Obwohl mittlerweile 30 Jahre seit den Olympischen Sommerspielen 1992 vergangen sind, ist Jack McCallum immer noch hörbar begeistert, als er mit dem Deutschlandfunk über das “Dream Team” spricht: “Dieses Team war so außergewöhnlich, dass wir immer noch darüber reden. Und zwar nicht nur, weil die Spieler als Mannschaft so gut waren, sondern auch, weil Michael Jordan, Magic Johnson, Larry Bird, Scottie Pippen, Charles Barkley als Individualisten immer noch zu den Besten gehören, die es je gegeben hat.”McCallum hat 1992 die US-Nationalmannschaft als Journalist begleitet. Von der ersten Trainingseinheit in Kalifornien, bis zum Turniersieg in Barcelona – und seine Erlebnisse in einem 2012 erschienenen Buch aufgeschrieben. Dass die Profis aus Nordamerikas NBA in Barcelona ihre Olympia-Premiere erleben, liegt an Borislav Stankovic. Der damalige Präsident des Basketball-Weltverbandes FIBA lässt im April 1989 eine Abstimmung durchführen, ob NBA-Spieler künftig bei FIBA-Turnieren dabei sei sollten. Das Ergebnis fällt mit 56:13 eindeutig aus. Somit sind die Türen offen für die besten Basketballer der Welt.
Michael Jordan zögert vor Zusage zu Olympia
Doch der Star schlechthin, Michael Jordan von den Chicago Bulls, hat keine Lust, denn er hatte bereits 1984, kurz bevor er in die NBA kam, in Los Angeles Olympiagold gewonnen. In einer Dokumentation des US-Fernsehens betont Jordan, er habe gehofft, nicht vom Verband gefragt zu werden und einen Weg gesucht, um freundlich abzusagen. Als er dennoch eine Anfrage des US-Verbandes bekommt, will Jordan wissen, wer sonst noch zum Kader gehört. Es dauert nicht lange und USA Basketball hat ein Team zusammen mit allen großen Namen der damaligen Zeit. Von Magic Johnson über Larry Bird bis Karl Malone, Charles Barkley oder auch Patrick Ewing und Scottie Pippen. Und so sagt auch Jordan zu.
Die NBA-Stars überzeugen nicht nur sportlich
Elf Spieler des Teams sind NBA-Stars, hinzu kommt mit Christian Laettner ein College-Spieler. Jordan erinnert sich an “viele Egos” in der Mannschaft – und daran, dass jeder im Trainingslager zeigen wollte, warum er ausgewählt worden war. Doch die Individualisten werden schnell zu einer Einheit. Beim Qualifikationsturnier für Barcelona gewinnen die USA ihre sechs Spiele im Schnitt mit 51 Punkten Vorsprung. Sie reisen nicht nur als großer Favorit in die Olympiastadt, sondern auch als große Attraktion. 1992 ist das Internet noch nicht so weit verbreitet.Zwar haben Viele von Jordan und Co. gehört, sie aber noch nie gesehen. Jack McCallum: “Die waren fast wie Mythen. Du wusstest, dass es sie gibt, aber vielmehr auch nicht. Und dann kommen sie alle nach Barcelona und sind sogar noch besser, als du dachtest. Sie haben unglaublich gespielt. Es kam einfach alles zusammen und war der perfekte Zeitpunkt.” Die Basketballer werden empfangen wie Rockstars. Hubschrauber sichern den Luftraum ab, eine Polizeieskorte bringt den Bus zum Hotel, tausende Fans stehen an den Straßen Spalier. Charles Barkley ist beeindruckt: “Da haben wir erstmals realisiert, wie populär wir sind. Und ich habe nur gesagt: „wenn wir verlieren, ist das die größte Sensation der Sportgeschichte.“Das “Dream Team” wohnt nicht im Olympischen Dorf, sondern mitten in Barcelona, direkt an der Touristenmeile “Las Ramblas”. Die Spieler geben sich Fan-freundlich in der Freizeit und professionell auf dem Spielfeld. Zum Auftakt wird Angola 116:48 besiegt. Gegen Deutschland gibt es einen Erfolg mit 43 Punkten Vorsprung. Das Finale gegen Kroatien gewinnen die USA 117:85 und werden souverän Olympiasieger.
Basketball gewinnt durch das „Dream Team“ weltweit an Popularität
Durch das “Dream Team” sei Basketball populärer geworden als durch jedes andere Ereignis in der Geschichte dieses Sports, sagt Craig Esherick gegenüber dem Deutschlandfunk. Er ist Dozent für Sports Management an der George Mason University im US-Bundesstaat Virginia und hat zusammen mit zwei Kollegen den Einfluss des US-Basketballs auf den weltweiten Basketball zwischen 1992 und 2016 analysiert. Dabei ist er zur Erkenntnis gekommen, dass auch die NBA vom Auftritt des “Dream Teams” in Barcelona profitiert hat. “Es hat dem NBA-Business ungemein geholfen, denn das NBA-Business wurde profitabler, weil mehr Spieler in die Liga kamen. Ich habe mal nachgeschaut, wie viele internationale Spieler in der NBA gespielt haben. 1991/92 waren es 23 – 2021 sind es 109 gewesen, aus 39 Ländern.”Mittlerweile sind viele internationale Profis prägende NBA-Spieler geworden. Der Franzose Tony Parker zum Beispiel, Manu Ginobili aus Argentinien oder natürlich Dirk Nowitzki. Sie alle entstammen der Generation, die 1992 als Kinder und Jugendliche vor dem Fernseher gesehen und begeistert dem “Dream Team” zugeschaut hat.