"Das ist die dritte Stunde, der Klaus ist super talentiert, der versucht mit dem Schirm aufs Board zu kommen!"
Kitelehrer Oli zieht sich seine Kappe ins Gesicht, seine blitzenden Augen wandern von rechts nach links – immer auf die zwei kleinen Punkte auf dem Wasser gerichtet: sein Kite-Schüler und Kathrin, die Kite-Lehrerin hinter ihm.
"Boah, 20 Meter am Stück, super!"
Schüler Klaus hat es geschafft: für ein paar Sekunden flitzt er auf seinem Mini-Surfboard über das Wasser. Die Hände hat er fest an die Lenkstange geklammert, über ihm tanzt der gelbe Lenkdrachen, der ihn zieht.
Oli stakst ein paar Meter durch den heißen Sand unter die Palmen neben dem Paniniwagen, zu den Könnern. Es sind alles Männer, alle in lässigen Bermuda-Shorts – über denen sich bei vielen ein weniger lässiger Bauchansatz wölbt.
"Es ist einfach, die meisten denken, man braucht Armmuskeln, das stimmt aber nicht",
ruft Kite-Lehrerin Kathrin unter dem Acht-Quadratmeter-Segel hervor, das sie gerade mit ihrem Schüler an Land zerrt. Zehn Augenpaare der Bermudashorts-Träger beobachten sie - die einzige Kiterin hier am Strand.
"Man muss dafür nicht fit sein, Kiten ist lange nicht so anstrengend wie Windrufen",
meint da auch Oli, Kathrins Kollege und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Das einzige anstrengende sei das Aufpumpen des Kiteschirms. Die Jungs unter den Palmen nicken – Kiten, das sei ja in erster Linie ja kein Sport, sondern ein Lebensstil.
"Ein Kiter ist jemand, der die Herausforderung sucht. Der Spaß hat am Leben, der immer ne Herausforderung sucht. Die Leute - das passt”",
meint zum Beispiel der Frankfurter Christian.
Die Leute – das sind die tropfnassen Gestalten, die einer nach dem anderen ihre bunten Lenkdrachen landen und sich nebenan, in die Schlange vor dem Paniniwagen, einreihen. Die meisten sind noch etwas bleich, die meisten sind über 30 und die meisten haben einen guten Job:
""Ich bin Berater."
"Ich bin Selbständig im Export/Import."
Die Kitelehrer Kathrin und Oli beißen in ihr duftendes Fisch-Sandwich und setzen sich in den Sand hinter einen Wagen. Genau, das sei ihr Publikum, meinen sie mit Blick auf die Kiosk-Schlange. Europäische Kite-Touristen – jede Saison kommen mehr. Es sind Leute, die sich den 800-Euro-Flug leisten können. Und die meist nicht in billigen Bungalows am Strand leben, sondern in einem der schicken Fünf-Sterne-Tempel. Kathrin nickt so heftig, dass ihr die hochgesteckte Sonnenbrille von den kurzen Stoppelhaaren rutscht.
"Da laufen einem Schickimickileute über den Weg. Das sieht man erst auf den zweiten Blick, wenn man sich beim Bierchen unterhält, dann erzählen sie, was sie beruflich machen - alle Upper Class."
Sie kennt sich aus, schließlich hat die Kite-Lehrerin den neuen Trendsport für die Sporthochschule Köln untersucht.
"Aber nichts desto trotz gibt's auch Jugendliche , die sich auf einem anderen Weg den Weg ins Kiten verschaffen",
erzählt die durchtrainierte Frau und winkt einen muskelbepackten, dunkelhäutigen Sunnyboy zu sich herüber: Es ist Max, 25, der einzige Kreole hier am Strand. Mit einem breiten Grinsen fläzt er sich neben Kathrin, seine Chefin. Kathrin hat Max als Kite-Lehrer eingestellt. Gleichgültig lässt Max seinen Blick an der Kiosk-Schlange entlang gleiten und meint:
"Die Weißen haben mir gesagt: 'Kiten, das ist nichts für Schwarze, das ist nur ein Sport für Weiße'.”"
