3x3-Basketball
Zwischen Erfolg und Strukturmangel

3x3-Basketball begeistert immer mehr Menschen – doch wer diese dynamische Sportart spielen will, stößt auf Hindernisse. Der Zugang zu 3x3 in den Vereinen fehlt. Der Verband will handeln. Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst fordert kreative Lösungen.

Von Lara Zugck |
Ein 3x3-Basketballcourt aus der Vogelperspektive.
3x3-Basketball wird in Deutschland immer beliebter. Allerdings finden viele Spielerinnen und Spieler keinen Zugang zu der Sportart. (IMAGO / Patrick Scheiber / IMAGO / Patrick Scheiber)
"Also es sind sehr viele Anfragen gekommen nach diesem Olympiasieg", erzählt Svenja Brunckhorst, die bei den Spielen in Paris Gold im 3x3 gewonnen hat. Das dynamische 3x3 lockt schon länger: Seit 2022 hat die Sportart in Deutschland 67 Prozent an aktiven Spielern dazugewonnen. Allerdings gibt es gar nicht so viele Spielmöglichkeiten.
Anders als beispielsweise im Beachvolleyball gibt es in den Vereinen noch kein klares Konzept für 3x3. Das erfährt auch Helena Linder. Sie spielt aktuell in der zweiten Basketball-Bundesliga für Heidelberg und nur im Sommer intensiv 3x3. Eigentlich würde sie gerne ganz auf 3x3 umsteigen: "Bislang ist es auf jeden Fall daran gescheitert, dass wir im Winter einfach nichts haben. Ich habe keine Trainingsgruppe, ich habe keine Trainingsmöglichkeiten. Im Winter sind ganz wenig Turniere nur, das ist ja im Prinzip wie die Off-Season im Sommer für Fünf-gegen-Fünf und dadurch gibt es einfach viel zu wenige Turniere und Spielpraxis, wenn man dann auch kein Training hat."

Selbst 3x3-Bundesstützpunkt nicht voll besetzt

Derzeit gibt es zwei professionelle 3x3-Männerteams mit Düsseldorf und St.Pauli und bei den Frauen nur in Hannover einen Bundesstützpunkt mit sechs Kaderplätzen. Aber auch die sind nicht voll besetzt, weil die meisten 3x3-Spielerinnen weiterhin parallel im klassischen Fünf-gegen-Fünf spielen.
"Vielleicht war die Goldmedaille ein paar Schritte zu schnell, so gesagt, dass wir die Infrastruktur noch nicht haben", beschreibt Brunckhorst die Lage. Der Zugang zu 3x3 in Vereinen fehlt. Vom 3x3 leben kann man zurzeit nicht, im Fünf-gegen-Fünf ist das schon eher möglich.
Mathias Zoltner, 3x3-Referent beim Deutschen Basketballbund, sagt dazu: "Da würden wir unbedingt gerne hinkommen eines Tages, aber da müssen wir auch so realistisch sein, dass es jetzt momentan noch nicht so ist".
"Ich würde mir erstmal wünschen, dass es ein klares Konzept gibt für die Weiterentwicklung", kritisiert Brunkhorst.

Ideen sind da - Umsetzung schwierig

Der Verband hat Ideen wie er die Sportart weiterentwickeln will. Er möchte das ganze System für Zuschauer leichter verständlich machen. Und auch Spielerinnen und Spieler sollen einen besseren Zugang haben.
Die Umsetzung ist aber nicht so einfach, erklärt Zoltner: "Was auch sehr am deutschen Sportfördersystem und an der deutschen Sportstättensituation insgesamt liegt. Es ist einfach so, dass viele Vereine einfach Probleme haben, überhaupt Hallenzeiten irgendwo zu bekommen, um überhaupt Training anbieten zu können."

Hürden auch im Verband

Und nicht nur die Hallenzeiten sind ein Problem. Auch im Verband selbst gibt es Hürden. Denn um das Programm weiter aufzubauen, braucht es mehr Personal. Die beantragten Stellen für 3x3 werden aufgrund des Fördersystems aber oft nicht bewilligt.
Ob sich diese Situation durch das neue Sportfördergesetz verbessert, will der Deutsche Basketballbund DBB aber nicht abwarten: "Unser Ziel ist erstmal für 3x3 Basketball-Deutschland, glaube ich, diese Disziplin und diese Sportwelt 3x3 ein bisschen einfacher und zugänglicher für alle zu machen", so Zoltner.
Der Verband arbeitet bereits an Punkten, die er im Rahmen seiner Möglichkeiten verbessern kann. Zum Beispiel: Wer nicht aus der Sportart kommt, weiß nicht, dass es nicht zwingend einen Verein braucht, um an 3x3-Turnieren teilzunehmen. Jeder kann sich anmelden. Ein Team braucht mindestens drei Spieler und jeder Spieler einen FIBA-Account.

Jährliches deutschlandweites Sichtungsturnier

Zusätzlich zu dem Ansatz, dies publiker zu machen, wird auch in den Landesverbänden 3x3 weiter gefördert. Viele Landesverbände haben Landestrainer angestellt, die Landeskadermaßnahmen durchführen und mit den Vereinen zusammenarbeiten. Außerdem findet seit vier Jahren einmal jährlich ein deutschlandweites Sichtungsturnier statt.
Zoltner sieht den nächsten wichtigen Schritt bei der Unterstützung der Vereine: "Da sehe ich uns dann auch in der Pflicht, es den Vereinen zu vereinfachen da zu partizipieren und da mitzumachen und ihnen da so ein bisschen näherzutragen, wie sie da aktiv werden können, um ja gerade für die Kinder und Jugendlichen ein gutes Programm bieten zu können."

Brunckhorst: 3x3-Tour als kreative Lösung

Für diese Umsetzung fordert Brunckhorst Kreativität: "Dass der Verband das pusht und es dann auch ein Umdenken in den Vereinen gibt. Wenn man in kleineren Orten ist und nicht eine Großzahl an Spielerinnen und Spielern hat, dass man dann sagt, anstatt keinen Ligabetrieb zu melden, wieso gibt es dann nicht einen Verbund mit vier bis fünf Teams, dass wir eine 3x3 Tour machen oder so weiter. Also einfach so kreative, innovative Möglichkeiten, wie man beim 3x3 den nächsten Step machen kann."
Was durch Kreativität und Einsatz möglich ist, hat Brunckhorst gemeinsam mit ihrem Team in den letzten Jahren bewiesen. Ihr Wunsch ist, dass es bald für jedes Kind, das Lust auf 3x3 hat, die Möglichkeit gibt, in einem Verein zu spielen. Und genau für diesen Wunsch steht sie mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrer Begeisterung zur Verfügung.