hätte."