Debatte um Olympische Spiele
DOSB-Dialog in Berlin: Mögliche Bewerberstadt bringt sich in Stellung

Beim vierten Dialogforum des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu einer möglichen deutschen Bewerbung für Olympische Spiele hat sich Berlin als mögliche Bewerberstadt herauskristallisiert. Die Stimmung war pro Bewerbung – und der Andrang groß.

Maximilian Rieger im Gespräch mit Matthias Friebe | 12.11.2023
Die Olympischen Ringe hängen über dem Tor des Olympia-Stadions in Berlin.
Soll Deutschland Olympische Spiele ausrichten? Diese Frage stellt der Deutsche Olympische Sportbund erstmal der Bevölkerung in mehreren Dialogforen, bevor an einer möglichen Bewerbung gearbeitet wird. (picture alliance / Schoening / Schoening)
Ein echter, lebendiger Dialog ist immer auf Teilnehmerinnen und Teilnehmer angewiesen. Und von denen gab es beim vierten Dialogforum des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu einer möglichen Bewerbung für Olympische Spiele nun in Berlin deutlich mehr als noch zuletzt in Leipzig und Hamburg. In der Hansestadt hatten nur knapp 50 Personen am Dialogforum teilgenommen.
"Der DOSB spricht von 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die insgesamt über den Tag verteilt hier im Futurium vor Ort waren", berichtete Dlf-Sportredakteur Maximilian Rieger aus der Hauptstadt. Allerdings schob er nach: "Es waren größtenteils sozusagen nicht die normalen Bürgerinnen und Bürger, sondern wirklich schon das sportinteressierte Fachpublikum."

Thema Nachhaltigkeit bei Forum in Berlin im Fokus

Einerseits müsse somit konstatiert werden, dass erneut die eigentliche Zielgruppe der Dialogforen, also die allgemeine Bevölkerung und die Stadtgesellschaft, nicht wirklich für das Event aktiviert werden konnte.
Andererseits, so unterstrich Rieger, sei die Expertise in der Diskussion vorhanden gewesen: "Es ging auch sehr konkret um Themen wie Nachhaltigkeit. Es gab den Wunsch nach klimafreundlichen Spielen, da wurden auch konkrete Ideen genannt – wie ein Olympia-Zugticket, Ausbau von öffentlichen Nahverkehrsstätten, Sportstätten, die klimafreundlich sind. Und es gab den großen Wunsch, dass auch der Breitensport profitiert, also zum Beispiel Turnhallen und Schwimmbäder dann auch saniert werden oder das Ehrenamt gestärkt wird."

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Bei der 10. Dlf-Sportkonferenz am Donnerstag (9.11.2023) hatte es ähnliche Wortmeldungen gegeben, die sich auf die Nachhaltigkeit der 2024 in Deutschland stattfindenden Fußball-Europameisterschaft bezogen. So forderte Gerd Thomas, 1. Vorsitzender des FC Internationale Berlin: "Wir müssen uns überlegen, wie die Energie zustande kommt. Natürlich reden wir über Solar, Erdwärme, LED-Flutlichter."
Tim Thormann von der EURO24 GmbH deutete außerdem an, auf die Teams zugehen zu wollen und zu sagen: "Ihr habt die Möglichkeit, zwischen den deutschen Städten kostenlos [mit der Bahn, d. Red.] zu fahren."

Bewerbung für 2036 könnte Konfliktpotential bergen

Grundsätzlich sei die in Berlin unter den Teilnehmenden eher positive Stimmung zu einer Ausrichtung von Olympischen Spielen auch dem geschuldet gewesen, dass "eben sehr viel sportaffines Publikum vor Ort war", erklärte Rieger. "Die Stimmung war schon eher pro Olympia."
Konfliktpotential berge allerdings eine mögliche Bewerbung für Olympische Spiele in 2036, 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin 1936. "Das könnte sicherlich, wenn es dann konkret wird bei der Frage, wann eine Berliner Bewerbung anstehen könnte, nochmal ein Streitpunkt werden."

Politische Unterstützung für Dialogforum in Berlin groß

Bemerkenswert sei laut Rieger die politische Unterstützung für das Dialogforum in der Hauptstadt gewesen: "Auch im Vergleich zu zum Beispiel Hamburg. Kai Wegner [CDU, d. Red.], der regierende Bürgermeister, hat die Begrüßung gesprochen. Der auch gesagt hat, 2036 sei eine enorme Chance, weil es eben die Möglichkeit geben würde, dass Deutschland sich verändert habe im Vergleich zu Hitler-Deutschland damals."
Auch die Sport- und Innensenatorin, Iris Spranger, saß auf dem Podium. Das sei "wirklich eine geballte politische Empfehlung" gewesen, erklärte Rieger.

DOSB mit Berliner Dialogforum zufrieden

"Der DOSB ist mit der Veranstaltung zufrieden, Stephan Brause, der Leiter der Stabsstelle für die Olympiabewerbung, hat das auch nochmal gesagt und betont, dass Berlin sehr viele nochmal wirklich konkrete Aspekte dem DOSB auf den Weg gegeben hat", sagte Dlf-Sportredakteur Rieger. Zuletzt hatte sich Brause von der Zahl an Teilnehmenden in Leipzig und Hamburg enttäuscht gezeigt. Auf der Dlf-Sportkonferenz hatte er die Resonanz in Hamburg für "katastrophal" befunden.
Bis zu einer möglichen Bewerbung für die Austragung Olympischer Spiele ist es noch ein langer Weg. Aber, so erklärte Rieger, es kristallisiere sich heraus, dass Berlin und München die Städte seien, die im Prozess die Führung übernommen hätten: "Es wird eine gemeinsame Bewerbung. Berlin wird sich jetzt von Senatsseite am Dienstag committen, dass man wirklich auch den Bewerbungsprozess weitergehen möchte. München hat das schon getan", sagte Rieger.
Der DOSB hat noch ein weiteres Dialogforum in Düsseldorf angesetzt.