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DOSB-Präsidentenwahl
"Eine Mini-Revolution"

Zum ersten Mal in der Geschichte des Deutschen Olympischen Sportbundes gab es bei der Wahl um das Amt des Präsidenten einen Gegenkandidaten. Alfons Hörmann behielt mit großer Mehrheit seinen Posten, insgesamt war die Versammlung aber ungewohnt turbulent.

Andrea Schültke im Gespräch mit Matthias Friebe |
    Düsseldorf: Alfons Hörmann, Präsident DOSB, spricht nach seiner Wiederwahl auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes.
    Alfons Hörmann, Präsident des DOSB, nach seiner Wiederwahl (Guido Kirchner/dpa/picture-alliance)
    Matthias Friebe: Bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes wurde Business as usual vermutet. In Düsseldorf sollten die Delegierten vor allem den Präsidenten für eine dritte Amtszeit wiederwählen. So einfach war es dann doch nicht. Warum?
    Andrea Schültke: Weil es zum ersten Mal in der Geschichte des Deutschen Olympischen Sportbundes überhaupt einen Gegenkandiaten gab für das Amt des Präsidenten. Denn für einige ar es überraschend: kurz nach 14 Uhr begannen die Wahlen und dann kam es zu so etwas wie einer Mini-Revolution. Denn Martin Engelhardt, der ist seit langen Jahren Präsident der Deutschen Triathlon Union, der ist tatsächlich als Gegenkandidat gegen Alfons Hörmann angetreten.
    Friebe: Wie hat Alfons Hörmann diese Gegenkandidatur aufgenommen? Wie überraschend war das?
    Schültke: Es gab ja vor einigen Wochen schon mal kurz einen Gegenkandidaten: Thomas Weikert war das, das ist der Präsident des Tischtennis-Weltverbandes. Aber der hat dann schnell wieder abgesagt und dann schien es vor dieser Mitgliederversammlung so zu sein, als würde alles so laufen wie immer: kein Gegenkandidat und Alfons Hörmann wird gewählt für seine dritte Amtszeit. Aber in den Tagen von Düsseldorf gab es hier so Gerüchte, so Flurfunk, wie man so sagen würde, dass es einen Gegenkandidaten geben könnte. Und Alfons Hörmann hat dann in der Pressekonferenz danach auch gesagt, er sei nur bedingt überrascht gewesen.
    Friebe: Letztendlich ist er ja auch mit großer Mehrheit gewählt worden, in seine dritte Amtszeit. Mehr als 85 Prozent der Delegierten haben sich für ihn entschieden. Aber eben 61 Delegierte der anwesenden Mitglieder nicht. Wie hat Alfons Hörmann darauf reagiert?
    Schültke: Er gab sich gelassen nach der Mitgliederversammlung. Hast das abgetan, hat gesagt, das ist eben ein Akt der Demokratie, zeigt wie demokratisch doch der DOSB ist. Aber man muss ganz klar sagen, die Kandidatur von Martin Engelhardt war ja ein Zeichen. Engelhardt hat gesagt, er wisse, dass er nicht gewählt werde, aber seine Kandidatur solle die Demokratie im Sport wiederbeleben. Und auch deshalb musste der alte und neue Präsident in seiner Dankesrede auch auf die Vorwürfe bzw. Forderungen seines Gegenkandidaten eingehen:
    Hörmann (Mitschnitt): Liebe Delegierte, ich danke für den großartigen Vertrauensbeweis und werde mit einem hoffentlich schlagkräftige Team genau in dem Sinne für Sport-Deutschland weiterarbeiten, wie wir es bisher getan haben. Werde, lieber Herr Engelhardt, die Werte, die sie eingefordert haben, mit den Themen herzlich gerne umsetzen. Und werde einen Stil pflegen, der von Transparenz und Offenheit geprägt ist. Vielen Dank.
    Schültke: Er habe es nicht als Kampf empfunden. Das Ergebnis sei beeindruckend positiv und in jeder Hinsicht erfreulich gewesen.
    Friebe: Und dennoch ist es ja bezeichnend, dass es überhaupt eine Gegenkandidatur gegeben hat, die erste in der Geschichte. Wie war denn unter den Delegierten Rückhalt dafür?
    Schültke: Es war auf jeden Fall schwierig. Das zeigt schon allein die Tatsache, dass der Vorschlag für diese Gegenkandidatur - also die Satzung sieht vor, wenn es einen Gegenkandidaten gibt, kann der nicht selber aufstehen, sondern er muss vorgeschlagen werden von einem der DOSB-Mitglieder. Und diesen Vorschlag, den musste ein Athlet machen, Benedikt Wagner, der war kurz vorher zuvor zum persönlichen Mitglied des DOSB gewählt worden.
    Das heißt mit anderen Worten: Es war kein einziger hochrangiger Verbandsvertreter da, der mit diesem Vorschlag nach vorn gegangen wäre. Und ich denke mal, es gab Gründe dafür. Hinter den Kulissen war nämlich zu hören: Es war schwierig, überhaupt jemanden zu finden, der sich getraut hat, einen Gegenkandidaten vorzuschlagen. Da sei schon auch Angst im Spiel gewesen und das zeigt ja wiederum, wie viel dran ist an dem Vorwurf, Alfons Hörmann pflege einen autoritären Führungsstil.
    Friebe: Zu Beginn der Veranstaltung heute, der Mitgliederversammlung, war ja auch zum ersten Mal seit der Bundetagswahl der neue Sportminister Horst Seehofer anwesend. Was waren denn die zentralen Punkte seiner Rede?
    Schültke: Vielleicht so ein bisschen Lokalkolorit. Das Ganze fand hier in Düsseldorf statt. Und da passte es ganz gut, dass der Minister in ganz klares Bekenntnis zur geplanten Olympiabewerbung der Rhein-Ruhr Region für die Olympischen Spiele 2032 gegeben hat.
    Seehofer (Mitschnitt): Deutschland würde es gut zu Gesicht stehen, wieder einmal Olympische Spiele auszurichten. Allerdings mit einem umsichtigen, einem maßvollen Konzept. Die Unterstützung ist klar.
    Schültke: Soweit Sportminister Horst Seehofer.
    Friebe: Und wir müssen noch über eine weitere Personalie reden, die im Vorfeld für Diskussionen gesorgt hat: Der frühere Sportminister, der Vorgänger von Horst Seehofer, Thomas De Maizière ist zum neuen Vorsitzenden der DOSB- Ethik Kommission gewählt worden. Wie hat sich das vor Ort dargestellt?
    Schültke: Da gab es auch eine kleine Überraschung zu Beginn. Denn eigentlich sollte Thomas De Maizière vorher auch noch zum persönlichen Mitglied des DOSB gewählt werden. Und das hat er vorher schon abgesagt. Hat gesagt, er kann nicht kandidieren als persönliches Mitglied. Und das wäre auch wirklich schräg gewesen: Denn wie kann ein Mitglied des DOSB den Dachverband quasi von außen prüfen, wenn er selber mittendrin mit dabei ist. Das haben die Beteiligten dann wohl gestern Abend sich nochmal überlegt, haben das rechtzeitig erkannt und dann die Konsequenzen gezogen.
    Aber insgesamt muss man schon sagen, insgesamt war das eine Mitgliederversammlung, die schon an einigen Stellen überraschend war.