Der Guardian berichtete am Donnerstag über den Tod Lees und berief sich dabei auf Informationen aus dessen Familie. Weitere Stellungnahmen lehnte die Familie ab.
Mehr als 200 Rollen
Weit über 200 Rollen hat er im Laufe seiner Karriere gespielt. Das könnte Weltrekord bedeuten für Christopher Lee, der heute im Alter von 93 starb. Auch im hohen Alter schien der britische Schauspieler, der als Vampir Graf Dracula Ende der 50er-Jahre seinen internationalen Durchbruch feiern konnte, nicht müde zu sein, vor Filmkameras zu stehen So spielte er zuletzt den Bösewicht Saruman in "Der Herr der Ringe"-Trilogie und war der Gegenspieler Obi-Wans in der "Star Wars"-Saga. Manchmal - da reicht es bereits aus, wenn ein Schauspieler fauchen und knurren kann, um den Grundstein für eine FiImkarriere zu legen. Christopher Lee hat 1958 gefaucht und geknurrt - und es hat gereicht.
Zelt seines Lebens ist Christopher Lee das Gesicht der von Bram Stoker erschaffenen Figur des Grafen Dracula aus Transsilvanien. Einen Untoten zu vernichten, das musste nicht nur Peter Cushing als Draculas Gegenspieler Van Helsing feststellen, erwies sich - trotz Sonnenlicht, Knoblauch und Kruzifix - nicht gerade als ein Kinderspiel. Dracula erhob sich allein mit Christopher Lee in der Reihe der englischen Hammer-Studios noch sieben weitere Male aus seiner Gruft.
Die Dunkelheit war seine Arbeitszeit
Die Dunkelheit wird fortan Christopher Lees bevorzugte Arbeitszeit. Denn neben Dracula warten in den 60er-Jahren noch diverse Gruselgestalten darauf, von dem 1922 in London geborenen Sohn eines Oberst und einer italienischen Grafin verkörpert zu werden. Um sich vom Image des "Kronprinzen des Schreckens" zu lösen, verlegt Lee in den Siebzigern seinen Wohnsitz nach Hollywood und dreht in allen möglichen Genres.
Der Cousin von "007"-Autor lan Fleming wird Bond-Bösewicht in "Der Mann mit dem goldenen Colt", ist Graf Rochefort bei den "Musketieren" und auch weiterhin immer wieder Graf Dracula - in Produktionen, die besser nie gedreht worden wären. Über Beschäftigungsmangel jedenfalls hat sich Christopher Lee nie beklagen können - über die Qualität seiner Filme schon eher. Doch wie kein Zweiter hat es der Brite geschafft, nicht von Erinnerungen zu leben, sondern auch noch im Kino der Gegenwart der beste aller Bösewichte zu sein.
"Wir alle haben eine dunkle Seite"
Zu "Der Herr der Ringe" sagte er: "Ich kann nur sagen, als ich die Bücher las, als sie erschienen, dachte ich, dass ist das Tollste, was ich je In meinem Leben gelesen habe! Ich habe immer schon davon geträumt, dass diese Bücher verfilmt wurden." Sie sind von Peter Jackson mit sensationellem Erfolg verfilmt worden - mit Christopher Lee als finsterem Zauberer Saruman, der alles daran setzt, in den Besitz des Rings zu kommen. Fantastische Geschichten wie diese seien es, die ihn immer schon fasziniert haben. "Wir alle haben eine dunkle Seite, das ist ein Fakt - so einfach ist das."
Neben dem "Herrn der Ringe" ist Lee gleich noch in einer weiteren erfolgreichen Saga mit von der Partie. In "Episode 2" von "Star Wars" spielt er Count Dooku, den Gegenspieler Obi-Wans. Mit stolzen 80 muss Christopher Lee noch zum Lichtschwert greifen. "Na ja, ich habe wahrscheinlich mehr gefochten auf Zelluloid als irgendein anderer Schauspieler. Ich habe eine Menge Narben, die das beweisen. Und dieser Kampf ist größer als alles, bei dem Ich je mitgemischt habe."
Dass ihn die Filmproduzenten auch im Alter nicht ausgemustert haben, hat den zwei Meter großen Hünen mit besonderem Stolz erfüllt. Mehr als 60 Jahre ein Markenname in Hollywood zu sein - welcher seiner Kollegen hätte das von sich sagen können?! "Das passiert einem Schauspieler nicht oft. Selbst nicht zu den Zeiten der Giganten. Na ja, diese Zeiten gibt's schon lange nicht mehr. Die Stars von heute sind - in deutsch würde man wohl sagen: nur Zwerge mit langen Schatten."