"Im Winter erlebt man den Spreewald natürlich auf dem Wasser ganz anders als im Sommer. Die Kulisse stellt sich anders dar, wir haben ja nicht mehr dieses Vogelgezwitscher, hin und wieder sieht man noch einen Eisvogel, der bleibt ja im Winter hier."
Dirk Meier aus Burg hat schon vieles gemacht in seinem Leben: Radweltmeister, Bau-Maschinist, und Fleischer. 2000 endlich hat er sich seinen Lebenstraum erfüllt mit dem Amt als Hafenmeister der Oberspreewald-Gemeinde Burg. Schon mit 6 ist er Kahn gefahren, wenn der Opa ihn an die "Rudel" gelassen hatte. Die Rudel, das sind die bis zu 4,50m langen Holzstangen, mit denen die Kähne durch die flachen Fließe fortbewegt werden. Wir sind, dick eingemummelt in Decken, auf der Hauptspree unterwegs. Unweit von uns, fast parallel die Neue Spree, die Kleine Spree und viele Nebenflüsse.
Glühwein gibt's und Schnäpschen.
"Da ist der Eisvogel vorne! Ganz links fliegt er!"
Ein kleines schwarzes Etwas fliegt auf. Nicht zu sehen sein orangefarbenes Bäuchlein. Die Stille des Schwarz-Erlen-Hochwaldes wird vereinzelt von Geräuschen des Holzhackens und der Motorsäge auf den Gehöften unterbrochen. Einige von ihnen haben noch die spreewaldtypischen reetgedeckten Holzbohlenhäuser. -
Noch ein Becher Glühwein! Kälte kriecht uns langsam die Beine hoch in dem knapp über dem Wasser liegenden Kahn.
"Ich kann mich gut erinnern, dass wir früher hin und wieder doch auch Ski gefahren sind in Burg, wo wir die Skier mit Kerzenwachs gewachst haben, wie es früher üblich war. Bei uns gab's Heiligabend immer den Karpfen in Blau und dann sind wir im Prinzip von einer Oma zur andern gefahren und haben uns die Gänsekeulen geteilt."
Nach der kühlen Kahnfahrt ist es gemütlich, im Warmen zu sitzen und Pittkunings bei seiner Adventsvorstellung im Sorben-Heimatmuseum Dissen zu zuhören. Dissen liegt nicht weit entfernt vom Spreehafen Burg. Der Liederpoet, mit bürgerlichem Namen Peter König, ist 'gelernter' Sorbe. Mit litauisch-ostpreußischen Vorfahren im Unterspreewald aufgewachsen, hat er als Erwachsener erst die slawische Sprache erlernt und sich in die sorbische Kultur verliebt. Pittkunings erzählt, dass eine alte Advents-Tradition erst nach der Wende wieder aufgelebt ist in den Sorbengemeinden. Anstelle des Weihnachtsmannes oder des Nikolaus bringt bereits in der Adventszeit das "Bescherkind", ein verschleiertes Mädchen in bunt verzierter Brautjungferntracht, Süßigkeiten, Äpfel und Nüsse als Geschenke für die Kleinen in die Familien.
"'s ist wahrscheinlich noch älter als das Christentum. Es wird zwar zu Weihnachten gemacht, aber es hat so was sehr Mythisches. Wir haben viele Bräuche, die noch Relikte aus vorchristlicher Zeit in sich haben. Und dies ist auch bei diesem Bescherkind so, dass das für die Leute, die da sind, nicht nur ne Unterhaltung ist oder n Spaß, sondern die nehmen das sehr ernst, wenn das kommt. Und wenn das Bescherkind mich berührt, das hat auch ne Rute mit, dann bringt das Glück und Segen für das ganze Jahr."
Pittkunings gibt uns beim Abschied den Tipp mit, in der historischen "Kolonie-Schänke" im Ortsteil Burg-Kolonie einzukehren. Dort würden Christa und Dieter Dzíumbla ihren 'Weihnachts-drehboom' gerade aufbauen. Weihnachtsdrehboom? Ja, ja, meint der Liedermacher, den Tannenbaum gäbe es doch im Spreewald erst seit der Preußischen Verordnung von 1910.
"In den sozialistischen Zeiten hat man vom Drehbaum gar nichts gewusst. Also meine Mutter ist 88, die kann sich an so einen Drehbaum überhaupt nicht erinnern. In alten Bücher hat man das ausgegraben und wir haben auch lange gebraucht, bis man denn dahinter gekommen ist, wie man an die Sache herangeht. Wir haben kein Weihnachtsbaum mehr, seitdem wir diesen haben. Ich finde, das ist so gemütlich, wenn der sich so langsam dreht und die Kerzen sich mitdrehen."
