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Dresden
Islamische Einrichtungen werden geschützt

Nach den Sprengstoffanschlägen hat die Polizei in Dresden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Fünf islamische Einrichtungen erhalten Objektschutz. Die Polizei wehrt sich gegen Kritik an ihrer Informationspolitik.

    Polizisten stehen in Dresden vor der Fatih Camii Moschee.
    In Dresden werden jetzt auch islamische Einrichtungen bewacht. (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Als Konsequenz aus den Anschlägen in Dresden sind die Sicherheitsmaßnahmen für die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit vorzeitig in Kraft gesetzt worden. "Der Einsatzmodus hat diese Nacht begonnen", sagte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU). "Der Kontrollbereich für das Festgelände wird entsprechend eingerichtet." Zudem wurden drei Moscheen, ein Gebetsraum und eine Begegnungsstätte unter Polizeischutz gestellt. Die Polizei befinde sich ab sofort "im Krisenmodus", erklärte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar.
    Am Montagabend waren selbstgebaute Sprengsätze vor einer Moschee und einem Kongresszentrum explodiert. Um 21.53 Uhr wurde die Polizei zunächst nach einer Explosion an der Fatih-Moschee alarmiert. Der Imam sowie dessen Frau und die beiden sechs und zehn Jahre alten Söhne, die sich in dem Gebäude befanden, blieben unverletzt. Durch die Druckwelle wurde die Eingangstür nach innen gedrückt. Kretzschmar zufolge hätte die Detonation "durchaus zur Entzündung des Gebäudes führen können". Der Sprengsatz war offenbar an der Haustür angebracht.
    Generalstaatsanwaltschaft übernimmt Ermittlungen
    Eine knappe halbe Stunde später gab es eine weitere Explosion am Internationalen Congress Center in der Nähe des Landtags. Durch die Detonation zersplitterte ein Glasquader auf einer Freiterrasse. An beiden Orten fanden die Ermittler Reste von selbstgebauten Sprengsätzen. Die Polizei geht von einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Allein die Tatsache, dass eine Moschee attackiert wurde, lasse diese Annahme zu, sagte der Polizeipräsident.
    Ein Bekennerschreiben gab es zunächst nicht. Kretzschmar lehnte es vehement ab, sich detailliert zum Stand der Ermittlungen zu äußern. Es sei zu früh, um Informationen zu geben - auch um die Ermittlungen nicht zu gefährden. So lange es keine gesicherten Erkenntnisse gebe, wolle man keinen Nährboden für Spekulationen bieten, sagte Innenminister Ulbig. "Es wird in alle Richtungen ermittelt und nichts ausgeschlossen."
    Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hat die Ermittlungen übernommen. Es wurde ein Verfahren gegen Unbekannt "wegen des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion" eingeleitet, wie die Behörde mitteilte. Da der Verdacht einer politisch motivierten Straftat derzeit nicht ausgeschlossen werden könne, untersucht das Sonderdezernat "Politisch motivierte Kriminalität" die beiden Fälle. Für weitere Angaben zu den Ermittlungen sei es zu früh, sagte ein Sprecher.
    Polizei in Dresden wehrt sich gegen Kritik an Informationspolitik
    Die Ermittler sehen auch eine Verbindung zur zentralen Einheitsfeier am kommenden Wochenende und Montag in Dresden. Dazu werden hunderttausende Besucher sowie Politprominenz wie Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. In dem Kongresszentrum ist am Montag ein Empfang des Bundespräsidenten geplant. Zudem sind rund um den 3. Oktober knapp ein Dutzend Versammlungen angemeldet, unter anderem von der antiislamischen Pegida-Bewegung und von linken Gruppen.
    Warum die Polizei in Dresden die Öffentlichkeit erst so spät über die Anschläge informierte, erklärt sie auf Facebook. "Uns wird gerade vorgeworfen, dass wir nicht sofort gestern Nacht an die Öffentlichkeit gegangen sind. Dieser Wunsch nach schneller Information ist verständlich und gründet sich auf viele Motive. Besorgnis verstehen wir, durchschaubare Meinungsmache dagegen nicht", heißt es dort. "Wir klären erst mit gebotener Sicherheit die Fakten und gehen dann damit an die Öffentlichkeit."
    Von den Sprengstoffanschlägen bis zur Erstinformation der Polizei am Dienstagmorgen waren rund zehn Stunden vergangen. Die Pressemitteilung datiert von 8.13 Uhr, die Anschläge waren demnach um 21.53 Uhr und 22.19 Uhr der Behörde bekannt geworden. Unter einem Facebook-Account "Fatih Moschee Dresden" waren schon um 00:50 Uhr Fotos zu dem Angriff gepostet worden.
    (pg/jasi)