Aber das habe ihn angestachelt – damals, vor acht Jahren - als die ersten weißen Kiter auf Mauritius auftauchten. Nur: Max hatte schlicht und ergreifend keine 2000 Euro für die Kite-Ausrüstung – von den 40 Euro pro Kitestunde ganz zu schweigen.
""Ich habe mir gesagt: Okay, ich habe kein Geld, um mir einen neuen Kite zu kaufen. Aber was ich machen kann: Ich kann für eine Kite-Schule arbeiten."
Und so deren Material benutzen und selbst Kiten lernen. Maxs Plan ging auf. Er ist heute einer der besten Kiter der Insel. Und war einer der ersten Schwarzen, die den Sport beherrschten. 250 Euro verdient er jetzt als Kite-Lehrer pro Monat – Durchschnittslohn auf Mauritius.
"Mittlerweile gibt es immer mehr Mauritianer die Kiten lernen",
sagt Max und zeigt auf das Wasser, wo zwischen den vielen Bleichgesichtern auch ein paar Kreolen durch die Bucht flitzen. Allerdings – es sind alles Männer. Kathrin zuckt mit den Schultern, ja, Kiterinnen – das sei Mangelware, weltweit.
"Auch hier auf Mauritius, mir ist noch keine Kiterin über den Weg gelaufen. Von meinen Schülern sind gerade zwei weiblich."
Und die biegen auch gerade um die Ecke – knappe Bikinis, große Sonnenbrillen – Kathrin lacht, Max spritzt auf. Klar, dass er sich gerne um sie kümmert. Aber, meint die Kite-Lehrerin, so ein neuer Sport muss sich erstmal etablieren – schließlich sei er erst zehn Jahre alt.
"Genau und darum bin ich auch überzeugt, dass das Kitesurfen nicht nur eine Sportart für die nächsten fünf Jahre bleiben wird, sondern der Trend sich auch verfestigen wird. Da es nicht nur eine Szene ist, wo es schnell langweilig wird, sondern es ist eine Szene, wo verschiedene Schichten aufeinander treffen! Und das macht das Ganze interessant."
Und vielleicht kann sie ja mit ihren Girls-Camps die Mädels überzeugen – genau wie Max seinen Kumpels bewiesen hat, dass man auch ohne viel Geld kiten kann – wenn man nur will.
Kitelehrer Oli zieht sich seine Kappe ins Gesicht, seine blitzenden Augen wandern von rechts nach links – immer auf die zwei kleinen Punkte auf dem Wasser gerichtet: sein Kite-Schüler und Kathrin, die Kite-Lehrerin hinter ihm.
"Boah, 20 Meter am Stück, super!"
Schüler Klaus hat es geschafft: für ein paar Sekunden flitzt er auf seinem Mini-Surfboard über das Wasser. Die Hände hat er fest an die Lenkstange geklammert, über ihm tanzt der gelbe Lenkdrachen, der ihn zieht.
Oli stakst ein paar Meter durch den heißen Sand unter die Palmen neben dem Paniniwagen, zu den Könnern. Es sind alles Männer, alle in lässigen Bermuda-Shorts – über denen sich bei vielen ein weniger lässiger Bauchansatz wölbt.
"Es ist einfach, die meisten denken, man braucht Armmuskeln, das stimmt aber nicht",
ruft Kite-Lehrerin Kathrin unter dem Acht-Quadratmeter-Segel hervor, das sie gerade mit ihrem Schüler an Land zerrt. Zehn Augenpaare der Bermudashorts-Träger beobachten sie - die einzige Kiterin hier am Strand.
"Man muss dafür nicht fit sein, Kiten ist lange nicht so anstrengend wie Windrufen",
meint da auch Oli, Kathrins Kollege und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Das einzige anstrengende sei das Aufpumpen des Kiteschirms. Die Jungs unter den Palmen nicken – Kiten, das sei ja in erster Linie ja kein Sport, sondern ein Lebensstil.
"Ein Kiter ist jemand, der die Herausforderung sucht. Der Spaß hat am Leben, der immer ne Herausforderung sucht. Die Leute - das passt”",
meint zum Beispiel der Frankfurter Christian.
Die Leute – das sind die tropfnassen Gestalten, die einer nach dem anderen ihre bunten Lenkdrachen landen und sich nebenan, in die Schlange vor dem Paniniwagen, einreihen. Die meisten sind noch etwas bleich, die meisten sind über 30 und die meisten haben einen guten Job:
""Ich bin Berater."