Christa Dziumbla schmückt gerade die drei spitzenverzierten Etagen oder Fächer des metergroßen Bäumchens mit Weihnachtsdekorationen und Spreewälder Trachtenpüppchen. Die Kerzen sind jeweils am Rand der Fächer angeordnet. 4 Streben verbinden diese miteinander. Christas Mann hat den kegelförmigen "Drehboom" aus verleimten und lackiertem Sperrholz gebaut.
"Die ganze Sache funktioniert eben, dass er oben nur gelagert ist, ansonsten durch die Wärme sich alles dreht", "
meint der bedächtige Dieter Dziumbla, der zusammen mit seiner Frau eine Spreewaldtrachten-Stickerei betreibt.
Auf der Spitze des Spreewälder Drehbaums sind fächerförmig Holzflügel angebracht wie bei der Erzgebirgspyramide, bei der allerdings die Kerzen stillstehen.
" "Die waren früher aus Weißblech. Von den großen Konservenbüchsen haben die Leute dann diese Flügel gebaut und dieses Gerüst war früher aus Weidenruten, weil im Spreewald viel Weiden angebaut wurden und viel Korbflechter hier waren, war das nächste, so ein Baum zu Weihnachten herzustellen. In dem inneren Spreewald, im dem Sumpfgebiet gedeihen keine Kiefern und keine Tannen."
Weitere Informationen und Internet-Seiten:
www.burg-spreewald-tourismus.de
www.trachtenstickerei.de
Christa Dziumbla
www.kolonieschaenke.de
Heimatmuseum im Storchenort Dissen www.dissen-spreewald.de
Für kalte Tage: Burg ist ein Kurort mit heißer Sole-Quelle:
www.spreewald-therme.de
Zum Schmökern:
Dumont-Reisetaschenbuch Brandenburg,2008
Marco Polo-Lausitz,2006
HB-Bildatlas Spreewald-Lausitz,2008
www.reiseland-brandenburg.de
Am 2. Advent (6.bis 7. Dez.) ist in Burg-Dorf das Burger Adventsfest mit großem Lagerfeuer auf dem Festplatz unweit des Spreehafens und der Tourist-Information. Es gibt Spreewälder Spezialitäten wie Gurken-Bockwurst und den Burger Wappen-Kräuterlikör oder Felicitas-Schokolade, Weihnachtslieder zum Mitsingen:
Touristinformation Burg Tel.:035603-75016-0/Fax:-16, Am Hafen 6, 03096 Burg(Spreewald)
Dirk Meier aus Burg hat schon vieles gemacht in seinem Leben: Radweltmeister, Bau-Maschinist, und Fleischer. 2000 endlich hat er sich seinen Lebenstraum erfüllt mit dem Amt als Hafenmeister der Oberspreewald-Gemeinde Burg. Schon mit 6 ist er Kahn gefahren, wenn der Opa ihn an die "Rudel" gelassen hatte. Die Rudel, das sind die bis zu 4,50m langen Holzstangen, mit denen die Kähne durch die flachen Fließe fortbewegt werden. Wir sind, dick eingemummelt in Decken, auf der Hauptspree unterwegs. Unweit von uns, fast parallel die Neue Spree, die Kleine Spree und viele Nebenflüsse.
Glühwein gibt's und Schnäpschen.
"Da ist der Eisvogel vorne! Ganz links fliegt er!"
Ein kleines schwarzes Etwas fliegt auf. Nicht zu sehen sein orangefarbenes Bäuchlein. Die Stille des Schwarz-Erlen-Hochwaldes wird vereinzelt von Geräuschen des Holzhackens und der Motorsäge auf den Gehöften unterbrochen. Einige von ihnen haben noch die spreewaldtypischen reetgedeckten Holzbohlenhäuser. -
Noch ein Becher Glühwein! Kälte kriecht uns langsam die Beine hoch in dem knapp über dem Wasser liegenden Kahn.
"Ich kann mich gut erinnern, dass wir früher hin und wieder doch auch Ski gefahren sind in Burg, wo wir die Skier mit Kerzenwachs gewachst haben, wie es früher üblich war. Bei uns gab's Heiligabend immer den Karpfen in Blau und dann sind wir im Prinzip von einer Oma zur andern gefahren und haben uns die Gänsekeulen geteilt."
