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DOSB-Gegenkandidat Engelhardt
"Mit dem Umgangsverhalten nicht einverstanden"

Martin Engelhardt ist als erster Gegenkandidat bei einer Präsidentschaftswahl des Deutschen Olympischen Sportbundes angetreten. Der Präsident der Deutschen Triathlon-Union wollte damit zu mehr Demokratie ermuntern, die aktuelle Führung und deren Gesamtkonzept kritisieren, erklärte er im Dlf.

Martin Engelhardt im Gespräch mit Robert Kempe |
    Martin Engelhardt ist Präsident der Deutschen Triathlon Union.
    Martin Engelhardt ist Präsident der Deutschen Triathlon Union (Deutschlandfunk / Jessica Sturmberg)
    61 zu 383 Stimmen - es war eine klare Wahlniederlage für Martin Engelhardt. Seine Gegenkandidatur war vor allem ein Mittel zu mehr Demokratie: "Seit der DOSB besteht, hat es jetzt zum ersten Mal einen Gegenkandidaten gegeben, zum ersten Mal eine geheime Abstimmung gegeben. Ich denke, das sollte wieder der normale Umgang sein. Das war mir extrem wichtig.
    Zum anderen war ich mit dem Kurs des Präsidenten in vielen Fällen, insbesondere mit dem Umgangsverhalten, nicht einverstanden. Und auch mit dem Gesamtkonzept, dass man sich nur konzentriert auf die Leistungssportreform schwerpunktmäßig war ich nicht einverstanden."
    Rüder Umgangston
    Engelhardt fordert einen umfassenden nationalen Sportplan – in dem viel mehr als der Leistungssport vorkommt. Er sieht ein Glaubwürdigkeitsproblem des Sports wegen der Dopingproblematik und möchte dagegen arbeiten. Das zusätzliche Geld, dass nun aus der Politik in den Sport komme sei gut, aber es gehöre noch mehr dazu.
    Seine Kritik an den Umgangsformen bekräftigt Engelhardt: Er spricht von einem rüden Umgangston und ruft dazu auf zu hinterfragen, warum viele gute hauptamtliche Mitarbeiter den DOSB verließen.
    "Angst vor den Folgen einer Kandidatur"
    Die Gründe, warum es bisher nie Gegenkandidaten gab, sieht Engelhardt kritisch: "Viele Verbände haben Angst vor den Folgen einer Kandidatur, weil natürlich auch eine gewisse Abhängigkeit bei den Fördermaßnahmen besteht.
    Und in der Vergangenheit war es halt so: Wenn man dort sehr kritisch aufgetreten ist, wenn man dort andere Kandidaturen bevorzugt hat, dann musste man unter Umständen damit rechnen, dass der eigene Verband negative Konsequenzen zu tragen hat. (…) Viele haben dann ein hohes Verantwortungsbewusstsein vor ihren Athleten und scheuen eben dann Kandidatur oder auch ein offenes Gegenargument gegen bestimmte Positionen."
    Keine frühe Bekanntgabe, kein Wahlkampf
    Seine Kandidatur habe er schon im September bei den entsprechenden Gremien eingereicht, erklärt Engelhardt. Er habe sie aber nicht früher bekanntgegeben und keinen Wahlkampf, um keine zusätzliche Belastung und negativen, beruflichen Auswirkungen zu riskieren. Durch seine Kandidatur hofft Engelhardt, dass er Ideen so äußern konnte, dass sie in die Arbeit des nun gewählten Teams einfließen könnten.
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.