1931 war ein böses Jahr für China. Schneestürme fegten über das Landesinnere, gefolgt von Tauwetter und schweren Zyklonen. Der Pegel des Jangtse erreichte 16 Meter über Normal. Er überflutete die damalige Hauptstadt Nanjing und tötete zwischen 145.000 und 3,7 Millionen Menschen. Das seien natürlich nur grobe Schätzungen, sagt der Wasserbauingenieur Hubertus Milke von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig.
"1954 gab es dann nochmal eine Flutkatastrophe dort, und allein in Wuhan (…) gab es dort bis zu 50.000 Tote, und das hat natürlich auch einen gewissen Druck aufgebaut, und so hatte 1958 schon Mao Tse Tung erste Überlegungen, den Jangtse etwas zu zähmen mit einer Talsperre dort an den drei Schluchten, er scheiterte aber noch an den Kosten."
Die Qutang-, die Wu- und die Xiling-Schlucht zwingen den längsten Fluss Chinas in ein zum Teil nur 80 Meter schmales Tal zwischen über 1000 Meter hohen Felswänden. Den wilden Fluss zu zähmen, war jahrhundertelang der Traum jedes chinesischen Herrschers. In den 1980er-Jahren gewann die alte Idee wieder an Reiz, denn China litt unter zunehmender Energieknappheit.
"1954 gab es dann nochmal eine Flutkatastrophe dort, und allein in Wuhan (…) gab es dort bis zu 50.000 Tote, und das hat natürlich auch einen gewissen Druck aufgebaut, und so hatte 1958 schon Mao Tse Tung erste Überlegungen, den Jangtse etwas zu zähmen mit einer Talsperre dort an den drei Schluchten, er scheiterte aber noch an den Kosten."
Die Qutang-, die Wu- und die Xiling-Schlucht zwingen den längsten Fluss Chinas in ein zum Teil nur 80 Meter schmales Tal zwischen über 1000 Meter hohen Felswänden. Den wilden Fluss zu zähmen, war jahrhundertelang der Traum jedes chinesischen Herrschers. In den 1980er-Jahren gewann die alte Idee wieder an Reiz, denn China litt unter zunehmender Energieknappheit.
Kritiker sahen viele Gefahren
Am 14. Dezember 1994 wurde im Rahmen einer festlichen Eröffnungsfeier der Baubeginn des Drei-Schluchten-Staudamms verkündet – trotz großer Widerstände aus dem Militär, das in der Staumauer ein Angriffsziel für terroristische Anschläge befürchtete. Andere Kritiker sorgten sich vor möglichen Erdbeben, ausgelöst durch den enormen Druck des aufgestauten Wassers. Wieder andere warnten, ganze Hangpartien entlang des riesigen Stausees könnten kollabieren, ins Wasser rutschen und katastrophale Flutwellen auslösen.
"So schlimm ist es Gott sei Dank nicht geworden", sagt der Ingenieurgeologe Kurosch Thuro von der Universität München. Er hat sich auf Hangbewegungen spezialisiert und arbeitet seit Jahren am Drei-Schluchten-Staudamm.
"So schlimm ist es Gott sei Dank nicht geworden", sagt der Ingenieurgeologe Kurosch Thuro von der Universität München. Er hat sich auf Hangbewegungen spezialisiert und arbeitet seit Jahren am Drei-Schluchten-Staudamm.
"Aber man muss sagen, dass natürlich entlang des Reservoirs bestimmt ein paar Hundert so kleinere Rutschungen und sicher auch mittlere und große entstanden sind, die vorher zum Teil nicht da waren, vor allem bei den kleineren und bei den großen sind es meistens reaktivierte Rutschungen."
Der Staudamm kostete 1,3 Millionen Menschen ihre Heimat
Im Kreis Badong etwa sei ein Hang in Bewegung geraten, auf dem Menschen aus den überfluteten Gebieten angesiedelt worden waren. In ihren neuen Häusern zeigten sich auf einmal Risse und Spalten, so dass einige Tausend Bewohner ein zweites Mal umgesiedelt werden mussten. Insgesamt haben fast 1,3 Millionen Menschen durch den Staudamm ihre Heimat verloren. Archäologische Kunstschätze wurden geflutet und die Staumauer bildet ein unüberwindbares Hindernis für unzählige Tiere, die darauf angewiesen sind, durch den Fluss zu wandern. Außerdem blockiert die Mauer den Transport von Sediment aus den Bergen hinab ins Delta des Jangtse.
"Und das stört die Stabilität des Deltas. Da steht Shanghai drauf, wir sprechen also auch über Stabilität von urbanen Bauwerken", sagt Karsten Rinke, der das Department Seenforschung am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg leitet und die Auswirkungen von Talsperren weltweit untersucht. Trotzdem sieht der Biologe im Drei-Schluchten-Staudamm nicht die alleinige Ursache all dieser Umweltprobleme in der Region.
"Und das stört die Stabilität des Deltas. Da steht Shanghai drauf, wir sprechen also auch über Stabilität von urbanen Bauwerken", sagt Karsten Rinke, der das Department Seenforschung am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg leitet und die Auswirkungen von Talsperren weltweit untersucht. Trotzdem sieht der Biologe im Drei-Schluchten-Staudamm nicht die alleinige Ursache all dieser Umweltprobleme in der Region.
"Im Einzugsgebiet des Jangste leben fast eine halbe Milliarde Menschen, entsprechend schlecht ist die Wasserqualität. Sie haben weiterhin 50.000 Staudämme im gesamten Einzugsgebiet, es gibt einen massiven Schiffsverkehr, das heißt, selbst wenn es den Drei-Schluchten-Staudamm nicht geben würde, wäre das Einzugsgebiet aus ökologischer Sicht trotzdem hochgradig degradiert. Das heißt, alles in allem sind die Auswirkungen des Drei Schluchten-Staudamms immens, allein aufgrund der Größe, ein Weglassen des Bauwerks würde aber den Jangtse nicht wieder in ein gesundes Ökosystem zurückverwandeln."
So viel Strom wie 50 Kohlekraftwerke
Viel schlimmer für die Umwelt seien Talsperrenprojekte in weitgehend unberührter Natur, wie sie etwa zurzeit im Kongo oder im oberen Nil geplant sind. Der Drei-Schluchten-Staudamm schützt heute Millionen Menschen im Unterlauf vor Hochwasser. Und das 2012 fertig gestellte Wasserkraftwerk liefert jedes Jahr so viel Strom wie 50 Millionen Tonnen Braunkohle oder acht der leistungsfähigsten Atomkraftwerke der Welt.
Ob diese positiven Auswirkungen des Staudamms die negativen aufwiegen, müsse die Geschichte zeigen, meint der Ingenieurgeologe Kurosch Thuro:
"Momentan sieht es so aus, dass China enorm davon profitiert, die Menschen dort profitieren, nicht einfach nur irgendwie das Land oder die Regierung, sondern wirklich die Menschen, weil die Energie, die da erzeugt wird, extrem notwendig ist und ein Drittel des Landes mit Energie versorgt, das ist schon was bei einem Land wie China mit 1,3 Milliarden Bewohnern."
"Momentan sieht es so aus, dass China enorm davon profitiert, die Menschen dort profitieren, nicht einfach nur irgendwie das Land oder die Regierung, sondern wirklich die Menschen, weil die Energie, die da erzeugt wird, extrem notwendig ist und ein Drittel des Landes mit Energie versorgt, das ist schon was bei einem Land wie China mit 1,3 Milliarden Bewohnern."