Mitternacht. Und schon schreitet er die große Freitreppe herab, der Fürst der Finsternis, gemessenen Schritts, ein Gebieter, gefürchtet, sagenumwoben, zu seinen Füßen nächtliches Kleingetier, eine Spinne mit ihrer Blutbeute im weit gespannten Netz. Doch im fahlen Licht zeigt sich kein Schreckgespenst, keine Horrorfigur, sondern - das Gegenteil von Murnaus Scheusal "Nosferatu" - ein Gentleman, mit Smoking und Orden, elegant, charmant, von ausgesuchter Höflichkeit.
"I am Dracula. I bid you welcome."
Tod Brownings "Dracula" kam am 14. Februar 1931 in den USA in die Kinos und gehört zu den ersten Tonfilmen. Der erfahrene Stummfilmregisseur, ein Außenseiter, mit einer Vorliebe für Freaks, Monster, das Absonderliche schlechthin, erkannte, worauf es jetzt ankam: Das "Genre Horrorfilm" musste erst einmal erfunden werden. Erzählen im Gleichgewicht zwischen Zeigen und Verbergen. Der Roman "Dracula" von Bram Stoker war bereits 1897 ein Welterfolg geworden, auch das Theaterstück feierte von New York bis London Triumphe, aber in Hollywood ging die Angst um, dass die Blutsauger die amerikanischen Zuschauer, vor allem das weibliche Publikum, abschrecken würden. Brownings Dracula ist jedoch keine abstoßende Fantasyfigur, sondern realistisch und Vertrauen erweckend. Ein Schmeichler.
"I am Dracula. I bid you welcome."
Tod Brownings "Dracula" kam am 14. Februar 1931 in den USA in die Kinos und gehört zu den ersten Tonfilmen. Der erfahrene Stummfilmregisseur, ein Außenseiter, mit einer Vorliebe für Freaks, Monster, das Absonderliche schlechthin, erkannte, worauf es jetzt ankam: Das "Genre Horrorfilm" musste erst einmal erfunden werden. Erzählen im Gleichgewicht zwischen Zeigen und Verbergen. Der Roman "Dracula" von Bram Stoker war bereits 1897 ein Welterfolg geworden, auch das Theaterstück feierte von New York bis London Triumphe, aber in Hollywood ging die Angst um, dass die Blutsauger die amerikanischen Zuschauer, vor allem das weibliche Publikum, abschrecken würden. Brownings Dracula ist jedoch keine abstoßende Fantasyfigur, sondern realistisch und Vertrauen erweckend. Ein Schmeichler.
"Miss Mina, darf ich später noch einmal kommen und mich erkundigen, wie es Ihnen geht?" "Aber gern."
Im Wettlauf um den Stoff siegte Universal Pictures, kaufte die Rechte am Theaterstück, engagierte Regisseur Tod Browning und, nachdem Conrad Veith abgesprungen war, notgedrungen den ‚ungelernten‘ Schauspieler Bela Lugosi. Der Mann mit dem eindringlichen Blick, der kaum des Englischen mächtig war, hatte mit seinem österreichisch-ungarischen Akzent am Broadway Begeisterungsstürme ausgelöst: als Graf Dracula. Den Frankenstein zu spielen, hat er später abgelehnt.
"Frankensteins Monster, was ist das schon. Das ist doch bloß alles Maske und Gegrunze. Huah."
"Frankensteins Monster, was ist das schon. Das ist doch bloß alles Maske und Gegrunze. Huah."
Das rollende R Bela Lugosis wurde zum berühmten Stilmittel
Lugosis Dracula war hingegen eine Mischung aus hypnotischem, wie von innen erleuchtetem Blick und einer manierierten Sprechweise, die er kultivierte und selbstverliebt vor dem Spiegel probte. Das rollende R des Ungarn wurde zum Stilmittel, zum turtelhaften Gurren. Es war die Rolle seines Lebens, er verschmolz mit der Figur, wurde zu Dracula, dem Verführer, zum Maßstab aller Vampire der folgenden 100 Jahre. Ein Sexsymbol. Und die Frauen lagen ihm zu Füßen.
"I am Dracula."
Die Dreharbeiten fanden unter der strengen Aufsicht des Studios statt, Sparen war Gebot. Zum Ärger des Regisseurs wurde nachts auf dem Set noch eine spanische Version des Films gedreht, die gleichzeitig ins Kino kam. Browning war von der Montage ausgeschlossen, ebenso, wie bei den Studios üblich, vom final cut. Die Schlussszene, heißt es, stamme nicht von ihm. Aber der Erfolg war überwältigend. Die Kritiker schwärmten von Brownings Gefühl für den Stimmungsaufbau, von Karl Freunds sensibler Kameraarbeit, lobten die lautlosen kontrollierten Bewegungen, die in die Glieder krochen, das schleichende Unbehagen, das Unheimliche. Der schwarze Umhang Draculas, der die jungen Frauen umschloss, erschien wie eine erotische, keine bedrohliche Geste, die todbringenden spitzen Eckzähne waren tabu wie der Biss, der geschwind von einer schwarzen Abblende zugedeckt wurde. Ein Lehrstück über Sex und Tod.
"To die, to be really dead, that must be glorious. There are far worse things awaiting man than death."
Die Dreharbeiten fanden unter der strengen Aufsicht des Studios statt, Sparen war Gebot. Zum Ärger des Regisseurs wurde nachts auf dem Set noch eine spanische Version des Films gedreht, die gleichzeitig ins Kino kam. Browning war von der Montage ausgeschlossen, ebenso, wie bei den Studios üblich, vom final cut. Die Schlussszene, heißt es, stamme nicht von ihm. Aber der Erfolg war überwältigend. Die Kritiker schwärmten von Brownings Gefühl für den Stimmungsaufbau, von Karl Freunds sensibler Kameraarbeit, lobten die lautlosen kontrollierten Bewegungen, die in die Glieder krochen, das schleichende Unbehagen, das Unheimliche. Der schwarze Umhang Draculas, der die jungen Frauen umschloss, erschien wie eine erotische, keine bedrohliche Geste, die todbringenden spitzen Eckzähne waren tabu wie der Biss, der geschwind von einer schwarzen Abblende zugedeckt wurde. Ein Lehrstück über Sex und Tod.
"To die, to be really dead, that must be glorious. There are far worse things awaiting man than death."
Die Todessehnsucht Draculas, endlich sterben zu dürfen, statt unter erniedrigenden Umständen leben zu müssen, spiegelt auch die damaligen Zeitumstände, die Folgen der Großen Depression, das Bedürfnis nach Ablenkung, Flucht, Eskapismus. Regisseur Tod Browning soll diese zentrale Aussage vor dem Rotstift des Studios gerettet haben. Der Klassiker "Dracula" kam 1999 mit dem Soundtrack von Philip Glass auf DVD heraus. Dracula ist und bleibt unsterblich.