Nach der kühlen Kahnfahrt ist es gemütlich, im Warmen zu sitzen und Pittkunings bei seiner Adventsvorstellung im Sorben-Heimatmuseum Dissen zu zuhören. Dissen liegt nicht weit entfernt vom Spreehafen Burg. Der Liederpoet, mit bürgerlichem Namen Peter König, ist 'gelernter' Sorbe. Mit litauisch-ostpreußischen Vorfahren im Unterspreewald aufgewachsen, hat er als Erwachsener erst die slawische Sprache erlernt und sich in die sorbische Kultur verliebt. Pittkunings erzählt, dass eine alte Advents-Tradition erst nach der Wende wieder aufgelebt ist in den Sorbengemeinden. Anstelle des Weihnachtsmannes oder des Nikolaus bringt bereits in der Adventszeit das "Bescherkind", ein verschleiertes Mädchen in bunt verzierter Brautjungferntracht, Süßigkeiten, Äpfel und Nüsse als Geschenke für die Kleinen in die Familien.
"'s ist wahrscheinlich noch älter als das Christentum. Es wird zwar zu Weihnachten gemacht, aber es hat so was sehr Mythisches. Wir haben viele Bräuche, die noch Relikte aus vorchristlicher Zeit in sich haben. Und dies ist auch bei diesem Bescherkind so, dass das für die Leute, die da sind, nicht nur ne Unterhaltung ist oder n Spaß, sondern die nehmen das sehr ernst, wenn das kommt. Und wenn das Bescherkind mich berührt, das hat auch ne Rute mit, dann bringt das Glück und Segen für das ganze Jahr."
Pittkunings gibt uns beim Abschied den Tipp mit, in der historischen "Kolonie-Schänke" im Ortsteil Burg-Kolonie einzukehren. Dort würden Christa und Dieter Dzíumbla ihren 'Weihnachts-drehboom' gerade aufbauen. Weihnachtsdrehboom? Ja, ja, meint der Liedermacher, den Tannenbaum gäbe es doch im Spreewald erst seit der Preußischen Verordnung von 1910.
"In den sozialistischen Zeiten hat man vom Drehbaum gar nichts gewusst. Also meine Mutter ist 88, die kann sich an so einen Drehbaum überhaupt nicht erinnern. In alten Bücher hat man das ausgegraben und wir haben auch lange gebraucht, bis man denn dahinter gekommen ist, wie man an die Sache herangeht. Wir haben kein Weihnachtsbaum mehr, seitdem wir diesen haben. Ich finde, das ist so gemütlich, wenn der sich so langsam dreht und die Kerzen sich mitdrehen."
Christa Dziumbla schmückt gerade die drei spitzenverzierten Etagen oder Fächer des metergroßen Bäumchens mit Weihnachtsdekorationen und Spreewälder Trachtenpüppchen. Die Kerzen sind jeweils am Rand der Fächer angeordnet. 4 Streben verbinden diese miteinander. Christas Mann hat den kegelförmigen "Drehboom" aus verleimten und lackiertem Sperrholz gebaut.
"Die ganze Sache funktioniert eben, dass er oben nur gelagert ist, ansonsten durch die Wärme sich alles dreht", "
meint der bedächtige Dieter Dziumbla, der zusammen mit seiner Frau eine Spreewaldtrachten-Stickerei betreibt.
Auf der Spitze des Spreewälder Drehbaums sind fächerförmig Holzflügel angebracht wie bei der Erzgebirgspyramide, bei der allerdings die Kerzen stillstehen.
" "Die waren früher aus Weißblech. Von den großen Konservenbüchsen haben die Leute dann diese Flügel gebaut und dieses Gerüst war früher aus Weidenruten, weil im Spreewald viel Weiden angebaut wurden und viel Korbflechter hier waren, war das nächste, so ein Baum zu Weihnachten herzustellen. In dem inneren Spreewald, im dem Sumpfgebiet gedeihen keine Kiefern und keine Tannen."
Weitere Informationen und Internet-Seiten:
www.burg-spreewald-tourismus.de
www.trachtenstickerei.de
Christa Dziumbla
www.kolonieschaenke.de
Heimatmuseum im Storchenort Dissen www.dissen-spreewald.de
Für kalte Tage: Burg ist ein Kurort mit heißer Sole-Quelle:
www.spreewald-therme.de
Zum Schmökern:
Dumont-Reisetaschenbuch Brandenburg,2008
Marco Polo-Lausitz,2006
HB-Bildatlas Spreewald-Lausitz,2008
www.reiseland-brandenburg.de
Am 2. Advent (6.bis 7. Dez.) ist in Burg-Dorf das Burger Adventsfest mit großem Lagerfeuer auf dem Festplatz unweit des Spreehafens und der Tourist-Information. Es gibt Spreewälder Spezialitäten wie Gurken-Bockwurst und den Burger Wappen-Kräuterlikör oder Felicitas-Schokolade, Weihnachtslieder zum Mitsingen:
Touristinformation Burg Tel.:035603-75016-0/Fax:-16, Am Hafen 6, 03096 Burg(Spreewald)