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DOSB-Delegationsleiterin Schmitz:
"Es gab keine Alternative"

Etwa 150 Deutsche Sportler reisen zu den Europaspielen. Denn in Weißrussland geht es auch um die Qualifikation und wichtige Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Tokio 2020. "Wir fahren dorthin, weil es keine Alternative gab", sagte die Vize-Präsidentin des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), Uschi Schmitz, im Dlf.

Uschi Schmitz im Gespräch Matthias Friebe |
10.06.2015 Frankfurt am Main,Flughafen, Temrinal 1 Abreise der Deutschen Mannschaft Baku 2015 bei den Kontinentalspielen Europas in der aserbaidschanische Hauptstadt Baku. Turner Fabian Hambüchen ist Deutschlands Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier hier mit allen Sportlern 10 06 2015 Frankfurt at Main Airport 1 Departure the German Team Baku 2015 at the Europe in the Azerbaijani Capital Baku Turner Fabian Hambüchen is Germany Flag-bearers at the Opening ceremony here with all of them Athletes
Wie schon bei der Premiere 2015, wird auch zu den zweiten Europaspielen wieder ein Deutsches Team reisen. (imago sportfotodienst)
Vor einem Jahr hatte DOSB-Präsident Hörmann einen Boykott der European Games ins Gespräch gebracht. Doch damals war noch nicht klar, dass es in Weißrussland um die Qualifikation für Olympia in Tokio geht. DOSB-Vize-Präsidentin Schmitz verteidigt deshalb die Teilnahme der Deutschen Mannschaft: "Wir können ja unseren Athleten nicht sagen: tut uns leid, für Olympia könnt ihr euch jetzt nicht qualifizieren. Wir müssen alles für unsere Athleten tun und deshalb gibt es ein klares Ja, um da hinzufahren."
Die European Games finden nach ihrem Debut vor vier Jahren in Aserbaidschan in diesem Jahr erst zum zweiten Mal statt. Ob sie sich etablieren, hält Schmitz für offen: "Wir wissen von anderen Erdteilen, zum Beispiel den Ozeanien Games, den Pacific Games oder den Pan American Games. Alles das gibt es ja, und dort hat es einen besonderen Stellenwert. Es könnte sein, dass sich das auch in Europa entwickelt."
"Wir sehen die gute Chancen, viele Kandidaten für Tokio zu qualifizieren"
Allerdings klagen Vertreter einiger Sportarten über die hohe Belastung aufgrund zu vieler Wettbewerbe in diesem Jahr. Die Turner treten in Weißrussland deshalb nicht an. "Ob man das haben muss oder nicht, ist nicht unsere Entscheidung. Man hat das im Europäischen Olympischen Komitee so entschieden", so Schmitz. "Wir sehen die gute Chance, viele Kandidaten für Tokio zu qualifizieren und zu akquirieren."
Auf die politische Situation habe der DOSB seine Athleten ausführlich vorbereitet. Im Vorfeld habe es Gespräche mit dem Auswärtigen Amt und vielen Nichtregierungsorganisationen gegeben. "Uns ist es wichtig, dass wir unseren Athleten etwas an die Hand geben, damit sie die Situation kennen. Wir wollen, dass sie wissen, wo sie hinreisen." Allerdings müsse jeder Sportler selbst entscheiden, wie er damit umgeht. Es werde keinen Maulkorb geben.
Gespräche mit Menschenrechtlern sind bislang nicht geplant
Während der Spiele in Minsk ist eine Kranzniederlegung in einer Gedenkstätte geplant - in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Weißrussland. Neben Bundestagsabgeordneten sollen auch Sportler daran teilnehmen.
Gespräche mit Menschenrechtlern in Weißrussland seien bislang nicht vorgesehen "Wir haben dafür zu sorgen, dass unsere Athleten die besten Voraussetzungen haben, um ihre Topleistungen zu bringen. Aber das andere Thema haben wir definitiv auf dem Schirm."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.