"Ich bin Selbständig im Export/Import."
Die Kitelehrer Kathrin und Oli beißen in ihr duftendes Fisch-Sandwich und setzen sich in den Sand hinter einen Wagen. Genau, das sei ihr Publikum, meinen sie mit Blick auf die Kiosk-Schlange. Europäische Kite-Touristen – jede Saison kommen mehr. Es sind Leute, die sich den 800-Euro-Flug leisten können. Und die meist nicht in billigen Bungalows am Strand leben, sondern in einem der schicken Fünf-Sterne-Tempel. Kathrin nickt so heftig, dass ihr die hochgesteckte Sonnenbrille von den kurzen Stoppelhaaren rutscht.
"Da laufen einem Schickimickileute über den Weg. Das sieht man erst auf den zweiten Blick, wenn man sich beim Bierchen unterhält, dann erzählen sie, was sie beruflich machen - alle Upper Class."
Sie kennt sich aus, schließlich hat die Kite-Lehrerin den neuen Trendsport für die Sporthochschule Köln untersucht.
"Aber nichts desto trotz gibt's auch Jugendliche , die sich auf einem anderen Weg den Weg ins Kiten verschaffen",
erzählt die durchtrainierte Frau und winkt einen muskelbepackten, dunkelhäutigen Sunnyboy zu sich herüber: Es ist Max, 25, der einzige Kreole hier am Strand. Mit einem breiten Grinsen fläzt er sich neben Kathrin, seine Chefin. Kathrin hat Max als Kite-Lehrer eingestellt. Gleichgültig lässt Max seinen Blick an der Kiosk-Schlange entlang gleiten und meint:
"Die Weißen haben mir gesagt: 'Kiten, das ist nichts für Schwarze, das ist nur ein Sport für Weiße'.”"
Aber das habe ihn angestachelt – damals, vor acht Jahren - als die ersten weißen Kiter auf Mauritius auftauchten. Nur: Max hatte schlicht und ergreifend keine 2000 Euro für die Kite-Ausrüstung – von den 40 Euro pro Kitestunde ganz zu schweigen.
""Ich habe mir gesagt: Okay, ich habe kein Geld, um mir einen neuen Kite zu kaufen. Aber was ich machen kann: Ich kann für eine Kite-Schule arbeiten."
Und so deren Material benutzen und selbst Kiten lernen. Maxs Plan ging auf. Er ist heute einer der besten Kiter der Insel. Und war einer der ersten Schwarzen, die den Sport beherrschten. 250 Euro verdient er jetzt als Kite-Lehrer pro Monat – Durchschnittslohn auf Mauritius.
"Mittlerweile gibt es immer mehr Mauritianer die Kiten lernen",
sagt Max und zeigt auf das Wasser, wo zwischen den vielen Bleichgesichtern auch ein paar Kreolen durch die Bucht flitzen. Allerdings – es sind alles Männer. Kathrin zuckt mit den Schultern, ja, Kiterinnen – das sei Mangelware, weltweit.
"Auch hier auf Mauritius, mir ist noch keine Kiterin über den Weg gelaufen. Von meinen Schülern sind gerade zwei weiblich."
Und die biegen auch gerade um die Ecke – knappe Bikinis, große Sonnenbrillen – Kathrin lacht, Max spritzt auf. Klar, dass er sich gerne um sie kümmert. Aber, meint die Kite-Lehrerin, so ein neuer Sport muss sich erstmal etablieren – schließlich sei er erst zehn Jahre alt.
"Genau und darum bin ich auch überzeugt, dass das Kitesurfen nicht nur eine Sportart für die nächsten fünf Jahre bleiben wird, sondern der Trend sich auch verfestigen wird. Da es nicht nur eine Szene ist, wo es schnell langweilig wird, sondern es ist eine Szene, wo verschiedene Schichten aufeinander treffen! Und das macht das Ganze interessant."
Und vielleicht kann sie ja mit ihren Girls-Camps die Mädels überzeugen – genau wie Max seinen Kumpels bewiesen hat, dass man auch ohne viel Geld kiten kann – wenn man nur will.