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DOSB-Präsident Hörmann
„Es wird kein Athlet zu irgendetwas gezwungen“

DOSB-Präsident Alfons Hörmann reagierte mit Erleichterung auf die Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen im Breitensport. Grundsätzliche Verhaltensmaßregeln seien definiert worden. Jedem Sporttreibenden oder Verantwortlichen stehe es aber frei, weiter auf den Sport zu verzichten, sagte Hörmann im Dlf.

Alfons Hörmann im Gespräch mit Marina Schweizer |
Alfons Hörmann, DOSB-Präsident
Auf den für Mitte Mai geplanten Neustart der Bundesliga angesprochen, äußerte Hörmann gemischte Gefühle (dpa / picture alliance / Guido Kirchner)
Dass es nun schrittweise wieder möglich werde, in Deutschland aktiv Sport zu treiben, sei wichtig für die insgesamt 27 Millionen Mitglieder und 90.000 Vereine an der Basis, die er als "die sozialen Tankstellen in unserem Lande" bezeichnete.
In die Freude mische sich jedoch auch Verantwortung, sagte Hörmann. Man müsse sich "stets die Frage vor Augen halten: Wie viel Lockerung, wie viel Öffnung macht Sinn? Wie viel ist guten Gewissens zu verantworten?"
Druck auf Politik bewusst nicht weiter erhöht
Der DOSB habe daher auch "über einige Wochen dem erkennbar massiver werdenden Druck von der Basis standgehalten" und ganz bewusst den Druck auf die Politik nicht weiter erhöht, sondern mit der Sportministerkonferenz gemeinsam versucht, "wertvolle und wichtige Leitplanken zu erarbeiten."
Diese recht allgemein gehaltenen Leitplanken verteidigte Alfons Hörmann im Dlf: Mit ihnen "dürfte aus unserem Verständnis eine relativ gute Grundlage für verantwortungsbewusstes Handeln gegeben sein", so Hörmann, auf der jeder Sporttreibende oder Verantwortliche sich auch für einen besonders vorsichtigen Weg entscheiden könne - "gemäß der Definition der Fachverbände". Jeder Person stehe es zudem frei, auch noch weiter auf den Sport zu verzichten: "Da sollte jeder auf sein Inneres hören. Wir zwingen niemanden."
DOSB hat Athleten mit eingebunden
Das bezog der DOSB-Präsident auch auf Leistungssportlerinnen und -sportler. Erstliga-Fußballprofi Neven Subotic hatte am Samstag im Dlf bedauert, dass die Spieler bei der Erarbeitung des Hygienekonzepts zum Neustart der Bundesliga keinerlei Mitspracherecht hatten. Eine Kritik, die Hörmann für den DOSB zurückwies: In seiner Organisation seien Athleten "an vielen Stellen" eingebunden, unter anderem sitze Jonathan Koch als Vertreter der Athletenkommission mit im DOSB-Präsidium. "Es wird kein Athlet zu irgendetwas gezwungen", erklärte Hörmann.
Keine Startpflicht für Athleten
Wenn sich Athleten oder Athletinnen im aktiven Sport im Moment nicht wohlfühlten, "dann bleibt nur die Wahl, gegebenenfalls auf den Wettkampf oder das Training zu verzichten. Auch das ist jedem Athleten freigestellt." Ihm sei kein einzelner Fall bekannt, "in dem ein Athlet dazu verpflichtet wird, zu starten." Er selbst würde jederzeit mit einem Übungsleiter in einem Sportverein tauschen, erklärte der DOSBPräsident.
Die Rückmeldungen, die er in den letzten Tagen bekommen habe, zeigten, "dass 99 plus x Prozent der Übungsleiter und Vereinsverantwortlichen froh, glücklich und einfach nur dankbar sind, dass es wieder losgeht." Sorgen darüber, wie genau die erarbeiteten Leitplanken vor Ort umsetzbar seien, erreichten ihn derzeit "so gut wie nicht".
Gemischte Gefühle beim Bundesliga-Restart
Auf den für Mitte Mai geplanten Neustart der Bundesliga angesprochen, äußerte Hörmann gemischte Gefühle: "Wir drücken Christian Seifert, der DFL und den Bundesligavereinen die Daumen. Aber wir sehen es durchaus an mancher Stelle auch mit einer gewissen Sorge, wie sich das Thema dann in der Praxis bewähren wird."
Beispiele wie der vergangene Woche bekannt gewordene laxe Umgang mit Abstands- und Hygienevorschriften beim Bundesligisten Hertha BSC Berlin oder auch die Samstagabend vermeldeten positiven Corona-Testergebnisse beim Zweitligisten Dynamo Dresden zeigten, "dass ein solches Konzept neben vielen Chancen auch ganz beachtliche Risiken mit sich bringt."
Auch wirtschaftliche und finanzielle Sorgen in der deutschen Sportlandschaft müsse man ernst nehmen. Sowohl in den unteren Fußballligen ab der dritten Liga abwärts, als auch in allen anderen Sportarten sehe es "an vielen Stellen zappenduster aus", so Hörmann. "Die Stunde der Wahrheit ist näher, als es manchem im Moment bewusst ist". Der DOSB-Präsident plädierte daher für Finanzhilfen des Bundes.